Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
es wirklich keine Keime mehr enthält. Und Kochwäche heißt 95 Grad, nicht 60 Grad. Denn sehr viele Keime überleben die 60 Grad spielend, und das ist nicht das, was man in Verbindung mit dem eigenen Blut gebrauchen kann. Es ist übrigens ein Gerücht, dass man nur weiße Handtücher kochen kann: Es geht mit einfarbigen Handtüchern ebenso, sie bleichen nur etwas stärker aus. Allerdings muss man beim Handtuchkauf darauf achten, dass es erstens aus reiner Baumwolle oder Leinen besteht und es zweitens möglichst wenig Schnörkel aufweist. Zierleisten im Handtuch haben zum Beispiel die Tendenz, anders einzugehen als der Rest des Materials, mit dem Erfolg, dass sich das gesamte Handtuch in der Kochwäche verzieht.
Seltsamerweise scheuen viele Menschen vor der Kochwäche zurück und bevorzugen eine Wäsche-Desinfektion (zum Beispiel von Sagrotan), das man in die Weichspülkammer der Waschmaschine gibt. Es gibt dafür aber kein vernünftiges Argument: Der zusätzliche Energiebedarf für Kochwäche ist mit ca. 10 Cent billiger als eine Dosis Sagrotan und umweltfreundlicher wahrscheinlich auch. Vorausgesetzt, man hat sich kochbare Wäsche gekauft.
Achte auch darauf, dass das Rasier-Handtuch nach jedem Gebrauch gut durchtrocknet, damit sich hier keine Bakterien vermehren. In der Zeitschrift Mens' Health wurde eine Studie zitiert, derzufolge es bei einem täglich gut durchgetrockneten Handtuch genügt, es alle zehn Tage zu wechseln, ohne dass sich nennenswert Bakterien vermehren. Nur um einen Anhaltspunkt zu haben, ab wann es kritisch wird. Dieses Intervall ist auch beim Rasierhandtuch realistisch, weil es ja nur vergleichsweise wenig benutzt wird (nämlich nur im Gesicht).
Zum Abtrocknen selbst verwendet man am besten die Technik, die man noch von seinem Opa und aus alten Spielfilmen kennt: nicht mit dem Handtuch rubbeln, sondern mehrfach auf das Gesicht tupfen, senkrecht zur Hautoberfläche wieder wegziehen und dabei möglichst laut Uhrrg! und Ahhh! brüllen – das verhindert das Öffnen der kleinen Wunden und das Eindringen von Verschmutzungen (das Brüllen ist hierfür nicht unbedingt erforderlich, macht aber mehr Spaß).
Das Handtuch selbst sollte möglichst fusselfrei sein, damit keine sich lösenden Fusseln in die Mikroverletzungen eindringen. Frottee-Handtücher sind mit ihren offenen Schlingen daher eine eher schlechte Wahl. Gut geeignet sind flusenarme Geschirrtücher (oft aus Leinen), am besten Gläsertücher, die zum Polieren von Gläsern verwendet werden. Dass man derartige Handtücher sonst nicht im Bad antrifft, liegt daran, dass sie weniger Feuchtigkeit aufnehmen als Frottee-Tücher, aber das ist kein Problem, wenn das Handtuch nur für das Gesicht verwendet wird.
Und zum Thema Waschen des Handtuchs: Immer mit kalter Vorwäsche , damit auch das angefallene Blut beseitigt wird (siehe Seite 286 ).
Aftershave und Infektionsvermeidung
Nach der Rasur kann die Haut ziemlich angegriffen sein und weist im Normalfall die erwähnten Mikro- oder auch schon mal Makroverletzungen auf, die eine Quelle von Infektionen sein können. Daher ist es sehr anzuraten, sich nach alter Väter Sitte mit einem ordentlichen Aftershave zu desinfizieren. Nicht, dass gleich jedesmal etwas passiert, aber eine Haarwurzelentzünung muss auch dann nicht sein, wenn sie nur einmal jährlich auftritt.
Klassischerweise desinfiziert man mit einem stark alkoholhaltigen Aftershave. Selbst bei sanfter Rasur brennt es gleich und macht gibt damit das psychologisch unmissverständliche Signal, fürchterlich gesund zu sein. Wer das Brennen er- und den Alkohol verträgt, der sollte ruhig ein solches Aftershave verwenden. Irgendwie gehört das Brennen des Alkohols zur Nassrasur dazu und schließt sie ab wie ein Käse das Menü. Besonders die Experten von Herstellern für Herrenkosmetik raten von Rasierwasser auf Alkoholbasis selbstverständlich dringendst ab, aber die meisten aufmerksamen Beobachter machen die Erfahrung, dass sich ohne Alkohol leichter Pickel bilden, die man als Folge kleiner Infektionen deuten kann.
Eigentlich sollte es bei einer sanften Rasur kaum brennen, aber das ist eher theoretisch, denn irgendwelche Stellen mit kleinen Hautverletzungen gibt es bei blitzblanker Rasur eigentlich immer. Das ist wie beim Autofahren: natürlich sollten die Reifen nicht quietschen; aber wenn man sportlich fährt, tun sie es trotzdem. Dennoch ist starkes Brennen ein sicheres Zeichen dafür, dass man bei
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