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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Tolar nennst, kenne ich sehr gut. Wir haben sie schon öfter in früheren Staffeln eingesetzt. Sie heißt Kerstin Schmitz, ist langzeitarbeitslos und verdient auf diese Art was nebenbei. Aber offensichtlich nicht nur auf diese Art.«
    »Wieso heißt Frau Tolar bei dir Frau Schmitz?«
    »Weil Frau Schmitz nicht Frau Tolar ist, verstehst du?«
    »Nein.«
    »Die Schmitz hat mir früher schon erzählt, dass sie alle möglichen Dinge spielt und dass es da eine Agentur gebe, über die man sie für alles Mögliche buchen könne. Ich sollte daraus ein Format entwickeln, meinte sie. Aber Fernsehen im Fernsehen geht nicht.«
    Amelie war völlig verwirrt. »Du meinst, Frau Tolar, also Frau Schmitz …«
    »… hat dir was vorgespielt und dein Chef hat sie dafür engagiert. Und du bist drauf reingefallen.«
    »Aber warum?«
    »Was weiß ich? Weil Tolar keine Frau hat oder weil seine Frau das nicht für ihn getan hätte. Und weil er wusste, dass er dich mit der Mitleidkiste rumkriegt.«
    »Wie soll ich denn raffen, dass das Ganze …«
    »… Was glaubst du denn, was das ist, wo du den ganzen Tag über rumläufst? Ne Kita mit Ringelreihen?«
    »Jetzt komm mir nicht so. Okay, ich habe Mist gebaut, aber so ’ne krasse Nummer geht bei mir gar nicht. Was glaubst du, was der jetzt von mir zu hören kriegt!«
    »Nichts, Amelie. Er wird nichts von dir zu hören kriegen.«
    »Du glaubst doch nicht, dass ich das einfach so wegstecke!«
    Rainer deutete auf das Handy. »Du hast den Kerl im Sack, verstehst du? Mit den Bildern hast du ihn im Sack. Wenn er dir noch einmal blöd kommt, zeigst du sie ihm.« Rainer nahm Amelies Handy, klickte ein Bild an. Frau Schmitz winkte darauf mit überzogenem Lachen in die Kamera. »Hier. ›Mit freundlichen Grüßen von Frau Schmitz‹, sagst du ihm. Das ist alles, was du ihm sagen musst, und er lässt dich für immer in Ruhe. Zeig ihm das Handy ›mit freundlichen Grüßen von Frau Schmitz‹, wenn du was willst von ihm, und du wirst es kriegen. Und irgendwann musst du es ihm auch gar nicht mehr zeigen. Da reicht es, dass du ihn von Frau Schmitz grüßt, und er springt, wohin du ihn springen sehen willst. Aber nur solange du sonst nichts zu niemandem sagst. Er weiß, seine Zukunft hängt von deinem Schweigen ab und das Schweigen ist bekanntlich Gold. Ich sag ja, deine Lebensversicherung.«
    Steter Tropfen, der den Stein höhlt, braucht Geduld. Amelies und Rainers Tempel der Wahrheit bekommt nach und nach haarfeine Risse, kaum merkbar, aber die höhlenden Tropfen können eindringen. Es wird dauern, bis die ersten Schäden sichtbar sind. Bis dahin beschäftigen wir uns mit einer Frage, die auch die beiden quälen wird: Okay, ich weiß, dass er lügt. Aber wie sieht die Wahrheit aus? Das ist wie beim Golf: Es gibt zahllose Arten, den Ball falsch zu schlagen, und nureine einzige richtige. Genauso stehen Lügen ohne Ende einer einzigen Wahrheit gegenüber. Einer einzigen, wohlgemerkt. Tauchen zwei zur selben Sache auf, versinken beide im Meer der Lügen.

  SAG DIE WAHRHEIT

    Die Wahrheiten sind Illusionen,
von denen man vergessen hat, dass sie welche sind.

Friedrich Nietzsche
    Dass es die Sonne an den Tag bringen könnte, ist nichts als ein frommer Wunsch. Auch die Entdeckung einer Lüge gebiert nicht gleich die Wahrheit. Diese eine Lüge ist vielleicht nur eine Schaufel Abraum auf der Grabung nach dem Diamanten der Wahrheit. In der Regel gibt es einen, der die Wahrheit kennt: den Lügner selbst. Aber er wäre nicht der Lügner, würde er die Wahrheit preisgeben. Wer sich ihrer zu bemächtigen sucht, muss sie dem Lügner also entlocken, im Zweifel auch entreißen, wenn er sie nicht »preis«geben will oder der Preis zu hoch ist. Dafür haben die Wahrheitsfreunde im Laufe der Jahrtausende ein breit gefächertes Instrumentarium entwickelt, von Belohnung – klassischer Fall: die 30 Silberlinge an Judas, der den Häschern Jesu mit einem wahren Tipp half – über irdische Strafandrohung bei Falschaussage, Folter, Gottesbeweis, bis hin zum Lügendetektor und der Mimik-Analyse. Und man muss nur an die Hexenverbrennungen oder die moralresistenten niederbayerischen Bauern denken (»den Meineid möcht’ i’ seh’ng, den i’ net schwör’«), um zu erfassen, dass die Suche nach der Wahrheit eine oftmals beschwerliche ist, für den Sucher wie für den Besitzer derselben.
    Wörtlich genommen handelt es sich ja beim achten Gebot des Dekalogs wie auch bei den restlichen neun lediglich um Sollbestimmungen (»Du

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