Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)
Juna Brock
Einige würden es als Halloween bezeichnen. Manch alter Ire würde es die »Nacht des Samhain« nennen. Doch für mich ist es heute Abend einfach nur die beste Party in der Stadt.
Ich habe einen Klassiker gewählt: hoher Kragen, schwarzer Umhang mit rotem Innenstoff, etwas weißes Make-up und falsche Eckzähne. Vermutlich werden noch mindestens fünf andere Typen genauso wie ich angezogen sein, aber wen stört das schon? Ich bin der mit dem strahlendsten Lächeln, den blauesten Augen und dem längsten Schwanz. Wer könnte mir schon widerstehen?
Es ist erst 22:30 Uhr, aber die Masse an Menschen im Haus ist der helle Wahnsinn. Die Beats aus der Anlage hämmern in meinem Schädel. Das Lachen und die Unterhaltungen der Leute um mich herum sind unglaublich laut.
Ich begutachte erst einmal das Frischfleisch. Aber da sind nur die üblichen Verdächtigen, nichts Außergewöhnliches. Mumien, Sturmtruppen und ein fetter Scooby Doo. Einige Jasons, ein paar Michaels und die obligatorischen Freddys. Und ja, natürlich auch die Leatherface-Fraktion – aber ohne die Kettensägen, also zählt es nicht.
Aber … wow! Wer ist denn das? Hallo Hübscher! Was machst du hier? Und warum bist du ganz allein?
Ich kann kaum glauben, dass ich tatsächlich auf Chaps starre – diese ledernen Beinkleider, die Cowboys beim Reiten zum Schutz ihrer Hosen tragen. Und dabei bin ich nicht mal in einem Strip-Klub, oder? Ein Paar staubige Stiefel mit glänzenden Sporen dran. Eine Lederweste und ein altmodisches kariertes Hemd. Und dann dieser unglaubliche Hut. Vielleicht sogar ein echter Stetson. Wahrscheinlich genauso einer, wie John Wayne einst trug.
Ich hole mir ein neues Bier. Dann mache ich es mir in einer dunklen Ecke gemütlich, beobachte ihn; wie er sich bewegt, wie er lächelt. Und unter meinem Cape regt sich klein Dale und will zum Spielen rauskommen. Fuck, so hart war ich schon lange nicht mehr, und das nur, weil ich ihn ansehe. Wie hart werde ich erst sein, wenn mich seine langen, kräftigen Finger zum Schreien bringen?
Auf einmal fragt mich eine gefärbte Blondine, ob ich mit ihr tanzen will. Ich sage ihr, dass ich das gerne täte, nur müsste ich ihr dann die Kehle aufreißen und all ihr Blut trinken. Sie sieht mich auf einmal ganz blass an. Noch blasser, als ich selbst heute Nacht bin. Frauen! Verstehen einfach keinen Spaß.
Eine Stunde ist vorbei und er hat mich immer noch nicht gesehen. Aber ich will ihn. Und ich kriege immer, was ich will. Und wenn seine Faust in meinem … Gesicht, der einzige Kontakt zwischen uns sein wird – wenn ich ihm verrate, was ich mit seinem heißen Arsch anstellen könnte –, dann wäre das für mich auch in Ordnung. Kein Risiko, kein Spaß. Mist, ich klinge schon wie ein verdammter Auto-Aufkleber.
Ich stelle meine Bierflasche auf den Tisch. Dann setze ich meinen verführerischsten Blick auf und lecke mir über die Lippen, bis sie nass sind. Ich schreite durch den Raum, geradewegs auf meinen Cowboy zu. Oh verdammt, ist er süß. Nein, nicht nur süß, er ist schön. Diese ausgeprägten Kieferknochen, diese dunkelbraunen Augen und diese schmutzigblonden Locken hinter seinen Ohren. Er ist bestimmt eine Offenbarung im Bett.
Also, was ist mein Anmachspruch? Was kann ich ihm erzählen? Wie kann ich ihn überzeugen, dass alles, was er schon immer wollte, ist, meinen Saft zu trinken? Irgendwas, das nicht wie eine billige Einladung ins nächste Schlafzimmer klingt. Nun, natürlich ist es das, was ich will, doch ich denke, ich muss bei ihm erst mal auf die Bremse steigen. Und in diesem Moment sieht er mich an. Sieht mich mit diesen Augen an, die ich kaum beschreiben kann. Oh bitte, sei bereit für ein Abenteuer!
»Hi«, sage ich.
Scheiße, ist das alles?!
»Du bist ein Cowboy …«
Oh, bitte! Geh einfach weg, Dale, du bist betrunken.
»Du stehst drauf, Hengste zu reiten, ja?«
Whoa! Entschuldige, bitte?
»Mit deinen strammen, langen und muskulösen Beinen.«
Er wird mich schlagen in 3 … 2 …
»Ich sauge nicht nur Blut, weißt du?« Wer ist das in mir? Seit wann mache ich denn solche Andeutungen? Aber hey, seine Augen bewegen sich zur anderen Seite des Raumes. Sieht er sich nach einem stillen Plätzchen um, um zu …?
»Lass uns gehen«, fordere ich ihn auf und ergreife die Initiative. »Die Party geht für dich und mich oben im Schlafzimmer weiter.«
Ich lege meine Finger um sein Handgelenk, drehe mich um und gehe mit dem Cowboy direkt hinter mir durch das Wohnzimmer Richtung
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