Maennerschlussverkauf - Roman
Bett aus beobachtete. Ich hatte unten an der Bar nicht daran geglaubt, dass dieser zurückgebliebene Portier uns tatsächlich in die Suite lassen würde (wer ist denn bitte so dämlich?), und jetzt fühlte ich mich doch ziemlich überrumpelt. Aber die Kameraleute huschten schon durch den Raum und hielten auf das zerwühlte Bett, die halb leere Minibar und den überfüllten Aschenbecher.
»He, Rauchen ist in der Suite verboten!«, rief mein Türöffner mit der Pagenmütze, als er dem Objektiv der Kamera folgte und Staceys Kippen erblickte. Neugierig schlich er daraufhin ins Bad, vermutlich um zu überprüfen, ob die Sängerin weitere Hotelsünden in des Onkels teuerster Suite begangen hatte.
Und ich … Tja, ich wollte gerade meine Jungs zurückpfeifen und mich schleunigst aus dem Staub machen, bevor jemand kam und uns entdeckte, als ich mich plötzlich dabei erwischte, wie ich die verspiegelten Flügeltüren des mehrere Meter langen Kleiderschranks öffnete und Staceys Kostüme betrachtete. »Ach was, von Dior ist der«, nuschelte ich und nahm den Catsuit aus ihrem »Love-is-like-a-Lollipop«-Video vom Bügel, da rief mich der Kameramann vom Bett aus zu sich.
»Ist das nicht so ’ne Fett-weg-Hose, wie ihr Weiber die immer benutzt?«, fragte er und zoomte auf ein fleischfarbenes Etwas, das neben Staceys Kopfkissen lag.
»Wirklich?« Neugierig rannte ich zu ihm und nahm die Omahose prüfend in die Hand.
Er schien recht zu haben. Siegessicher grinsten wir uns an. Stacey Fairy benutzte Fett-weg-Höschen! Dass das eine sensationelle Story ist, war sogar mir als Boulevard-Anfängerin bewusst.
Und es ging immer weiter: Wir fanden noch eine Beißschiene, ein Nasenhaarschneidegerät (zumindest ist es das nach Aussage des Kameraassistenten), einen pinkfarbenen Minivibrator und etwas, das aussah wie ein Tütchen Marihuana.
»Jetzt solltet ihr aber echt wieder rausgehen. Ich weiß nicht, ob das so gut ist, wenn ihr hier filmt. Man sieht schließlich, dass das in unserem Hotel war!«, kombinierte der Pagen-Einstein in einem kurzen Moment der Hellsichtigkeit.
Und mal ehrlich, so ganz wohl fühlte ich mich bei der Sache auch nicht.
»Nur noch die Packung Kondome dahinten!«, brüllte der Kameramann und hechtete um das Bett herum.
Ich schwöre, dass ich ihm gerade sagen wollte, er solle sich beeilen, da hörte ich von hinten eine mir seltsam bekannte Stimme kreischen: »What is this fucking girl doing with her fucking camerateam in my fucking suite?!«
Ich spürte genau, wie mein Herzschlag aussetzte. Mit einer lauten Vorahnung drehte ich mich um und sah direkt in die entsetzten Augen von Stacey Fairy herself! Um sie herum eine Horde von bulligen Securitys und anderen wichtig aussehenden Menschen mit Knöpfen in den Ohren und Unterlagen in den Händen. Innerhalb von Sekunden verwandelte sich meine Hammerstory samt Luxussuite in eine albtraumhafte Hello-Kitty-Hölle. Ich wusste, dass mich jetzt nur noch ein Wunder retten konnte. Aber wie immer ließ sich keines blicken. Stattdessen spürte ich, wie mir schwallartig schlecht wurde. Meine Handflächen wurden nicht feucht, sondern nass, meine Ohren fingen an zu rauschen, und meine Knie zitterten so sehr, dass ich jeden Moment damit rechnete, aus meinen pinkfarbenen Pumps zu kippen. Doch leider blieb ich stehen.
Hilfesuchend drehte ich mich nach dem Kameramann um, aber der zischte nur: »Du bist die Redakteurin! Du musst uns da rausbringen!«
Mein Magen drehte sich noch schneller, und ich begann jeden Schluck Champagner unten an der Bar zu bereuen. Obwohl – vielleicht kann ich auf verminderte Schuldfähigkeit wegen Alkoholeinflusses plädieren, schoss es mir durch den Kopf, aber den Gedanken verwarf ich ganz schnell wieder. Also drehte ich mich suchend nach dem Hotelchefneffen um, doch der war nirgendwo zu sehen (ich vermutete ihn im Whirlpool, ein intelligenteres Versteck traute ich ihm nicht zu). Mir blieb also nichts anderes übrig, als tief Luft zu holen, zu versuchen, möglich ruhig zu bleiben und Miss Fairy irgendwie zu besänftigen. Doch schon, als ich nur einen kleinen beschwichtigenden Schritt auf sie zumachte, schnellten ihre Gorillas zeitgleich nach vorn und positionierten sich drohend um mich herum.
»Gaaanz ruhig bleiben, Anna«, ermahnte ich mich selbst und nahm all meinen Mut zusammen. »Hi, Stacey!«, setzte ich an und erklärte ihr dann in (hoffentlich) perfektem Englisch, dass es eine Riesenehre für mich sei, sie persönlich zu treffen. Und dass es mir
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