Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)
Irgendwo war ein Unfall passiert, und Polizei und Feuerwehr quetschten sich durch die freigelassene Gasse zum Ort des Geschehens.
In Mathews Wagen war es brütend heiß. Die Klimaanlage funktionierte schon lange nicht mehr und durch die geöffneten Fenster drang der stinkende Abgasqualm hinein. Ein Blick auf den riesigen Papierstapel neben sich auf dem Sitz und Mathew verdrehte die Augen. Er hatte gerade einmal zwei Fahrten erledigt und war auf dem Weg zur Bank, die vermutlich bei seiner Ankunft schon geschlossen hatte. Es war zum Verrücktwerden. Mathew hätte sich selbst in den Hintern beißen können, dass er Tom gestern nicht nach seiner Handynummer gefragt hatte. Er würde es niemals pünktlich zurück schaffen und schlug mit beiden Händen fluchend aufs Lenkrad. Sirenen dröhnten an seinem Fenster vorbei. Mit Sicherheit würde Tom nun denken, dass er sich nicht mit ihm treffen wollte, dabei war der heiße Maler doch alles, um den sich Mathews Gedanken drehten. Er seufzte schwer und betete, dass es bald weitergehen würde.
Erst nach 17 Uhr stellte er den Firmenwagen auf dem Parkplatz ab und stürmte sofort zu dem Malergerüst vor dem Bürogebäude. Er sah hinauf, doch konnte niemanden entdecken. Schnell lief er weiter, um die nächste Ecke, doch auch hier war das Gerüst, bis auf ein paar verlassene Farbeimer, leer. Erst als er das Gebäude schließlich ganz umrundet hatte, sah er endlich jemanden: einen älteren Mann, der gerade ein paar Pinsel wegräumte.
»Tschuldigung?«, rief ihm Mathew vielleicht etwas zu laut zu. Der Mann zuckte zusammen, klammerte sich an einer Stange des Gerüsts fest und blickte hinunter.
»Ich … ich wollte Sie nicht erschrecken, tut mir leid. Ist Tom noch da?«
Der Mann brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. »Tom? Nee, der ist schon weg.«
Mathew trat mit dem Fuß auf den Boden. Dann kam ihm eine Idee. »Haben Sie zufällig seine Handynummer? Ich muss ihn dringend sprechen.«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Handys … Firlefanz den man nicht braucht. Pah. Morgen ist Tom wieder da.«
Morgen, ja. Das brachte Mathew recht wenig. Er wollte ihn jetzt. Auf der Stelle.
»Könnten Sie ihm sagen, dass ich nach ihm gefragt habe? Mathew Bell ist mein Name. Ja?«
Sich mit seiner Hand am Bauch kratzend, zuckte der Anstreicher mit den Schultern. »Wenn ich dran denke …«
Dann verließ er das Gerüst und Mathew blieb allein zurück.
Am nächsten Tag saß Mathew bereits um 7 Uhr in der Früh im Wagen, um den Rest der gestrigen Fahrten zu erledigen. Diesmal hatte er mehr Erfolg und war zur Mittagspause zurück. Er sah Tom ganz oben auf dem Gerüst, und sein Herz raste vor Aufregung. Er hechtete durch den Büroflur und entdeckte seinen Lieblingsmaler in der obersten Etage vor dem Fenster von Frau Klein, der Zentralistin, die gerade in ein Gespräch vertieft war. Mathew klopfte an die Scheibe, bis Tom aufsah und augenblicklich lächelte. Er hob die Hand und winkte Mathew. So ein Glück, er schien nicht sauer zu sein.
»Ich war den ganzen Tag außer Haus«, sagte Mathew, doch Tom lehnte den Zeigefinger gegen sein Ohr. Durch die Scheibe konnte er ihn scheinbar nicht richtig verstehen.
»Moment«, formte Mathew mit den Lippen, ohne die Worte laut auszusprechen und versuchte das Fenster zu öffnen. Abgeschlossen. Verdammt noch mal. Er sah sich um, doch konnte auf die Schnelle keinen Schlüssel entdecken. Kurzerhand nahm er einen Stift und ein Stück Papier, kritzelte eine Notiz darauf und hielt es gegen die Scheibe.
Treffen? Heute? 20 Uhr? Bei mir? :-) Tom nickte zustimmend. Ein Gefühl der Freude durchströmte Mathew. Er schrieb seine Adresse auf den Zettel und presste ihn gegen das Fenster. Er sah, wie Tom sie notierte, dann seine Hand flach gegen die Scheibe legte und die Finger spreizte. Mathew tat es ihm gleich und glaubte, Toms Wärme spüren zu können.
Nicht mehr lange bis heute Abend. Nur noch ein paar Stunden …
Pünktlich klingelte es an Mathews Tür. Er wischte seine feuchten Hände an der Hose ab und öffnete dann mit zitternden Fingern. Er brauchte einen Augenblick, um glauben zu können, dass es wirklich Tom war, der vor ihm stand. In seiner dunklen Jeans und dem weißen Hemd mit den blauen Streifen sah er so … anders aus. Noch viel besser. Anziehender. Verführerischer.
»Hallo Mathew«, wurde er von ihm begrüßt und fand sich einen Moment später in dessen Umarmung wieder. Er lehnte die Nase gegen Toms Schulter und atmete tief ein. Er roch so gut, ein wenig
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