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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Sagorski
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der Neffe des Hotelbesitzers sei und hier nur den Pagen spiele, weil er gerade eine Ausbildung zum Hotelkaufmann mache und deshalb alle Abteilungen durchlaufen müsse. Ich glaubte ihm kein Wort und hörte mir sein Geprahle über das tolle Luxushotel und die berühmten Hotelgäste widerwillig an. Das einseitige Gespräch mit ihm war wirklich tierisch langweilig. Zumindest bis zu dem Moment, als er anfing, damit rumzuprahlen, dass er von jedem Zimmer die Schlüsselkarte habe und daher zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Bad in den Whirlpools der Suiten nehmen könne, wenn er wolle.
    Was soll ich sagen? Jeder Mensch hat ab und zu Momente der Genialität, und genau in dieser Sekunde überkam mich einer.
    Ruckartig drehte ich mich zu dem Mützenmann um. »Hast du auch den Schlüssel zur Suite von Stacey Fairy?«, fragte ich sehr interessiert.
    »Ja klar!«, strahlte er und setzte einen Schwall seines üblen Mundgeruchs frei.
    »Wirklich? Das glaube ich dir nicht«, säuselte ich, hielt die Luft an, beugte mich verführerisch zu ihm hinüber und klimperte mit den Wimpern.
    »Wohl hab ich den! Ich kann’s dir beweisen!«, meinte er entrüstet und starrte fasziniert in meinen Ausschnitt.
    »Echt? Jetzt gleich?« Ich klimperte weiter und beugte mich noch etwas weiter zu ihm.
    »Klar, warte kurz, ich hole die Karte, dann können wir hochgehen. Die Tussi gibt sowieso gerade eine Pressekonferenz im Luitpoldsaal«, haspelte er, sprang entschlossen auf und watschelte eilig in Richtung Rezeption.
    Wenn er wirklich der Neffe des Hotelbesitzers ist, dachte ich mir, kann dieser einem nur leidtun. Sein Imperium wird ihn wohl nicht besonders lange überleben.
    Eine Minute später watschelte der Undercover-Portier wieder zurück und signalisierte mir, ihm unauffällig zu den Fahrstühlen zu folgen. Aufgeregt kippte ich den Schampus hinunter und wedelte mit der Hand das Kamerateam herbei, das mir neugierig (und nicht ganz so unauffällig) folgte. Als der Hotelneffe meine Begleitung sah, wurde er zwar ziemlich nervös und wollte die Sache abbrechen, doch ich neckte ihn immer weiter, dass er bloß ein Hochstapler sei und in Wahrheit gar keinen Schlüssel zu der Suite habe. Er war ein viel zu leidenschaftlicher Angeber, um sich das bieten zu lassen.
    »Wart’s ab, Lady!«, verkündete er großspurig, zwinkerte mir siegessicher zu und drückte den goldenen PH -Knopf des edlen Aufzuges.
    Im obersten Stockwerk des Hotels angekommen folgten das Team und ich meiner Eroberung über den schweren Teppich zu einem doppeltürigen Eingang aus geschnitztem Mahagoniholz (wahrscheinlich hatte mindestens ein halber bolivianischer Regenwald für den Bau dieses Hotels dran glauben müssen). Dort zog der Neffe seine Karte routiniert durch ein Lesegerät und öffnete uns grinsend die Tür zu Stacey Fairys Suite. Ein dreistimmiges, langgezogenes »Wooohhhw!« ertönte, und selbst das Kamerateam blieb beeindruckt in der Tür stehen. Ich drängte mich an ihnen vorbei und ließ ehrfürchtig den Blick schweifen.
    Die Suite war riesig! In der Mitte des hallenartigen Raumes stand ein überdimensionales Himmelbett aus rosa Samt (auf dem eine metergroße Plüschkatze aus Japan thronte), und auf sämtlichen Tischen und Sekretären prangten gigantische Blumenbouquets aus rosa Lilien. Es gab einen offenen Kamin und vier beinahe wandfüllende Fernseher, die alle gleichzeitig stumm liefen und Staceys neuestes Musikvideo zeigten. Da dieses in einem nachgebauten Barbie-Village spielte, wirkte der Raum noch rosafarbener, als er sowieso schon war. Überall in diesem Mädchenparadies waren Klamotten, leere und volle Rosé-Champagnerflaschen und Obstkörbe voller pinkfarbener Drachenfrüchte verteilt. Auf dem Fußboden und den vermutlich extra bereitgestellten rosafarbenen Teppichen lagen massenhaft Schuhe, BH s und bunte Klamotten (vermutlich Bühnenoutfits). Es sah aus, als ob eine Hello-Kitty-Bombe explodiert wäre.
    Nach einer Minute unbändigen Staunens machte ich den Mund wieder zu und riss mich zusammen. »Ihr wisst, was zu tun ist«, raunte ich dem Kamerateam zu und hoffte, dass sie das tatsächlich wussten, denn ich hatte ehrlich gesagt keine große Ahnung.
    Mein Instinkt sagte mir, dass es ein boulevardjournalistisch korrektes Vorgehen sei, die Suite zu durchsuchen und die pikantesten Entdeckungen zu drehen, trotzdem war es mir ziemlich peinlich, in den Sachen meines Idols herumzukramen. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass die riesige Hello Kitty aus Plüsch mich vom

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