Männerfrei: Roman (German Edition)
hartnäckig.«
» Du darfst dich nicht von einer starken Persönlichkeit dominieren lassen. Und du solltest dir auch keinen Mann suchen, den du dominierst.«
Autsch. Das bezog sich auf Rick und Posh Mark. Jetzt hört es sich an, als wäre ich eine verdammte Geisteskranke.
» Ich kann mich erinnern, dass du früher ein sehr glückliches Kind warst. Wenn dich allerdings in der Schule jemand nicht leiden konnte, hast du immer gedacht, du musst dich besonders anstrengen, um dich bei allen beliebt zu machen.«
» So bin ich nicht mehr«, widerspreche ich ihr entschieden, während mir bewusst wird, dass ich vielleicht doch noch so bin. » Ach, egal, das ist eben ein typisch weiblicher Wesenszug. Wir wollen gefallen. Die Gesellschaft lehrt uns, hübsch und brav zu sein. Der Weiblichkeitswahn.« Der Wodka scheint seine Wirkung zu entfalten.
» Unsinn. Der Weiblichkeitswahn meint Frauen, die ihre Identität und Erfüllung nur durch einen Ehemann und Kinder finden. Betty Friedan! Und ich habe dich sicher nicht dazu erzogen, nur hübsch und brav zu sein! Vielmehr habe ich die klassischen Geschlechterrollen unterwandert und dir sogar kleine Spielzeugtrucks geschenkt.«
» Ja, die ich Ursula und Grace genannt habe und denen ich hübsche Kleider für eine Teeparty anzog.«
» Ja, das ist wahr«, sagt sie und lacht bei der Erinnerung.
» Äh…, gut…, was soll ich denn jetzt tun?«
» Du bist achtundzwanzig Jahre alt!«, entgegnet sie schroff. » Das musst du selbst wissen! Du bist… alt genug…, um deine eigenen Entscheidungen zu treffen.«
» Aber ich fühle mich nicht alt genug«, kontere ich. Im Moment fühle ich mich eher erbärmlich. Am liebsten würde ich mich zu Mum auf die Couch setzen, meinen Kopf an ihre Schulter lehnen und gemeinsam Schwere Colts in zarter Hand anschauen, unseren Lieblingsfilm.
» Du kannst nicht ewig so weitermachen, weißt du. Du hast nichts anderes im Kopf als Klamotten und Ausgehen und dein Vergnügen. Wir sind noch immer mitten in einer Wirtschaftskrise, weißt du. Ich hoffe, du sparst ein wenig Geld…«
» Oh, Mum…« Ich möchte natürlich nicht auf der Couch sitzen, den Kopf an ihre Schulter gelehnt, wenn sie mir eine Strafpredigt hält.
» Das ist mein Ernst. Bloomie und Kate führen anscheinend ein geregeltes Leben.«
Augenblick mal.
» Das ist nicht wahr, Mum. Bei mir läuft es im Moment gerade sehr gut im Job und mit der Männerpause auch. Bloomie dagegen macht eine Million Überstunden in der Woche, und ihr Freund weiß die halbe Zeit nicht, wo sie steckt. Und Kates Firma geht gerade den Bach runter, und außerdem hat sie sich von Tray getrennt. Keine von uns führt ein geregeltes Leben.«
» Nun gut…«, räumt sie widerwillig ein. » Zumindest klingt es so, als würdest du dein Leben wieder mehr genießen. Aber nun… zurück zu diesem › Rick ‹ . Warum triffst du dich mit ihm?«
Ich gebe keine Antwort.
» Wenn du nicht diese Männerpause machen würdest, was für einen Mann würdest du dir dann wünschen? Etwa einen wie Rick?«
» Ähm…« Ich überlege angestrengt. Tief im Innern weiß ich, was ich will, und ich weiß auch, dass es nicht Rick ist. » Ich wünsche mir einen Mann…, ich weiß nicht…, bei dem es sofort Klick macht. Einen Mann, der witzig und auf Zack ist, der mich zum Lachen bringt und der mich auch witzig findet… Außerdem muss er lieb und spontan und interessant sein…« Ich komme mir ein bisschen albern vor, meinen Wunschzettel zu formulieren. Und sinnlos. Auch ein Mann, der all diese Kriterien erfüllt, kann ein Scheißkerl sein. » Das Problem ist, Mum, dass ich mir immer den Falschen aussuche. Hundertprozentig.«
» Nun, ich muss dir leider recht geben, da du dich heute Abend mit diesem Rick triffst«, erwidert sie in scharfem Ton. » Sag mal, bringt dieser Rick dich zum Lachen?« Sie betont seinen Namen besonders, als wäre es ein Pseudonym.
» Ich weiß es nicht mehr.« Ich kann mich im Moment wirklich nicht erinnern. Ich war ausschließlich darauf konzentriert, ihm zu gefallen. Denn es konnte richtig schön sein mit ihm, schöner als mit allen anderen zuvor.
» Kannst du nicht einfach ausgehen und einen Mann kennenlernen, der dich zum Lachen bringt und den du attraktiv findest und so weiter?«
Plötzlich muss ich an Jake denken. Der süße, witzige, reizende, verdammt verführerische Jake.
» Das ist nicht so einfach, Mum… Außerdem weiß ich, dass es sowieso wieder schiefgehen wird.«
» Oh Gott, du darfst nicht so
Weitere Kostenlose Bücher