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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nicht klar. Sie ist mit jemand anderem verheiratet, einem Boulevardjournalisten, der sich vor einiger Zeit reichlich erfolglos als Kolumnist versucht hat.«
    »Und Peter Hirthreiter ist ihr Geliebter? Heißt der übrigens wirklich so?«
    »Keine Ahnung. Geliebter? Ja und nein. Peter ist nämlich ebenfalls verheiratet. Hat eine Zahnarztpraxis in Landshut. Deshalb …«
    »Deshalb nur Freitagmittag.«
    »Genau. Corinna und Peter haben sich beim Skifahren kennengelernt, da wohl irgendwie einen wilden Quickie durchgezogen und beschlossen, sich das regelmäßig zu gönnen.«
    »Weil ihre jeweiligen Ehen kaputt sind.«
    »Eben nicht. Du musst da echt noch was dazulernen, Jenny. Die beiden lieben ihren jeweiligen Ehepartner …«
    »Sagt Corinna.«
    »Ja. Warum soll sie denn gerade dabei lügen?«
    »Ah, ich vergaß, sie gestand es ja einem Schriftsteller, und dem sagt man die Wahrheit wie dem Pfarrer.«
    »Was ist los mit dir? Hast du deine Selbstanalyse vorzeitig abgebrochen?«
    Jenny blieb stehen. »Der war jetzt aus der Abteilung ›Sätze, die wehtun sollen‹.«
    »Entschuldige. Wir können auch stumm nebeneinanderher laufen, wenn dir das lieber ist.«
    »Hast ja recht. Also: keine kaputten Ehen. Sondern?«
    »Ich find’s ja auch schräg. Aber du weißt, was eben ist, langweilt mich. Nein, die beiden führen perfekte harmonische Ehen, sagt Corinna. Bis auf den Sex. Da wird, wie sich offensichtlich Peter ausgedrückt hat, ›Karo einfach‹ gespielt. Da die beiden erfahren haben, wie wild der Sex miteinander sein kann, entwickelten sie den Plan, sich einmal die Woche zu ebendiesem wilden Sex in München zu treffen.«
    »Und was habe ich damit zu tun?«
    »Beide kennen keinen Ehestreit zuhause, deshalb probierten sie ihn einmal aus und siehe da, der Sex danach war noch wilder.«
    »Und am allerwildesten wird er, wenn man sich vor Zeugen streitet.«
    »Voilà. Sie haben sich über die Woche per SMS verständigt, über welches Thema sie streiten wollten, und sich dann entsprechend vorbereitet. Thema Lüge ging immer am besten.«
    Wir waren während des Spaziergangs unvermittelt vor der efeubewachsenen Pension angekommen, die so gar nichts Wildes signalisierte. Jenny blieb stehen.
    »Da war ich also nur das Vorspiel für ekstatische Schäferstündchen.«
    »Schönes Wort: Schäferstündchen. Beinahe ausgestorben.«
    »So ist das eben: Wörter sterben aus, aber nicht das, was sie bedeuten. Und jetzt?«
    »Was, jetzt?«
    »Wo holen die sich jetzt ihren Kick? Präkoitales Bunjeejumping oder Surfen am Eisbach?«
    »Sie haben das mit der Fahrerflucht als Wink des Schicksals verstanden und ihre Treffen eingestellt. Originalton Corinna: Es war gut so. Und gut war es gewesen, saugut.«
    Die Sophia-Lookalike kam in Richtung Pension. Sie schleppte ein volles Einkaufsnetz.
    »Gibt’s auch kaum mehr: Einkaufsnetze«, sagte ich.
    Jenny war woanders. »Die hatten durchs Lügen wenigstens glückliche Momente.«
    »Nicht nur die.«

  SCHLUCHTENLUTZER UND WRACKTAUCHERIN
ODER
DIE LIEBENDEN VOM CAP FERRAT

    Kunst ist eine Lüge, die uns die Wahrheit erkennen lässt.

Pablo Picasso
  1
    Er hatte sein Versprechen also doch noch eingelöst: »Irgendwann mal werde ich ehrlich.« Es sah ihm ähnlich, dass es ihm gelungen war, diesen Moment bis zur letzten Möglichkeit und darüber hinaus zu schieben. Von Véronique hatte ich einen Zeitungsausschnitt ohne weiteren Kommentar zugemailt bekommen, eine Todesanzeige aus dem ›Nice Matin‹. Rechts oben in der Ecke der Anzeige war in kursiver, kleiner Schrift ein Gedicht von Ringelnatz zu lesen. Das Gedicht war wie die gesamte Todesanzeige auf Deutsch verfasst:

    Antoine Perrier kannte ich, ebenso Antal Petöffy. Anselm Polkert war mir neu, aber es überraschte mich nicht. Es machte mich neugierig. Da sich hinter diesem dritten Alias der wahre Antoine/Antal/Anselm verbirgt, werde ich den Träger dieser drei Namen im Folgenden Anselm nennen. Ebenso wenig wie sein Namenstriple überraschte mich sein Tod selbst. Keine zwei Monate waren vergangen, seit er mir in einer kurzen handschriftlichen Notiz, die sich nicht einmal die Mühe eines Briefes machte, mitteilte: »Saskia gestorben. Spar dir Beileidsbesuche. A.« Saskia war mehr als die Liebe seines Lebens gewesen, sie war Anselms Leben. Ein Wunder, wie er ohne sein Leben noch ein halbes Jahr überlebte. Dass Véronique mir nun seine Todesanzeige geschickt hatte, musste bedeuten, dass sie bis zum Ende Anselms Haushälterin geblieben war. Ohne lange zu

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