Maennerschlussverkauf - Roman
sondern auf einem wesentlich bequemeren Untergrund lag) absolut keinen Hass mehr auf Leonie hatte, sondern meine geniale Freundin für ihre mindestens ebenso genialen Tipps über alles liebte. Mehr sage ich dazu nicht. Außer vielleicht, dass Tom das vermutlich genauso sehen würde und … na ja … einfach … MMMMMHHHMMM .
Genug geschwärmt. Der Morgen nach der grandiosen Nacht war nämlich gleich ziemlich anstrengend. Glücklicherweise bin ich vor Tom aufgewacht und konnte mich (ohne ihn aufzuwecken) ins Bad schleichen, um mein wirres Haarchaos (es war wirklich keine ruhige Nacht …) zu bändigen und mit Toms Mundwasser zu spülen. Klugerweise habe ich in meiner Handtasche auch immer ein paar Parfümproben einstecken. Zwar roch das Zeugs, das ich mir diesmal hinter die Ohren sprühte, nicht ganz so fabelhaft wie erhofft (eher so ein bisschen nach Oma-Parfüm), aber ich schätze, man kann morgens auch schlimmer müffeln. Nachdem ich dann auch noch ein bisschen Rouge aufgelegt hatte, schnell auf Toilette war und mir die schlimmsten schwarzen Schatten unter den Augen weggewischt hatte, huschte ich zurück ins Schlafzimmer und kroch zu Tom unter die Decke.
So richtig hatte ich seine Wohnung gestern Nacht nicht mehr ins Visier nehmen können, aber als ich mich vom warmen Bett aus umblickte, war ich positiv überrascht. Der Fußboden im Schlafzimmer war mit einem warmen Holzparkett ausgelegt – was ich als notorische Home-Barfußgängerin kalten Fliesen ja grundsätzlich vorziehe. Außerdem waren fast alle Möbel weiß, und durch die offene Wohnzimmertür konnte ich einen Kamin erspähen! Nachdem ich gestern noch davon ausgegangen war, dass mein persönliches Highlight der direkt in die Wohnung führende Aufzug sei, musste ich dies jetzt revidieren. Ein Kamin??? Das war wirklich der Oberknaller.
Im Geiste sah ich uns beide splitterfasernackt auf Kunstfellen (ich bin Mitglied bei Peta) räkeln und gemeinsam ins Feuer blicken. So was fand ich immer schon toll. Als Kind habe ich sogar so gerne an unserem Kamin gezündelt, dass mein Papa ihn irgendwann absperrte, wenn ich allein zu Hause war, weil er Angst hatte, dass ich das ganze Haus abfackelte. Dabei habe ich nur ein einziges Mal den Wohnzimmerteppich leicht versengt. Na gut, zweimal. Aber einmal war gar nicht ich schuld, sondern meine Cousine Bianca. Aber das ist eine andere Geschichte. Und wenn ich mich nackt mit Tom vorm Kamin räkele, ist Bianca ja eh nicht dabei.
»Piep! Piep! Piep! PIEEEEEP !« Ein unglaublich abstoßendes Geräusch riss mich mal wieder aus meinen Tag- oder vielmehr Morgengedanken. Toms aufdringlicher Wecker schlug Alarm.
»Guten Morgen, Prinzessin!«, begrüßte er (also Tom, nicht der Wecker) mich zärtlich und gab mir einen Kuss auf den Mund.
Tom macht sich über so profane Dinge wie Mundgeruch anscheinend keine Sorgen. Aber bei ihm stört es mich auch nicht. Er könnte morgens aus dem Mund muffeln, wie er will, für mich ist er einfach der Traummann schlechthin. Mundgeruch hin oder her. Das merkte ich an jenem Morgen auch daran, dass mein Herz Luftsprünge machte, sobald Tom mich ansah. Ich hoffte inständig, dass es ihm genauso gehen würde (der Morgen nach der ersten gemeinsamen Nacht ist bekanntlich etwas heikel), aber so, wie er mich ansah, war dies ganz offensichtlich der Fall. Als er den Kopf mit einem leisen morgenmüden Seufzer zwischen meinem Hals und meiner Schulter vergrub, spürte ich sofort, wie von dort aus ein starkes Kribbeln meinen ganzen Körper eroberte.
»Mhm, du riechst ja schon so … frisch!«, bemerkte mein Geliebter erstaunt. »Aber ich mag es noch lieber, wenn du nur nach dir riechst«, flüsterte er weiter und begann meinen Hals mit kleinen Küssen zu bedecken.
»Äh … ja … mhm …« Etwas richtig Sinnvolles entgegnen konnte ich während dieser Behandlung nicht.
»Weißt du, was ich jetzt gerne hätte?«, fragte er mich. Ich antwortete nicht, atmete nur mittlerweile recht schnell. »Dass heute Samstag wäre und wir nicht in die Redaktion müssten, sondern den ganzen Tag hierbleiben könnten«, flüsterte er weiter.
Ich sagte nichts. Dazu war ich nicht mehr im Stande. Genau genommen sagte ich eine ganze Weile nichts. Zumindest nichts, das man als vollständiges deutsches Wort hätte einordnen können.
Weil wir später auch noch zusammen duschten, waren wir für die Morgenkonferenz zwangsläufig etwas spät dran, weshalb ich von Toms Auto aus Leonie anrief, um sie zu bitten, mir mein Schminktäschchen
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