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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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zumindest jenen Teil, über dem das Streckennetz ihrer Airline lag. Sie hatte diverse Beziehungen gehabt, nie aber eine ernsthafte, was nicht bedeutete, dass die nicht ernsthaften deshalb durchwegs spaßhaft gewesen wären. Dem kurzen Kick waren immer länger werdende Phasen der Ernüchterung und Langeweile gefolgt, und nun spürte Amelie häufiger jenes nervöse Zucken in sich, das man nur hat, wenn man das Ticken der biologischen Uhr hört. Karrieremäßig war der jetzige Pfadausgereizt, der Wechsel musste im Privaten kommen. Das Internet bot dafür die niedrigste Einstiegsschwelle.

    Name: Becker
    Vorname: Amelie Katharina
    Schulabschluss: Abitur
    Studium: –
    Beruf: Dienstleisterin International Carrier
    Alter: 29
    Ich suche: Mann
    Meine Hobbys: Laufen, Kitesurfing, Snowboarding
    Mein Lieblingssport: siehe oben
    Mein Lieblingsbuch: ›P. S. I Love You‹ von Cecelia Ahern
    Meine Lieblingsmusik: Ethnic Rock, Guano Apes, Brian Eno, Steve Tibbetts
    Meine Lieblingstiere: Katze, Erdmännchen, Orang-Utan
    Mein Lieblingsessen: Sancocho de pescado à la Cartagena de Indias
    Mein Lieblingsgetränk: Chai Tea Latte
    Mein Lebensmotto: »Eine schmerzliche Wahrheit ist besser als eine Lüge« (Thomas Mann)
    Wie ich mich sehe: Ehrlich, offen für Veränderungen, neugierig, ohne Vorurteile, positiv, (vielleicht) humorvoll, treu (mir und dir gegenüber), fair.
    Wie ich dich sehe: Ehrlich, treu, wissen, wo’s langgeht, kinderlieb.
    Sex ist … so selbstverständlich wie Zähneputzen, nur riecht man danach nicht so gut.
    Das »humorvoll« hatte Amelie reingeschrieben, weil überall zu lesen stand, Humor sei bei Beziehungen, die länger dauern sollten, wichtiger als Sex. Amelie konnte das nicht bestätigen, denn Humor hatte in ihrem Leben noch keine Rolle gespielt. Deshalb auch das in Klammern gesetzte »vielleicht«.
    Die letzte Antwort löschte sie sofort. Jetzt saß sie schon fast eine Stunde über diesem hochnäsig »Questionnaire« genannten Fragebogen der Partnervermittlung, versuchte sich ins rechte und ins beste Licht zu rücken, was ja nicht immer identisch war, und dann flutschte ihr eine solche Antwort auf die Sex-Frage heraus. Sie musste zuerst über ihren Einfall lachen, dann kollidierte er aber heftig mit ihrem Vorsatz, ehrlich um jeden Preis zu sein. Und ehrlich war der Satz nicht. Denn Amelie mochte den Geruch, der den Körpern entströmte, wenn sie sich nach dem Sex voneinander lösten, besonders gerne. Und so selbstverständlich wie das Zähneputzen war der Sex nun auch nicht, nicht mal bei ihr. Die Weiterschreibung des »Sex ist …«-Satzes, das hatte Amelie verstanden, sollte die Kreativität der Fragebogenausfüllerin auf die Probe stellen. Originell und gleichzeitig ehrlich, das zwang Amelie in einen anstrengenden Spagat. Lange pendelte sie zwischen dem, was sie für witzig hielt, und dem, was sie für wahr empfand. Dann tippte sie entschlossen ein:

    Sex ist … was wir beide draus machen.
    Schließlich gab sie noch die drei Zugangscodes zur Mitte unserer Gesellschaft ein: Nichtraucherin, irgendwiereligiös und nichtdiskriminierend.
    Als Rainer in der kurzen Mittagspause am Set mit seinem Galaxy Acer (sein iPhone hatte er gegen dieses Gerät eingetauscht, nachdem er mitbekommen hatte, dass in der chinesischen Apple-Zulieferfirma eine Selbstmordwelle wegen unzumutbarer Arbeitsbedingungen ausgebrochen war, nur um Wochen nach dem Umtausch festzustellen, dass auch sein jetziger Hersteller bei den Suizid-Chinesen Kunde war)Mails und Posts checkte, stieß er auf seiner Abo-Seite bei der Partner-Agentur unter anderen Angeboten auch auf Amelies Eintrag. Dass bei ihrem »Questionnaire« gleich zwei Mal das Wort »ehrlich«, sozusagen auf der Angebots- und Nachfrageseite, auftauchte, machte Rainer neugierig. Mit dem fliegenden Zeigefinger tippte er gerade ein Meeting-Angebot an Amelie ins Galaxy, als plötzlich sein Producer vor ihm stand, um ihn, wie sie das hier nannten, »in den Senkel zu stellen«. (»Producer« ist ein Lockwort ähnlich dem »Vicepresident« in den USA, das eine Machtposition wie »Produzent« suggeriert, in Wirklichkeit aber eine Tätigkeit umschreibt, die mehr mit einem aufgehängten Sandsack in einem Boxstudio zu tun hat, mit dem Unterschied allerdings, dass der Producer nicht nur einsteckt, sondern auch austeilt.) Und genau das tat der Producer jetzt bei Rainer.
    Sie hatten in den letzten Tagen Messie-Stücke gedreht, Geschichten also über Leute, die sich nicht von ihrem Müll trennen

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