Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
dass man sich bei dessen Anblick wünschte, der Rest der Dame möge ebenso anmutig sein. Anselm nahm ihr gegenüber Platz, so dass ich sein Mienenspiel beobachten konnte. Er grüßte, als er sich an den Tisch setzte, mit kurzem Nicken die kleine Runde der Spieler und schien dann die Frau gegenüber zu fixieren, denn deren Rücken wand sich nun leicht streckend wie eine Schlange, auf die plötzlich ein Sonnenstrahl fällt.
    »Andras Pels von Felinau, mein Lehrmeister, der natürlich nicht so hieß«, gab Anselm mir später zu Tonbandprotokoll, »hatte mir immer geraten: Setze dich beim Karten- oder Roulettespiel nie deiner Beute gegenüber. Leider, oder Gott sei Dank für mich, hatte er mir nie verraten warum. Denn an demAbend, als ich der Saskia gegenübersaß, kam es zu der glücklichen Katastrophe, die mich als Heiratsschwindler in den Status der hundertprozentigen Berufsunfähigkeit versetzte. Ich hab mich einfach verliebt, nein, noch mehr, ich hab Saskia geliebt ab dem ersten Moment. Das, was ich beruflich immer charme-gelogen habe: ›Von der Sekunde an, als Sie den Raum betraten, war ich wie elektrisiert‹ oder: ›Schon Ihr erster Blick, Madame, traf mich ins Herz‹, das ganze schäbige, aber immer effektive Programm war plötzlich keine Lüge mehr, sondern die reinste Wahrheit. Und das Schlimme: Ich hab bei der Saskia keine dieser ranzigen Köderphrasen verwenden können, obwohl sie jetzt endlich wahr gewesen wären. Ich wollte ihr ungeschändete, reine Worte sagen. Der Effekt: Ich hab gestottert wie ein Gymnasiast beim ersten Mal. Und dann, wie du weißt, geschah das Peinliche.«
    Ich konnte akustisch nicht verstehen, was die beiden da am Tisch sprachen, doch der Ton von Saskia wurde immer lauter. Plötzlich sprang sie auf, schob mit einer fahrigen Geste und einem lauten »
Voilà!
« ihre Jetons über den Tisch zu Anselm und kam raschen Schrittes an die Bar. Da sie mich mit ihm zusammen gesehen hatte, sprach sie mich als seinen vermeintlichen Bekannten empört an.
    »Haben Sie das gesehen, Monsieur? Wer glaubt er, wer ich bin? So was funktioniert nicht mal mehr im Casino von Jesolo! Ist das alles, was er draufhat?«
    »Keine Ahnung, Madame. Hat er sich im Ton vergriffen?«
    »Ach was. Den Lollipop. Er spielt mit mir den Lollipop!«
    »Den was?«
    »Das ist ja mal tröstlich, dass der Nachwuchs ihn nicht mehr kennt. Soweit ich weiß, haben ihn die Amerikaner in Las Vegas erfunden. Der Lollipop …«
    »… war ein dummer Fehler, ich weiß. Ich bitte Sie um Verzeihung.«Anselm war an die Bar gekommen und entlud nun Saskias und seine Jetons auf den Tresen. »Es gibt einen Grund, weshalb ich den Lollipop gespielt habe, allerdings war mir Ihre Spielweise dabei neu.«
    »Hören Sie auf, sich rechtfertigen zu wollen. Es gibt keine Entschuldigung dafür!«
    »Das womöglich nicht. Aber eine Erklärung. Doch ich kann sie Ihnen nicht in Anwesenheit dieses jungen Herrn darlegen. Der schreibt nämlich, wie er sagt, Dramen, die er wie Bündnerfleisch gut abhängen lässt, wodurch sie dann zu Komödien reifen.«
    Saskia hielt mich zurück, als ich mich entfernen wollte.
    »Bitte bleiben Sie, passen Sie auf die Jetons auf.«
    Die beiden setzten sich an einen kleinen Tisch am anderen Ende der Bar. Ohne Ansatz begann Anselm heftig auf Saskia einzureden.
    »Bestellt nichts zu trinken, spielt den Lollipop auch noch von gegenüber, Antoine wird alt«, grummelte der Barmann.
    »Was ist denn der Lollipop?«, fragte ich ihn.
    »Eine Anbahnung beim Roulette. Galt früher als gewagt. Er darf grundsätzlich nur gespielt werden, wenn Sie neben Ihrer Beute sitzen. Und keinesfalls als erste Anbahnung. Der Lollipop, wenn er von beiden Seiten gut gespielt wird, bildet einen soliden Abschluss, auf dem sich aufbauen lässt.«
    »Und wie viel kann man dabei gewinnen?«
    »Es geht nicht um Geld, jedenfalls nicht um jenes, das man am Roulettetisch gewinnen oder verlieren kann. Sie haben Ihre Beute, neben der Sie sitzen, bereits mit ein paar Kommentaren abgeprüft, Schmuck, Kleidung und Make-up eingeschätzt und alles für einen Versuch tauglich gehalten. Nun schieben Sie einen 1000-Franc-Jeton auf die Fünf mit der Bemerkung, fünf Frauen hätten Ihnen in Ihrem Leben etwas bedeutet.Wenn die Beute neben Ihnen mit einem Seitenblick reagiert, schütteln Sie leicht den Kopf, als sei Ihnen gerade etwas eingefallen, und schieben wortlos, aber mit einem entsprechenden Blick auf die Dame den Jeton auf die Sechs. Und in einem von zehn Fällen wird

Weitere Kostenlose Bücher