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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Sagorski
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Tom sicher nicht.
    Das ist mir in dem Moment jedoch egal, denn der Moderator grinst mich strahlend an, und sein Lächeln ist alles – nur nicht schadenfroh. Innerhalb von Sekunden spüre ich, wie mir das Herz in die Hose rutscht und mein Kopfweh wie weggeblasen ist. Das könnte heute ein richtig guter Tag werden.
    Eine halbe Stunde später bin ich immer noch ganz aufgeregt. Diesmal allerdings nicht wegen Tom (na gut, vielleicht noch ein bisschen), sondern wegen Stacey Fairy. Sie ist im Moment nämlich die Sängerin schlechthin, und auch ich liebe sie! Sie sieht immer aus wie eine Mischung aus Alice im Wunderland, zugekiffter Zauberelfe und Laufstegdiva. Und Musik macht sie auch ganz tolle. Dass ich sie einmal persönlich kennenlernen würde, hätte ich nie gedacht!
    »Dir ist schon klar, dass du zu dem Interview nicht mitdarfst, sondern nur für alle Fälle mit dem zweiten Kamerateam die Stellung hältst? Von kennenlernen kann keine Rede sein«, zischt Vanessa in meinem Rücken.
    Mist, da habe ich wohl gerade etwas zu laut gedacht und die Ankunft von Verenas Liebling verpasst.
    »Beeil dich, wir müssen los!«, bellt Vanessa mich prompt an, und ehe ich michs versehe, hetze ich hinter der Platinblondine in Richtung Aufzug.
    Unterkriegen lasse ich mich von der trotzdem nicht, nehme ich mir vor. Und wenn schon, dann fahre ich eben nur als Begleitung mit, aber wer weiß, vielleicht passiert irgendetwas ganz verrückt Fabelhaftes, und am Ende des Tages bin ich die neue beste Freundin von Stacey. Hört man ja andauernd, so etwas.
    Kurz darauf sitze ich mit dem gelangweilten zweiten Kamerateam in der Lobby eines piekfeinen Luxushotels, zähle die goldenen Lilien auf dem Teppichboden und lasse mich von dem notgeil grinsenden Portier anstarren, während Vanessa wahrscheinlich gerade Champagner mit Stacey Fairy trinkt. Richtig frustrierend ist das. Dabei würden mir für Stacey so gute Fragen einfallen, zum Beispiel was sie von der Idee hielte, ihre abgelegten Designerschuhe bei eBay zu verkaufen, so als Goodie für die Fans (das muss ich unbedingt Manuel vorschlagen). Wäre sicherlich der PR -Gag. Stattdessen muss ich hier rumsitzen und mich begaffen lassen, und jetzt kommt auch noch der widerliche Portier zu mir rüber. Wieso eigentlich immer ich???
    Okay. Dreißig Minuten später weiß ich eins: Ich bin definitiv ein Genie! Von der betrogenen Möchtegernjuristin über die Starreporterin zur Enthüllungsjournalistin! Ich werde der Welt nämlich schon bald das berichten können, was bisher niemand für wahr gehalten hat: Stacey Fairy muss nachts eine Beißschiene tragen (das hätte ich eher von Verena erwartet) und formt ihren Hintern mit fleischfarbenen Miederhosen (von wegen makrobiotische Ernährung und so)! Mein Kamerateam hat alles in Großaufnahme gedreht, das wird die Sensation! Verena wird mir die Füße küssen, Vanessa sich vor Ärger die Extensions raufen und statt halb nackter Models wird künftig mein Bild die Wände der Redaktion schmücken. Mein Name wird in die Geschichte des Fernsehens eingehen als die neue Redakteurin, die an ihrem zweiten Arbeitstag die exklusivste Story des Jahres gedreht hat! Ich. Habe. Es. Nämlich. Fertiggebracht. In. Stacey. Fairys. Hotelsuite. Zu. Kommen. Mit. Kamerateam. Weltexklusiv.
    Ha! Also entweder ich werde jetzt für den Deutschen Fernsehpreis nominiert oder gefeuert. Aber vielleicht sollte ich die Geschichte von vorn erzählen …
    Einfach war das Ganze nämlich wahrlich nicht. Der Portier hatte fürchterlichen Mundgeruch und hätte vor lauter Nervosität fast seine possierliche dunkelrote Samtmütze verloren, als er tatsächlich zu mir rüberkam und fragte, ob ich auf Kosten des Hauses etwas an der Lobbybar trinken wolle. Da mir so schrecklich langweilig war und ich deshalb zum ersten Mal seit Stunden wieder über Marcel nachgrübeln musste, schlug ich sein Angebot trotz des Giftgasangriffs nicht aus und schlenderte mit dem Pagen an die dunkle Mahagoniholzbar. Dem Ambiente entsprechend ließ ich mir dort vom Barkeeper ein Glas Champagner servieren.
    Eigentlich bin ich nicht so der dekadente Typ, und ein bisschen schlecht von dem Prosecco gestern war mir auch noch, aber wenn ich schon auf Vanessa warten musste, dann wenigstens mit Stil. Meine unbescheidene Bestellung schockierte den Portier allerdings nicht, vielmehr ließ er sich neben mir an der Bar nieder und bestellte sich ebenfalls ein Glas Mo ë t. Als ich ihn daraufhin ungläubig anstarrte, erklärte er mir, dass er

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