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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Lügen geradezu zum Geschäftsmodell der Yellow Press machen. Die Bilderstrecke über die »Traumhochzeit« von XY kündigt subtil doch schon die Fortsetzung »Rosenkrieg bei XY« an. Wie der Verrat: Alles nur eine Frage des Datums.
    C: Nimm’s nicht so ernst. Es ist ein Spiel, bei dem sich Lügner und Belogene insgeheim einig darüber sind, dass es sich um Lügen handelt. Viel schlimmer sind doch die anderen, die »Wahr«-Sager, die Kolumnisten. Unter dem Deckmantel der Wirklichkeitswahrnehmung lügen die am meisten.
    P: Ich bitte dich!
    C: Doch, doch. Diese Typen …
    P: … und Typinnen …
    C: Okay, und Typinnen sind die selbst ernannten Fachleute fürs Alltägliche. Sie klären uns auf über den Zustand der Frühstücksbuffets in Schweizer »Nobelhotels«, über den Duft gefüllter Windeln am Morgen, über die hohlen Augen der Schnäppchenjäger an den Last-Minute-Countern von Halle/Leipzig, über die verschlagene Blödheit irischer Klempner, über das Fahrverhalten rumänischer Taxler.
    P: Da erfährt man wenigstens was.
    C: Was denn? Auf der Suche nach Themen reden die Kolumnisten mit Kühlschränken, Wagenhebern und Espressomaschinen, erfinden ostpreußische Großmütter, haben zahllose beste Freundinnen, denen komische Dinge passieren, und sie schauen zu oft und zu selbstverliebt in den Spiegel.
    P: Die besten unter ihnen sind wenigstens unterhaltsam, was man von der Promi-Presse nicht behaupten kann.
    C: Ja, aber zu welchem Preis? Sie kommen wie schlechte Kabarettisten mit dieser »Mal ehrlich, so ist es doch«-Attitüde daher und versprechen uns, dass wir nach der Lektüre ihrer 80 Zeilen die Welt ein wenig besser verstehen. Sie schreddern die Wirklichkeit auf Fingerfood-Format. Manche geben sich als Alltags-Rambos: In den Dschungel des Lebens da draußen schlagen sie mit ihrer journalistischen Machete eine Schneise für uns. Alles gelogen.
    »Was grinst du?«
    »Sie hat recht. Die schlechtesten Witze meines Vaters begannen auch immer mit ›Treffe ich doch meinen besten Freund auf der Bahnhofstraße …‹«
    »Jedenfalls müssen die beiden was mit Journalismus zutun haben. Nur Journalisten können den Journalismus so hassen.«
    »Oder sie haben Probleme mit dem Authentischen.«
    »Wer nicht.«

  DER RASHOMON-FAKTOR (1)

    Die Lüge tötet die Liebe.
Aber die Aufrichtigkeit tötet sie erst recht.

Ernest Hemingway
    Sie stießen im Internet aufeinander. Nicht auf einer jener Datingseiten, die dir versprechen, dass du noch am selben Abend eine »Schlampe aus der Nachbarschaft ficken« kannst. Es war eine seriöse Agentur mit »Flirten« im Namen. (Soll deshalb nicht heißen, dass das Ficken von Schlampen aus der Nachbarschaft unseriös ist.) Der Auftritt signalisierte, dass man sich hier nicht (nur) um Triebabfuhr, sondern um Herzensdinge kümmerte. Rosamunde Pilcher Arm in Arm mit Beate Uhse sozusagen. Im Homepage-Banner pochten zwei Herzen, die Suchenden stellten sich mit weniger körperbetonten, als Anspruch signalisierenden Fotos vor, der Monatsbeitrag war drei Mal so hoch wie der vom Schlampenportal. Das schuf Vertrauen. Und das war den beiden »unheimlich wichtig«. Wenn’s kostet, ist’s echt, billig ist die Imitation.
    Das wusste Amelie von den Louis-Vuitton-Taschen aus Istanbul, das wusste Rainer, weil er bei ›Voll das Leben‹ arbeitete, einer gescripteten Dokusoap, die mit der gleichnamigen amerikanischen Komödie nur noch den Titel gemeinsam hatte. Mit »voll« war allerdings weniger das Leben, als vielmehr der Alkoholpegel der Protagonisten umschrieben. Das Motto (»Logline« sagten die Macher dazu) der Soap lautete intern: »Wir bringen das Dschungelcamp nach Wuppertal«, wobei nicht ganz klar rüberkam, wo die Exotik lag, im Dschungel oder in Wuppertal. Als Produktionsassistent hatte Rainerdie von den Castingagenturen vorgeschlagenen Darsteller und Darstellerinnen vorzusichten und thematisch zu kategorisieren. Schluckspechte wurden unter »Wer wird Promille-ionär?« geführt, suchte man nach einer Verkäuferin in einem Drogeriemarkt, musste man unter »Shampoo-Schlampen« schauen, der arbeitsscheue Asoziale landete unter DSDS (»done shit, do shit«), das Heer der allein erziehenden Jungmütter war unter »Sinatras« abgelegt – wegen Frankieboys die durchwegs unbekannten Kindsväter ansingenden Hits ›Strangers in the Night‹, kurz vor dem Casting wunschgemäß erblondete Empörungshyänen bekamen das Label »GZSZ«, was für »Geile Zicken, schrille Zicken« stand, und Frauen

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