Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
gut.
Er ist beeindruckend sanft, unglaublich gründlich und lässt sich für einen Systemrasierer sogar verhältnismäßig gut ausspülen, weil die Lamellen auch hinten weitgehend offen liegen. Der breite Kopf stört erwartungsgemäß an engen Stellen, aber dafür gibt es die einzelne Konturenklinge auf der Oberseite, die sich problemlos an enge Stellen manövrieren lässt. Allerdings schaffen es sogar alte Hasen, sich mit dieser Trimmklinge zu schneiden, während sie sie gar nicht benutzen: Weil sie auf der Rückseite des Kopfes liegt, kann man sich damit prima in die Nase schneiden, wenn man die Oberlippe rasiert.
Viele Anwender bemängelten anfangs, dass die Fusion-Klingen kürzer halten als die von Mach3 und Sensor. Ich vermute, das lag daran, dass der Fusion dazu verführt, ohne gute Vorbereitung zu rasieren, denn das geht fast ungestraft. Aber als Folge halten natürlich die Klingen kürzer. Außerdem verkrallen sich die vielen Klingen wegen der großen Angriffsfläche im Bart, wenn dieser nicht gut vorgeweicht ist, sodass es zu Ziepen beginnt und eine Klinge stumpf wirkt, ohne es wirklich zu sein. Vermutlich sind deshalb auch die Brummvorrichtungen der Power-Versionen entstanden.
Beim Dreitagebart sind allerdings sowohl Fusion als auch Quattro nach wenigen Zügen in ihren letzten Zügen: Beide neigen wegen der vielen Klingen zum Ziepen und sind dadurch beileibe kein Vergnügen mehr. Besonders der Quattro setzt sich außerdem zu und macht dann gar nichts mehr, außer über die plattgelegten Barthaare zu gleiten. Beim Dreitagebart war daher bis vor kurzem ein Rasierhobel mit einfacher Klinge ganz klar sowohl die gründlichste als auch die sanfteste Alternative (ja genau: der Rasierhobel ist beim Dreitagebart sanfter ). Denn die einfach Klinge ist völlig unempfindlich gegenüber Verstopfung durch lange Stoppeln und hat auch nur eine kleinere Ansatzfläche, wodurch sie überhaupt nicht ziept.
Allerdings hat sich das seltsamerweise mit Einführung der Fünfklinger der zweiten Generation geändert; auch wenn man es nach Papierlage nicht erwartet, ist die neue Klingentechnik ein echter Fortschritt. Sowohl der Fusion Proglide als auch der Wilkinson Hydro5 sind sogar beim Dreitagebart wirklich angenehm und kein bisschen überfordert. Sie ziepen und verstopfen nicht, sondern hinterlassen einfach nur eine gut rasierte Bahn (sofern sie noch recht wenig abgenutzt sind). In dieser Disziplin liegt der Fusion Proglide Power sogar noch einmal ein Stück weiter vorn, was vielleicht an seinem Mikrokamm liegt. Natürlich nutzen sich die Klingen durch einen Dreitagebart sehr stark ab, was das Vergnügen zu einem teuren Spaß macht.
Der Wilkinson Hydro5 ist in der Wirkung ähnlich wie der Fusion Proglide, aber – wie fast immer im Vergleich Gillette-Wilkinson – etwas herber. Das Gelreservoir sorgt dabei gut gelaunt für eine Gleitschicht, die für meinen Geschmack zu viel des Guten ist. Aber ihre Wirkung tut sie: Wann immer jemand wie wild über sein Gesicht raspelt ohne dabei nachzuschäumen, wird er bei jedem Strichelchen einen schönen Gleitfilm vorfinden, auch wenn er fast unsichtbar ist. Das geht so weit, dass man eine neue Klinge fast schon selbst zum Einschäumen benutzen kann – ich übertreibe nicht. Nachschäumen zwischen den Rasurdurchgängen wird hier eher zum Ritual als zur Notwendigkeit. Allerdings dürfte das auch ein Problem dieser Rasierer werden. Wahrscheinlich deuten viele Anwender das Gleiten als Stumpfheit und drücken und raspeln so lange, bis es zum Rasurbrand kommt.
Das wegklappbare Gelreservoir unterstützt dieses Problem noch. Denn man wird es bevorzugt an kritischen Stellen einsetzen, zum Beispiel unter der Nase, wo die Barthaare besonders fest sind. Dann fehlt aber genau dort die Gelschicht, was dem unaufmerksamen Anwender leicht entgehen könnte – mit dem Erfolg, dass er sich dann dort zu wenig einschäumt und anschließend Rötungen hat. Ganz Wilkinson-typisch muss man also auch hier etwas mehr Sachverstand mitbringen als beim Gillette.
Die Hydros werden mit einem kleinen schwarzen Travel-Cover geliefert, in das man den Kopf schützend einpacken kann, was im Kulturbeutel erfreulich wenig Platz verbraucht. Zusammen mit der Autoschaumfunktion prädestiniert das zum idealen Reiserasierer. Man muss aber darauf achten, dass der Rasierer vorm Einpacken möglichst trocken ist, weil sich das Gelreservoir verflüchtigt, wenn es sich in Nässe befindet (das
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