Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
Mengen des Öls auf die Schlitze gibt, die zu den beweglichen Teilen führen. Achte darauf, dass der Hobel vorher gut getrocknet ist, andernfalls entsteht ein schmieriges Wasser-Öl-Gemisch. Ballistol gibt es für einige Euro in Apotheken, in Werkzeug- und Waffengeschäften oder Baumärkten.
Mit Kriechöl (in meinem Fall Brunox für Fahrradgabeln) habe ich keine guten Erfahrungen gemacht: Es verklebt mit der Seife zu einem penetrant klebrigen Film, der praktisch nicht mehr wegzubekommen ist und auf der Oberfläche dauerhaft Schlieren hinterlässt.
Härtere Methoden und Reinigungsfehler
Große Verwirrung richtet Merkur an, die in ihrer Bedienungsanleitung für den Vision raten, man solle ihn mit Entkalker vorbehandeln und dann reinigen. Damit war ein Auftragen des Entkalkers auf ein Tuch oder eine Zahnbürste gemeint, aber einige haben den Hobel in Essig einglegt. Und das ist tödlich, zumindest für den Rasierer. Denn der saure Essig greift das Chrom an, sodass von Verfärbungen bis großflächigen Chromablösungen alles drin ist. Daher Finger weg von allen Entkalkern und sonstigen aggressiven Reinigungsmitteln, einschließlich Chromreinigern und Spülmaschinen-Tabs. Oftmals entstehen durch den Putzfimmel Schäden erst, die andernfalls nie aufgetreten wären.
Da die Vorgänge des Verkalkens ähnlich denen an Zahnspangen sind, versuchen Einige, den Hobel in einem Glas mit Zahnreiniger für die Dritten Zähne wie Corega-Tabs oder Kukident einige Stunden lang vorzuweichen, wie dritte Zähne. Danach folgt eine Reinigung mit der Zahnbürste. Es gibt aber ein Problem: Wenn zwei verschiedene Materialien in der Reinigungslösung stehen, dann können sich unangenehme chemische Prozesse abspielen. Eventuell baut man ungewollt ein galvanisches Element, in dem Material vom einen Teil des Hobels zum anderen wandert und beide unbrauchbar macht. Der Merkur Vision etwa besteht aus Messing, Druckguss und rostfreiem Stahl. Noch schlimmer wird es, wenn man zwei Hobel aus verschiedenen Materialien gleichzeitig in eine solche Lösung stellt. Dann braucht man oben nur noch ein Voltmeter anzuschließen, und schon kann man eine Spannung messen. Diese entsteht leider dadurch, dass unten die beiden Hobel chemisch umgesetzt werden, was eine vergleichsweise teure Methode ist, um eine Batterie zu bauen. Daher ist der einfache Waschgang in der Spülmaschine bequemer und schonender, denn dort gibt es wenigstens keine Elektrolyse beziehungsweise deren Umkehrung.
Als einfache Regel gilt: Längeres Einlegen in aggressive Flüssigkeiten ist generell zu vermeiden. Vergiss alle Methoden, die über Nacht angewandt werden sollen. Leider gibt es Hobelmodelle, die nicht zerlegbar sind. Falls man dort Stellen reinigen muss, die anders nicht erreichbar sind, dann hilft manchmal Auskochen in Soda (zu Soda siehe Seite 185 ). Man kann dabei regelrechte Dreckschwaden im Topf beobachten, und man desinfiziert den Hobel auch gleich, falls man ihn gebraucht gekauft haben sollte. (Anfang des 20. Jahrhunderts gab es sogar eine Vorschrift, nach der in Friseursalons die Rasiermesser nach Gebrauch fünf Minuten in heißer Sodalösung desinfiziert werden sollten.) Die Kochzeit kann zwischen fünf und zwanzig Minuten liegen, je nach Schwere des Falls. Man nimmt dafür ein bis zwei Esslöffel Soda auf zwei Liter Wasser. Und Vorsicht: Weder der Rasierer noch der verwendete Topf dürfen Aluminium enthalten.
Wer ohnehin schon Borax im Haus hat, um seinen Rasierpinsel zu reinigen, der kann seinen Hobel auch einfach einmal zwanzig Minuten in eine Borax-Lösung legen. Im Gegensatz zum Pinsel kann man den Rasierer darin auch kochen, was die Entkalkung deutlich verbessert.
Der neueste Schrei im Reinigungsfieber sind Ultraschallreiniger für den Hausgebrauch. Bei meinen Versuchen ging es am besten mit handheißem Wasser und etwas Spüli. Die Ergebnisse damit hören sich aber nicht nur bei mir überwiegend frustrierend an. An versteckten Kanten bleibt bei den meisten Geräten der 50-Euro-Liga der Dreck weitgehend unversehrt. Teurere Profigeräte sind deutlich besser, aber zumindest für die Hobelreinigung einer klarer Fall von Overkill.
Insgesamt ist ein Rasierhobel ein vergleichsweise unempfindlicher Gegenstand, der bei täglichem Gebrauch etwa so viel Pflege braucht wie eine elektrische Zahnbürste: außer täglichem Abtrocknen und gelegentlichen Scheuern mit dem Fingernagel nichts. Wirkliche
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