Maennerschlussverkauf - Roman
schaut mich an. Er lächelt (mein Herz setzt fast schon wieder aus), dann hebt er kurz den Daumen, nickt mir zu und geht weiter. Ich bleibe stehen, und mir wird schwindlig. Doch dann reiße ich mich schnell wieder zusammen und gehe zügig weiter. Aus der Sache mit Stacey Fairy mag ich ganz gut herausgekommen sein, aber ich werde mein Glück sicher nicht überstrapazieren. Von Männern halte ich mich erst einmal fern. Auch wenn das bei Toms süßem Lächeln verdammt schade ist … Seufz.
Das Designerschuhinferno
Shoppingbeutetagebuch:
Fabelhafte silberne Designerpumps mit Swarovski-Steinchen (na ja, fast zumindest): 1
»Das müssen wir feiern!«, hat Manuel gleich nach Redaktionsschluss gebrüllt, und anstatt in die WG zu fahren und endlich meine Koffer richtig auszupacken, haben wir inklusive Leonie direkt die Innenstadt angesteuert, um die Zeit bis Ladenschluss ausgiebig zu nutzen.
»Du bist jetzt eine Killer-Reporterin, also brauchst du auch Killer-Highheels«, frohlockte Manuel und tänzelte vor uns durch die Fußgängerzone.
Er steuerte einen Laden an, den ich normalerweise nie betreten hätte und in dem ein namhafter Designer wahnsinnig fabelhafte Schuhe und Handtaschen verkauft. Nicht minder wahnsinnig waren die Preise dort, doch da ich heute die Rücküberweisung meines Anteils an den Flitterwochen (bloß nicht weiter dran denken) erhalten habe, konnten mich die nicht vorhandenen Preisschilder ausnahmsweise wenig abschrecken.
Als wir den edlen Store betraten, musste ich erst mal stehen bleiben und nach Luft schnappen. Auf etlichen beleuchteten Wandregalen standen unzählige Schuhe – und was für welche! Die wahrscheinlich schönsten Highheels, die ich in meinem Leben jemals gesehen habe! Sie funkelten und strahlten in der indirekten Beleuchtung des Designerstores, jeder Schuh schien mich wahrhaftig anzulächeln und aufmunternd zu flüstern: »Na los, probier mich an, dafür bin ich schließlich da!« Ich fühlte mich ein bisschen wie Mel Gibson in Was Frauen wollen , nur dass ich die Gedanken von Schuhen und nicht die von Frauen lesen konnte. Deswegen blieb ich – während Leonie und Manuel sofort auf die Regale zustürmten – vor Ehrfurcht fast gelähmt mit weit aufgerissenen Augen und pochendem Herzen in der Tür stehen und ließ dieses Schuhparadies auf mich wirken. Ehrlich gesagt, so richtig traute ich mich in die edle Boutique nicht rein, denn es sah alles so elegant aus – sogar der Teppich leuchtete in strahlendem Weiß. Wahrscheinlich würde ich den edlen Flor mit meinen Nicht-Designer-Schuhen nicht nur entehren, sondern mit meinen alten Tretern auch ziemlich schmutzig machen …
Mit nur einem einzigen Satz schaffte es Manuel, sämtliche Ehrfurcht meinerseits zu zerstören. »Jetzt zerfließ hier nicht vor lauter Ehrfurcht, sondern schwing deinen kleinen Hintern zu mir, Anna! Das sind Schuhe, ziemlich überteuerte Schuhe, aber eben auch nur Schuhe! Du kannst wieder mit dem Atmen anfangen, chica !«, flötete er durch die gesamte Boutique und erntete daraufhin brüskierte Blicke von den geschniegelten Verkäufern.
Gott, wie peinlich war das denn? Mit gesenktem Blick eilte ich zu Manuel und gab ihm einen Knuff in die Seite. »Pschhhhhhhhht!!!«, machte ich und schämte mich sehr. Was dachten denn jetzt die Verkäufer von mir?
»Keine Sorge«, erriet Manuel meine Gedanken. »Wenn wir nachher ein Paar von den Achthundert-Euro-Schuhen kaufen, werden sie uns lieben, egal wie viel wir zuvor gepöbelt haben. So läuft das hier – deswegen fühle ich mich in diesem Laden ja so wohl!«, zwinkerte er und fuhr fort: »Deswegen solltest du jetzt auch schnellstens mit dem Probieren anfangen! Wie wäre es mit dem da? Oder doch lieber der hier? Oder der dahinten, was meinst du? Am besten probierst du sie alle einmal an«, schlug Manuel vor und stapelte die exklusiven Schuhe auf seinem Arm, als wären es Honigmelonen aus dem Sonderangebot.
»Na gut«, antwortete ich, wieder mit pochendem Herzen und dem leisen Wispern der Schuhe im Ohr. So elegant, wie es mir möglich war, ließ ich mich auf einer der lederbezogenen Bänke nieder, schlüpfte aus meinem No-Name-Schuh und streckte den Fuß zehenklimpernd Manuel entgegen. »Dann bring mir mal eins von den guten Stücken rüber!«, forderte ich ihn auf und wartete gespannt darauf, wie es sich wohl anfühlte, Achthundert-Euro-Schuhe zu tragen.
Inzwischen weiß ich sehr genau, wie sich das anfühlt: fabelhaft! Gut zwei Stunden später habe ich nämlich –
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