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Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)

Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)

Titel: Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juna Brock , Stefanie Herbst
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Geräusche, die in meiner Vorstellung seinen Mund verließen. Das Gefühl, nur dem Trieb und nichts anderem verpflichtet zu sein, war überwältigend gewesen.
    Mit einem Mal wurde mir bewusst, dass ich meinem eigenen Alter Ego in meiner Fantasie nicht annähernd das Wasser reichen konnte. James nun lebendig vor mir zu haben – seinen köstlichen Geruch einzuatmen, sein Fleisch zu spüren –, war seltsam unwirklich.
    »Was ist?«, fragte er, als ich mich nicht mehr rührte, und ich hörte die Erregung in seiner Stimme. »Zachary, willst du nicht?« Eine Spur Unsicherheit war zu hören.
    Ich zögerte. Meine Hände machten nicht weiter. Ich dachte nach. Warum zum Teufel überlegte ich, ob es das Richtige war, was ich tat? Ich wurde immer abwesender.
    »Was?«, fragte er noch einmal, diesmal unruhiger. »Es ist doch das, was du dir immer erträumt hast, oder nicht?« Seine Stimme bekam einen gefährlichen Unterton, als er fortfuhr. »Es ist das, was sich jeder wünscht. Mich einmal zu haben. Also, worauf wartest du? Hier bin ich. Versau es jetzt bloß nicht!«
    Ich wusste nicht, dass seine Stimme so gemein klingen konnte. Er schien von Selbstzweifeln zerfressen zu sein. Die Kehrseite der Medaille, zu schön zu sein. Kein Vertrauen, keine Aufrichtigkeit, keine Ehrlichkeit. Alles Lug und Betrug. Der Schein des Rampenlichts, Geld, Angebote, Verträge, Verpflichtungen. Immer auf dem Sprung, permanente Beobachtung, ständige Bevormundung, Unechtheit bis zum Erbrechen. Und niemand, der ihn seiner Selbst willen schätzte.
    Ich wich ein paar Schritte zurück; hob mein Hemd wieder auf, suchte meine Schuhe. »Du bist betrunken, James«, versuchte ich ihn und mich zu überzeugen, dass wir es sein lassen sollten. Doch meine Stimme klang wie die eines vorwurfsvollen Vaters. Das hatte ich nicht gewollt.
    »Fick dich, Zachary!«
    »Ja ja, schon gut, ich hab’ verstanden.« Es machte keinen Sinn mehr, ich wendete mich von ihm ab. Ich konnte seine Nähe nicht länger ertragen. Ich wollte ihn nicht noch weiter in dieser Spirale runterziehen, in der er vor lauter Wut feststeckte. Das hatte nichts mit mir und meinem Stolz zu tun. Ich hatte – weiß Gott – genug rumgehurt, um mir keine Chancen entgehen zu lassen. Ich wollte nur nicht mehr. Nicht so. Irgendwie stimmte das nicht.
    Natürlich war der Francis in meiner Fantasie eine unfehlbare Kunstfigur, perfekt an Seele und Herz. Jetzt sah es so aus, als ob ich an diesem Abbild nicht rütteln wollte. Aber so war es nicht. Ich bildete mir auch nicht ein, dass ich etwas Besonderes war, dass er sich Hals über Kopf in mich verlieben würde und nur noch mit mir zusammen sein wollte. Das war völliger Quatsch.
    Wirklich?, fragte mich diese miese, kleine Stimme namens Gewissen. Bist du nicht vielmehr gekränkt, dass er tatsächlich nur eine schnelle Nummer mit dir will? Was hast du dir vorgestellt, Zachary? Hm? Ein verspieltes Kennenlernen in einer Bar? Ein romantisches Abendessen? Eine Liebeserklärung vor der ganzen beschissenen Welt? Und der Himmel hängt voller Geigen? Komm schon, Zachary, mich kannst du nicht belügen.
    »Du lässt mich hier stehen?«, sagte James wütend, beinahe anklagend, und holte mich damit aus den Gedanken. »Mich!«
    Shit, was hatte ich getan? Was war passiert, dass er auf einmal so reagierte? Es sah doch aus, als ob wir beide wollten. Und nun?
    »James, es liegt nicht an dir, sondern an mir.« Oh, mein Gott. Ich konnte nicht glauben, dass ich diese abgedroschene Phrase wirklich gebracht hatte. Frustriert schnaubte James auf und machte eine wegwerfende Handbewegung in der Luft.
    »Zachary, weißt du was? Hau doch ab. Verpiss dich. Du denkst doch ohnehin, dass ich an jeder Hand zehn Affären habe. Du glaubst, dass ich nur mit den Fingern schnippen muss und jemanden finde, der mich … Du denkst, dass ich nicht besser bin, als all die leblosen und blassen Ablichtungen von mir. Du denkst …«
    »James!«, rief ich. »Halt die Klappe!«
    Das schien ihn zu überraschen. Wahrscheinlich hatte sich vorher noch niemand getraut, so mit ihm zu sprechen. Ich warf frustriert das Hemd zurück auf den Sessel und kam erneut auf ihn zu. Schnell. Bedrohlich. Ich hob die Hand hoch und deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. »Du hast doch keine Ahnung, was ich denke. Du kennst mich überhaupt nicht. Wenn du in der Vergangenheit verletzt wurdest, dann lass das gefälligst nicht an mir aus. Wenn du einen Hass auf die ganze verdammte Menschheit hegst, weil sie in dir nur das sieht, was du

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