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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Karl-Bosl-Medaille, ein wenig inzestuös, wie man bemäkeln könnte, an den einstigen Dienstherren der Philologen, den Bayerischen Kultusminister Hans Maier. Der dürfte bei der Entgegennahme noch nicht geahnt haben, dass er da mit einem Unikat ausgezeichnet worden war, das eine weitere Verleihung nicht erleben würde.
    Denn nun begannen sich die Akten in Sachen Bosl aus dem Zustand der toten Staubfänger heraus neu zu definieren. Ein Doktorand von Bosl hat das, was da vor sich ging, in einem anderen Zusammenhang zutreffend so beschrieben: »Die Entnazifizierungwurde für die meisten mit Erleichterung als Endpunkt verstanden, von dem an der Nationalsozialismus eine Generation lang mit kollektivem Schweigen, in weit verbreiteter Amnesie, behandelt wurde. Erst die Enkel versuchten dieses Schweigen zu brechen, ihr Dialog mit der nationalsozialistischen Vergangenheit hat spät, erst Ende der 60er-Jahre begonnen.«
    Im Falle Bosl dauerte es ein weiteres halbes Jahrhundert. Um 2010 herum erschienen die ersten Publikationen. Der in Jerusalem lehrende Mediävist Benjamin Z. Kedar, der schon 1986 mit Bosl ein völlig aberwitziges Interview geführt hatte, in dem dieser mit fahrigen Formulierungen Verstrickungen in die Nazi-Ideologie einräumte, machte sich mit seinem Kollegen Peter Herde auf Spurensuche und enthüllte in einer faktengenauen Studie Bosls Lebenslüge. Der Bayerische Philologenverband schrie kurz auf, verstummte dann aber. Der Stadtrat von Cham gab eine Untersuchung der Vorwürfe in Auftrag, die diese ausnahmslos bestätigte, worauf dem Stadtrat nichts anderes übrig blieb, als den »Prof.-Dr.-Karl-Bosl-Platz« wieder in einen Teil der Propsteistraße zurückzuverwandeln. Jetzt mussten die armen Anwohner schon den zweiten Adresswechsel gewärtigen, ohne dass sie einen Wohnungswechsel vorgenommen hätten.
    Dass das mit dem Neuerfinden als Antinazi bei Bosl nicht komplett geklappt hat, machen zwei Dinge klar: Zum einen hielt Bosl noch 1964 vor dem rechtslastigen Witikobund einen Vortrag über die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten nach 1945. Dabei setzte er die Vertreibung mit dem Holocaust gleich. Zum anderen finden in der von Bosl 1983 (!) herausgegebenen ›Bayerischen Biographie‹ mit Kurzlebensläufen von 8000 bayerischen Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten der Hitler-Gauleiter Adolf Wagner, Stabschef Ernst Röhmund Anton Graf von Arco auf Valley, der Mörder von Kurt Eisner, Erwähnung, nicht aber der Räterepublikaner Erich Mühsam, nicht die Geschwister Scholl oder der Hitler-Attentäter Georg Elser. Und natürlich ist auch der Exkollege, einstige Widerständler, Bürgermeister von Ansbach und Regierungspräsident von Mittelfranken Hans Schregle nicht unter den illustren 8000 aufgeführt. An seiner Stelle wird ein Mönch und »Volksschriftsteller« namens Odilo Schreger mit seiner Erkenntnis gewürdigt, »eine gute Nacht, das ist, nützliche Gedanken vor dem Schlafengehen wohl zu überlegen«.
    Professor Doktor Karl Bosl war Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Britischen Akademie der Wissenschaften in London, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, der Medieval Academy of America (Cambridge/Mass.), der Europäischen Akademie der Geschichte in Brüssel. Für seine Verdienste wurde er hoch geehrt und zwar mit der Lodgman-von-Auen-Medaille, der Adalbert-Stifter-Medaille, dem Großen Kulturpreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft, dem Kulturpreis des Bayerwaldes, dem Bayerischen Verdienstorden, dem Großen Bundesverdienstkreuz, 1983 mit dem Preis der Bayerischen Volksstiftung, 1984 mit dem Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst, Abteilung Wissenschaft, 1985 mit der Bayerischen Verfassungsmedaille in Gold.
    Als mein Vater 1999 starb, fanden wir in einem seiner Büroschränke zwei Schuhschachteln voll mit Faschingsorden aus vielen Jahren und von vielen dem Neofaschingismus anheimgefallenen Orten. Wir entsorgten sie auf dem Wertstoffhof.

  JEDES VORSPIEL HAT EIN NACHSPIEL (1)
    Ich steige im Treppenhaus hoch. Heute habe ich meine Vespa direkt vor dem Hauseingang abgestellt. Im Zweifel muss es schnell gehen. Deshalb habe ich auch schon den Helm auf und den linken Handschuh übergestreift. Ich stecke in einer schwarz-gelben Regenkombi, denn draußen schüttet es in Strömen. So wie ich müssen die Motorradterroristen der Brigate Rosse beim Einsatz ausgesehen haben. Meine Mission ist weniger bedrohlich. Es geht lediglich um die Wahrheit. Die

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