Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
Bei Systemrasierern hat Gillette mit dem Fusion begonnen, eine Trimmklinge auf der Rückseite anzubringen. An diese Trimmklingen sollte man sich an besagten Problemstellen erinnern. Allerdings hat besonders der Fusion eine so gute Straßenlage, dass man kleinere Hautunebenheiten einfach überfahren kann, ohne dass etwas passiert (aber nur mit dem Strich, in der Gegenrichtung gibt es auch beim Fusion ein hässliches Gemetzel).
Problematisch ist es oft, die genaue Höhe zu finden, in der man an den Koteletten die Rasur beginnt. Wische dafür mit dem Rasierer oder mit einem Handtuch dort den Schaum weg und richte dich an markanten Stellen des Ohrs aus. Wenn du mit beiden Händen rasieren kannst, dann nimm für beide Seiten unterschiedliche Hände, dadurch wird es bei Einigen leichter, in derselben Höhe anzusetzen.
Bei Vielen wachsen die Haare in einem Bogen . Daher wird es Regionen geben, die du am besten durch gebogene und nicht durch gerade Züge abdeckst. Sehr oft ist das im Bereich unterhalb der Kinnlinie bis zum Hals der Fall: Die Bahn führt dann erst senkrecht nach unten und geht im Bogen weiter, bis sie am Ende im unteren Halsbereich waagerecht verläuft.
An einigen Stellen wechselt die Haarwuchsrichtung sogar unvermittelt mitten auf einer Rasur-Autobahn, zum Beispiel mitten am Hals. Es ist dann sinnvoll, eigentlich zusammenhängende Zonen in mehrere Bereiche zu unterteilen und beispielsweise den oberen Teil des Halses bis zur Mitte von oben nach unten zu rasieren, den Rest des Halses von innen nach außen (sofern sich so etwas nicht zu einer geschwungenen Bahn wie eben beschrieben zusammensetzen lässt). Oft wachsen die Haare auch innerhalb einer Zone in verschiedene Richtungen (" Bartverwirbelungen "). Diese sind insofern problematisch als es dann keine Möglichkeit gibt, alle Haare mit dem Strich zu rasieren. Das ist ein typischer Fall für den ansonsten meist verpönten Kurzstrich-Stil (Seite 44 ) und den Schrägschnitt (Seite 44 ).
Die Oberlippe lässt sich leichter rasieren, wenn man sie aus eigener Muskelkraft über die Zähne klappt und damit eine fast ebene Fläche unterhalb der Nase bildet. Narben, Pickel usw. können leichter umschifft werden, wenn man mit der Zunge von innen eine Ausbeulung genau unter dem Pickel schafft oder die Backen aufbläst.
Pickel und Muttermale an Stellen, die man nicht im Spiegel sehen kann, sind am schwierigsten zu meistern. Es bleibt hier nichts anderes übrig, als zu lernen, die Stelle exakt zu erfühlen, sodass man wirklich alle Haare erwischt und gleichzeitig unverletzt bleibt. Lege dir einen Rasierstift bereit.
Nachspiel
[Es steht außer Zweifel,] dass das frühzeitige Cultivieren und Hervorlocken des Bartes die Zeugungstheile sympatisch zu einer größeren Thätigkeit errege. (Burkard Eble 1831, Die Lehre von den Haaren.)
Kalte Dusche
Nach dem letzten Rasur-Durchgang ist eine kalte Dusche der beste Abschluss. Allfällige Schaumreste und verirrte Stoppeln wäscht man am besten mit möglichst kaltem Wasser ab, damit sich die zuvor mühsam geöffneten Poren jetzt wieder schließen. Verzärtelte Zeitgenossen nehmen die Reinigung noch mit warmem Wasser vor und klatschen sich dann erst einen großen, aber kurzen Schwall kalten Wassers ins Gesicht.
Da im Sommer das Wasser, wenn man es am liebsten eiskalt hätte, lauwarm aus der Leitung kommt, kann man sich eine Karaffe mit kaltem Wasser in den Kühlschrank stellen. Wie im Winter das kochende Wasser im Scuttle, stellt man sich dann die Karaffe zum Rasieren zurecht und hat einen echt coolen Abschluss. Es sollte aber wirklich eine Karaffe oder ein Krug sein (ein halber Liter ist ideal), damit das Wasser in einem großen Schwapp herauskommt. Und falls vorlaute Zeitgenossen die wohlgeformte Karaffe einfach leer trinken wollen, werden sie diesen Versuch nach dem Geschmack von Klar's Rasierseife nicht wiederholen wollen.
Abtrocknen und Handtuch
Rasieren hinterlässt fast immer kleine Verletzungen der Haut und ist damit eine potenzielle Quelle für Infektionen. Daher sollte man für das Abtrocknen danach ein eigenes Handtuch haben, dass man auch für nichts anderes verwendet, also insbesondere nicht fürs Hände abtrocknen und Waschbecken säubern. Mitbewohner sollten frühzeitig konditioniert werden, dieses Heiligtum nicht zweckentfremdet einzusetzen.
Dieses Handtuch sollte – wie früher üblich – mit der Kochwäche gewaschen werden, damit
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