Männerfrei: Roman (German Edition)
Bio-Erdnussbutter und einer Flasche japanischem Reisessig von einem verunglückten Sushi-Abend, den ich letztes Jahr gegeben habe, gefüllt. Im Gefrierfach ist Brot (es macht keinen Sinn, frisches Brot zu kaufen, wenn man nur ein paar Scheiben in der Woche isst), doch ich bin zu faul, es in den Toaster zu stecken. Ich habe nicht einmal Milch da, um mir einen Kaffee zu machen.
Das ist nicht der Kühlschrank eines Erwachsenen, denke ich. Irgendwann in meinem Leben möchte ich richtige Lebensmittel in einem richtigen Kühlschrank haben.
Ich mache den Kühlschrank wieder zu und starre eine Weile aus dem Küchenfenster. Hinter unserem Haus ist ein hübscher Innenhof mit Kopfsteinplaster. Die kleinen Hintergebäude sind in verschiedenen Pastellfarben gestrichen, wie kandierte Mandeln in einer Reihe, vor denen Luxusautos wie ein Porsche und Range Rover parken.
Manchmal, in aller Herrgottsfrühe, sehe ich die Ehemänner zur Arbeit fahren, die in diesen ehemaligen Kutscherhäuschen wohnen. Um neun Uhr gehen die Kindermädchen mit den Kleinen spazieren. Kurz vor zehn kommen die Personal Trainer der Ehefrauen. Und gegen ein Uhr gehen die nun tadellos gekleideten und frisierten Ehefrauen zum Lunch, manchmal mit tadellos gekleideten und frisierten Kindern im Schlepptau, manchmal nicht.
Und wissen Sie, diese Leute zählen nicht einmal zu den wirklich Reichen in London. Trotzdem ist es ein Leben, das ich mir niemals vorstellen könnte, und dabei ist es nicht so, als wäre ich Almosenempfängerin. So ist eben London. Dort gibt es so viel Reichtum, dass es einfach absurd ist, sich damit zu vergleichen. Ich werde nie genug verdienen, um mir ein Haus in London leisten zu können. Manche meiner Freunde haben das geplant, andere wie Bloomie haben bereits eine Eiegntumswohnung gekauft, aber ich werde wahrscheinlich mein Leben lang zur Miete wohnen. Ich werde zwei Drittel meines Gehalts für die Miete opfern müssen, Nebenkosten, Einrichtung und der ganze Rest nicht inbegriffen. Ich habe es ausgerechnet (okay, Kate hat es für mich ausgerechnet), und mir wurde ganz schlecht bei dem Ergebnis. Kein Wunder, dass ich nicht erwachsen werden will. Meine wirtschaftliche Situation erlaubt das nicht.
Wissen Sie, dass ich in der ganzen Zeit, die ich für Coop gearbeitet habe, keine einzige Gehaltserhöhung hatte? Ich habe nie danach gefragt, und mir wurde nie eine angeboten. Daran muss ich etwas ändern.
Gott, dieser Mist ist deprimierend.
Ich drehe mich um und nehme beinahe unbeabsichtigt ein Glas aus dem Schrank über der Spüle, gebe ein paar Eiswürfel hinein und drei Fingerbreit Wodka. Am liebsten würde ich mir einen Cocktail machen, aber wir haben keinen Mixer. Ich sehe mich in der Küche um, ob wir Zitronen haben, aber Fehlanzeige. Nur ein Stapel ungeöffnete Kontoauszüge auf dem Brotkasten, wie üblich.
Ich gehe hinüber ins Wohnzimmer, nehme mir aus meiner Tasche auf dem Tisch eine Zigarette und ein Feuerzeug, kehre zurück in die Küche, lehne mich aus dem Fenster und zünde meine Zigarette an. Ein Glück, dass ich meine Männerpause nicht unterbrochen habe. Ohne sie wäre ich im selben Zustand wie Anna. Nun ja, vielleicht nicht ganz so durchgeknallt. Aber wahrscheinlich nicht weit davon entfernt. Noch ein paar Jahre mit schlechten Dates und Ricks und…
Oh Gott, die Auszeit, und Rick. Rick, Rick in… Ich sehe auf meine Uhr… einer Stunde und zwanzig Minuten.
Vom Küchenfenster aus kann ich direkt in das Wohnzimmer eines Kerls sehen, der sich irgendeine Reality-Show auf einem riesigen Flachbildschirmfernseher ansieht. Es ist eine von diesen Talentshows. Ich kann damit nicht so viel anfangen, vor allem weil ich mir nie merken kann, wann die Sendungen laufen. Ich glaube, am Samstagabend, und da bin ich sowieso immer verabredet. Aber immer wenn ich zufällig hineinzappe, kommen mir garantiert mindestens einmal die Tränen, meistens zweimal. Wenn man verfolgt, wie die Leute hoffen und beten und dann rausfliegen, ist das natürlich ein bisschen traurig. Doch zu verfolgen, wie die Leute hoffen und beten und dann gewinnen– oh Gott, das macht mich einfach fertig. Der bloße Gedanke rührt mich zu Tränen.
Ich drücke meine Zigarette aus, gieße mir wieder drei Fingerbreit Wodka ein und zünde mir die nächste an. Warum war ich mit Rick so lange zusammen, obwohl er sich wie ein elender Scheißkerl aufgeführt hat? Warum habe ich weiterhin alles versucht, damit er nach mir verrückt ist, so wie in den ersten Wochen? Will er mir
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