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Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

Titel: Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Rieck
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Königshaus belieferten, und hörte damit erst im Jahr 2005 auf. Dies geschah, nachdem Wilkinson von dem amerikanischen Batteriehersteller Energizer   übernommen wurde, der wenig Verständnis für die traditionsreiche Sparte der Schwertherstellung hatte.
     
    Das ist schade, denn die Schwerter finden sich nicht nur im Firmenlogo, sondern sind ebenfalls Bestandteil der Philosophie: Auch Wilkinson ist ganz klar auf das innovative Hochpreissegment ausgerichtet, stellt sich aber insgesamt etwas härter und männlicher auf. Das findet sich so nicht nur in der Werbung, in die auch Begriffe wie eisgehärtet einfließen, sondern die Produkte sind bereits konstruktiv meist weniger auf Sanftheit getrimmt als die von Gillette. Paradoxerweise könnte das auch ein Grund dafür sein, dass Wilkinson bei Frauen einen größeren Marktanteil hat als bei Männern: Frauen reagieren sehr stark auf Männlichkeit in der Werbung, wie man zum Beispiel auch beim Marlboro-Mann sehen konnte und bei stark "männlich" positionierten Autos wie Geländewagen, die durchweg enorme Beliebtheitswerte bei Frauen erreichen.
     
    Wilkinson produziert seit den 1850ern Rasierprodukte. Zuerst waren das offene Rasiermesser, seit etwa 1903 (also praktisch zeitglich mit King Gillette) auch einen safety shaver, der allerdings im Gegensatz Gillettes Konzept nicht auf Wechselklingen konzentriert war, sondern eine Art Sicherheitsrasiermesser   sein sollte.
     
    Obwohl Wilkinson britischen Ursprungs ist, produziert sie schon seit langem und bis heute die gesamten hochpreisigen Klingen in der deutschen Messerstadt Solingen. Dort steht recht zentral inmitten der Stadt eine erstaunlich kleine Fabrik, in der fast vollautomatisch sage und schreibe eine Milliarde Rasierköpfe pro Jahr produziert werden. In Amerika kennt man den Namen Wilkinson praktisch nicht, weil die Produkte dort unter dem Namen Schick   verkauft werden. Jacob Schick gilt als der Erfinder der elektrischen Rasierer, und Wilkinson Sword fusionierte schon vor mehreren Jahrzehnten mit diesem Unternehmen.
     
    Wilkinson hatte immer wieder interessante technische Neuerungen, die allerdings oft eher ingenieurs- statt marketingorientiert waren. Dazu gehören zum Beispiel spezielle patentierte Stähle oder Beschichtungen, die dann auch oft im Marketing verwendet werden, wo sich dann Bezeichnungen wie Diamant, Platin oder Titan wiederfinden (die auch tatsächlich in den Beschichtungen verwendet werden, allerdings natürlich nicht nur bei Wilkinson).
     
    Dass beide großen Klingenhersteller mit einem Batteriehersteller verbunden sind, ist übrigens kein Zufall. Es liegt daran, dass die Vertriebswege beider Produkte so ähnlich sind und sich daher auf der Vertriebsseite Synergien ergeben.
     
    Trotz der großen Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Herstellern versuchen sie sich so weit wie möglich vom jeweils anderen abzuschotten. Viele Details werden als Betriebsgeheimnisse behandelt, und ein Austausch von Mitarbeitern zwischen beiden Unternehmen ist fast ausgeschlossen, weil jeder viel zu viel Angst hat, der andere könne einen Spion schicken. Das erscheint zunächst seltsam, weil man ja die Produkte des anderen einfach auseinandernehmen und in jede Richtung hin analysieren kann (was auch ausgiebig geschieht). Das Verhalten ist aber dennoch verständlich, wenn man weiß, dass ein Großteil der Geheimnisse in der Produktionstechnik liegt. Denn Milliarden von Rasierköpfen weitgehend automatisch, rund um die Uhr in nahezu konstanter Qualität produzieren zu können, das ist echte Ingenieurskunst.
     
    Die Maschinen lohnen sich nur dann, wenn sie an 7 Tagen in der Woche, täglich 24 Stunden im Dreischicht-Betrieb störungsfrei laufen. Dafür müssen winzige Kunstoffteile millionenfach exakt ausgerichtet werden, Klingen mit minimalen Toleranzen geschliffen werden usw. Das zu realisieren ist die eigentliche Kunst des Klingenbaus.
     

Aktuelle Systemrasierer
     
    Der erste Systemrasierer stammte nicht etwa vom großen amerikanischen Martführer Gillette, sondern von seinem kleineren englischen Konkurrenten Wilkinson. Wilkinson führte 1970 einen Rasierapparat namens Bonded razor   ein, bei dem eine einseitig scharfe Klinge angewinkelt auf einen Griff geschoben wurde. Der Name bedeutet so viel wie "ummantelter Rasierer" und ist ein wunderschönes Beispiel für die Technikorientierung von Wilkinson bis ins Marketing hinein. Obwohl dieses System eher erfolglos war, kann man es aus heutiger Sicht als Geburtsstunde

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