Maennerschlussverkauf - Roman
oder zweimal. Dann setze ich an.
»Vielen … Dank …« Meine Stimme klingt total kratzig. Ich räuspere mich noch mal und setze erneut an. Am besten versuche ich einfach, ich selbst zu sein, nehme ich mir vor und sage: »Vielen Dank für diesen tollen Preis, den ich …«
Ja, was eigentlich?
Den ich gar nicht haben will?
Den ich als gänzlich überflüssig empfinde?
Den ich im Vergleich zu Tom nicht mal ansatzweise spannend finde?
Nein. Auf einmal weiß ich es.
Mitten im Satz trifft mich die Erkenntnis. Dies ist genau der richtige Moment! Endlich kann ich das tun, was ich schon lange hätte tun sollen. Ich kann Tom beweisen, wie viel er mir bedeutet. Ich hole tief Luft, kratze allen Mut zusammen, den ich finden kann, und spreche weiter.
»Noch mal vielen Dank für diesen tollen Preis, den ich … gar nicht verdiene. Tja, das ist die Wahrheit. Ich habe diesen Preis wirklich nicht verdient. Die Tatsache, dass Flash! eine großartige Sendung im deutschen Fernsehen ist, und auch, dass die Münchner Fashion Week ein solcher Erfolg war, hat das Publikum eigentlich nur einem Mann zu verdanken. Tom Vanderscheid.«
Ich kann hören, wie im Publikum gespanntes Getuschel einsetzt, doch das kann mich nicht mehr verunsichern. Langsam komme ich in Fahrt.
»Tom Vanderscheid ist ein ganz besonderer Mann. Ich habe vor ihm keinen vergleichbaren Menschen getroffen, und um ehrlich zu sein, ich glaube das werde ich auch nie wieder. Tom ist nicht nur eine unbeschreibliche Bereicherung für die deutsche Fernsehlandschaft, nein, er war … er ist auch eine unbeschreibliche Bereicherung für mein Leben.«
Noch mal atme ich tief durch, dann lasse ich den Blick über die Publikumsreihen schweifen, von denen ich glaube, dass dort Tom sitzt, und hoffe, er weiß, dass ich ab hier nur noch zu ihm spreche. Gut, und zu ein paar Millionen Fernsehzuschauern, aber die zählen jetzt nicht. Ich räuspere mich ein letztes Mal, ehe ich weiterrede.
»Deswegen will ich dir, Tom, einfach nur sagen, dass du die Liebe meines Lebens bist und ich mir die Welt ohne dich nicht mehr vorstellen kann. Oder besser: Ich will sie mir nicht mehr ohne dich vorstellen, denn alles, was in den letzten Monaten passiert ist … mein widerlicher Ex und diese BWL -Studentin, der Umzug nach München, der Katastrophenstart bei KNL , unser erstes Treffen in der Männertoilette, die Kinopremiere damals …« An dem Punkt wende ich mich kurz nach links, wo ich vorhin Til Schweiger im Publikum entdeckt habe. »Tut mir übrigens immer noch sehr leid, das mit dem Aufstoßen, Herr Schweiger«, woraufhin im Saal vereinzelt verhaltenes Kichern einsetzt.
Ich atme wieder tief ein und fahre fort.
»All das, egal was, egal wie schlimm, peinlich oder aufregend es war … Tom, ich bin überzeugt davon, dass es Schicksal war und dass das alles nur aus einem einzigen Grund geschehen ist, nämlich damit wir uns kennenlernen! Die Sendung, der ganze Zirkus hier, der Preis«, ich hebe kurz den exklusiven Briefbeschwerer hoch, »das ist alles toll und schön, aber das Einzige, das Wichtigste, das, was mir wirklich etwas bedeutet, ist der Wunsch, an deiner Seite zu sein. Deine Freundin zu sein. Deine Partnerin. Ich mag von vielen Dingen nichts verstehen, ehrlich gesagt verstehe ich nicht mal besonders viel vom Fernsehmachen, trotzdem stehe ich hier und habe einen Preis dafür bekommen. Aber eines, das habe ich ganz genau verstanden: Du bist der Mann, den ich liebe, der Mann, den ich begehre, der Mann, ohne den ich nicht sein möchte. Von dir und mir, von uns beiden, davon verstehe ich etwas. Und dafür möchte ich gar keinen Preis bekommen. Ich möchte einfach nur wieder deine Freundin sein. Der Mensch, dem du vertraust, der Mensch, neben dem du morgens aufwachst, der Mensch, der dein Badezimmer mit Eukalyptusschaum überfluten darf. Ich will bei dir sein, denn ich liebe dich und … wenn du mich auch noch liebst, dann wäre ich das glücklichste Mädchen auf der ganzen Welt. Denn dann könnten wir beide einfach wieder das tun, was uns bestimmt ist und was richtig ist. Denn dann könnten wir wieder zusammen sein. Und das würde mich glücklicher machen als alle Preise dieser Welt zusammen …«
Die letzten Worte flüstere ich mehr ins Mikro, als dass ich sie deutlich ausspreche, und ich versuche dabei krampfhaft, die Tränen, die mir in die Augen steigen, zu unterdrücken. Das Herz klopft mir bis zum Hals. Ich atme tief aus und fühle, wie trotz aller Bemühungen langsam doch die ersten
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