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Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

Titel: Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Rieck
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die Ankündigung des Wilkinson Quattro. Deshalb mussten sie hektisch die gesamte Entwicklung umkrempeln und gleich auf fünf Klingen umsatteln, um nicht als Nachahmer dazustehen. Dennoch hat diesmal die Entwicklung sogar etwas weniger gekostet als beim Mach3. Offen geblieben ist allerdings die Frage, ob Fusion eine Wortschöpfung aus Futur und Vision (Seite  127 ) ist, ob es sich aus Kernfusion herleitet oder aus der Fusion von Procter, Gamble und Gillette.
     
    Und offen geblieben ist auch folgende Frage: Einmal angenommen, der Hysterese-Effekt existiert tatsächlich, wieso sollten noch mehr Klingen noch besser sein? Vermutlich weil diese Frage falsch gestellt ist. Denn sie geht gedanklich davon aus, dass eine einzelne Klinge der natürliche Grundzustand ist und mehrere Klingen eine Abweichung davon. Könnte man nicht ebensogut fragen, wieso eine Feile   mehr als eine Rille hat? Klar, wenn man den Hobel als gedankliche Ausgangsbasis hat, dann wirkt eine Feile unsinnig.
     
    Zudem akzeptieren wir es beim Elektrorasierer als ebenso natürlich, dass er nicht nur fünf, sondern sogar fünfzig Klingen nebeneinander hat. Wer sagt denn eigentlich, dass es beim Nassrasieren nicht eines Tages auch Fünfzigklingenrasierer ohne Scherfolie geben wird, die man nur im Millimeterbereich über die Haut streicht? Oder hygroskopische Rasierriemen, die Hunderte von Mikromessern aufweisen und die in Beruhigungstinktur getränkt ähnlich wie Nass-Schmirgelpapier über die Haut gezogen werden? Möglicherweise als Damenrasierer, weil Beine großflächigere Glattbereiche aufweisen als Männergesichter? (Oh je, vielleicht hätte ich mir diese Ideen patentieren lassen sollen?)
     
    Wie auch immer, ganz offenbar funktioniert die Materialabnahme am Barthaar nicht so, dass jedes Haar genau einmal geköpft wird, sondern es verbleiben nach dem erstmaligen Überfahren einer Gesichtsstelle einige Haare oder deren Stümpfe, denn die Haut ist nun einmal nicht ganz eben, und schlägt zudem während der Rasur deutliche Wellen, wodurch das eine oder andere Haar ein wenig ausweichen kann. Wenn nun mehrere Klingen hintereinander kommen, dann kappen diese die Haarreste mit geringerer mechanischer Belastung der Haut als wenn man mehrfach über dieselbe Stelle streichen würde, und das trotz der auf der Haut entstandenen Wellenberge und -täler. Jede zusätzliche Klinge erhöht damit die Wahrscheinlichkeit, dass ein Barthaar beim Überstreichen auch wirklich abgeschnitten wird.
     
    Dass das so ist, zeigte sich ebenfalls in dem Patentstreit zwischen Wilkinson und Gillette über den Quattro: Gillette musste einräumen, dass die vierte Klinge tatsächlich eine Funktion übernimmt und keine reine Alibi-Klinge ist, um das Dreiklingen-Patent zu umgehen. Man sieht diesen Effekt auch daran, dass die Bahnbreite eines Fusion selbst an kantigen Gesichtsstellen (wie dem Kinn) etwa so breit ist wie der gesamte Rasierkopf, wogegen eine klassische Klinge im Rasierhobel an diesen Passagen zu großen Teilen in der Luft schwebt.
     
    Die optimale Klingenzahl liegt offenbar viel höher als man anfangs dachte. An welcher Stelle sie nach oben begrenzt ist, wird sich erst dann zeigen, wenn wir Multiklingenrasierer mit immer mehr Schneiden haben, bei denen die Rasur wieder schlechter wird.   Die Grenze dürfte erst dort liegen, wo die Ausdehnung des Rasierkopfes die Handhabung und das Aufliegen auf den Konturen so stark verschlechtert, dass es den Gründlichkeitsgewinn durch mehr Klingen überkompensiert.
     
Weiterentwicklungen
     
    Natürlich haben Wilkinson und Gillette mit den zusätzlichen, unpatentierten Klingen die Büchse der Pandora geöffnet. Denn schon wenige Jahre nach Einführung des Fusion kamen auch andere Hersteller auf den Gedanken, Fünf- und sogar Sechs-Klingen-Rasierer auf den Markt zu bringen. Dadurch entsteht ein etwas unübersichtlicher Zustand, weil jetzt die Qualität eines Rasiersystems nicht mehr durch einfache technische Daten wie die Anzahl der Klingen gekennzeichnet werden kann. Das ist aus Marketing-Sicht ein Desaster, denn einer subtileren Logik als „fünf Klingen sind besser als vier“ folgt der Gelegenheitsanwender an der Supermarktkasse meist nicht. Um die nächste Kaufentscheidung vorzubereiten, sehen wir uns also zunächst an, was es auf dem Markt so gibt, danach berichte ich über das zugehörige Rasurerlebnis.
     
    Allen voran zu nennen ist das Fünfklingen-System von Wilkinson, der Hydro5   (es ist das Schwestermodell des oben schon

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