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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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die aufwändige Betreuung seiner dementen Mutter nicht mehr leisten. Die muss dann in ein Heim. Nicht, dass ich Sie um was bitte. Aber wäre ich nicht gekommen und Sie hätten später von dieser Tragödie erfahren und deshalb nachts nicht mehr gut schlafen können, dannhätte ich genauso schlecht geschlafen, weil ich es Ihnen nicht gesagt hätte. Jetzt wissen Sie es und jetzt kann zumindest ich wieder gut schlafen. Alles andere liegt bei Ihnen. Ich will Sie nicht länger aufhalten, Sie müssen zurück an den Counter.« Sie erhob sich, legte ein paar Münzen für den Kaffee auf den Tisch und verschwand mit kurzem Gruß. Vor der Tür blieb sie kurz stehen und Amelie sah, wie ihre Schultern zuckten, als würde sie schluchzen.
    Zwei Tage später war ihr Chef wieder da. Amelie ließ sich einen Termin bei ihm geben. Sie schloss die Türe, ging auf ihren Chef zu und versetzte ihm eine Ohrfeige, in deren sattem Schall Amelies ganze Genugtuung mitschwang. Dann erklärte sie ihm, der Fall sei damit für sie erledigt, sie zöge die Beschwerde zurück. In dieser Nacht konnte Amelie wieder gut schlafen, was ihr die Nächte zuvor, sehr zur Verstörung von Rainer, dem sie die Hintergründe verschwieg, nicht gelungen war.
    Nachdem man ihm mit dem Kinderquiz bereits offiziell die Fähigkeit zur Formatentwicklung attestiert hatte, wagte es Rainer, das Konzept zu einer neuen Dokusoap zu verfassen, der er den Titel ›Ihr mich auch‹ gab. Die Produktion präsentierte dem Sender das Konzept mit der Logline: »Viele sagen’s, wir tun’s.« Der Sender reagierte begeistert. Das war Laternenpfahl ganz, ganz unten und das auch noch aus der Froschperspektive. Trash as Trash can. Den Dreh der ersten Folgen betreute Rainer persönlich. Einer dieser Drehtage führte ihn in die Nähe des Flughafens und deshalb rief er Amelie vom Set an, ob sie nicht Lust hätte rüberzukommen und sich so was mal anzuschauen. Amelie hatte Lust.
    Sie drehten in einem kleinen, verwahrlosten Häuschen, in dessen verwildertem Garten eine Reihe von Verschlägen mit allerlei Kleintieren stand. Dort lebt laut Script eine vereinsamte,von Alkohol und Drogen aus dem kleinbürgerlichen Leben katapultierte Frau mit ihrer schwer verfetteten Stieftochter, die sich mit Gelegenheitsprostitution noch ein paar Euro dazuverdient. Nun kommen die Behörden in Form eines Cordhütchen tragenden Inspektors und wollen wegen unhaltbarer hygienischer Zustände das Häuschen generalsanieren und die verwahrlosten Tiere weggeben. Und da sagt eben diese Frau: »Ihr mich auch« und kämpft gegen die widerliche Krake Bürokratie.
    Als Amelie am Set erschien, fing Rainer sie ab. Man probte gerade die große Zoffszene, in der die Frau den Inspektor vom Grundstück jagen sollte. Er bat Amelie, sich etwas weiter hinten im Garten außerhalb des Schwenkbereichs der Kamera aufzuhalten. Von dort habe sie einen guten Blick auf das Geschehen. Das hatte Amelie – und was sie sah, konnte sie nicht verstehen. Diese verwahrloste Frau, die den Inspektor aufs Übelste anpöbelte und mit gummistiefelbewehrten Füßen an die Schienbeine trat, war niemand anderer als Frau Tolar, die Frau ihres Chefs! Brauchte sie so einen miesen Nebenjob wegen ihrer dementen Schwiegermutter? Wusste ihr Mann davon? Sie beschloss, sich nicht zu erkennen zu geben, erzählte Rainer in einer Umbaupause, was sie gesehen hatte, und gestand ihm dazu notgedrungen, was ihr in den letzten Tagen passiert war. Rainer wurde immer ernster. Als sie geendet hatte, streckte er seine Hand aus.
    »Gib mir dein Handy.«
    »Wieso mein Handy?«
    »Frag nicht lange. Gib her.«
    Amelie kramte ihr Handy hervor. Rainer nahm es ihr ab, ging damit zum Drehort, wo gerade der nächste Wutausbruch geprobt wurde. Amelie beobachtete, wie Rainer ein paar Worte mit Frau Tolar sprach, dann das Handy vor sich hielt und sieaufforderte zu lächeln. Von Rainer ermuntert, machte Frau Tolar ein paar verrückte Posen, die Rainer mit dem Handy fotografierte und sich schließlich mit einer Kusshand bedankte. Die Probe lief weiter, ansatzlos verfiel Frau Tolar wieder in den Ausrastermodus. Rainer ging mit Amelie ein paar Meter weg vom Set, weil man bei dem Geschrei von Frau Tolar kaum miteinander reden konnte, und gab ihr das Handy.
    »Was soll ich denn mit den Shots?« Amelie verstand nichts.
    »Die sind deine Lebensversicherung, Amelie.« Rainer wirkte, als würde er ebenfalls gleich in Schreien ausbrechen.
    »Kannst du mir bitte erklären …«
    »Die Frau, die du Frau

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