Maennerschlussverkauf - Roman
gerade meinen, Alex hätte ihn betrogen und nicht umgekehrt«, seufzt meine beste Freundin, während sie irgendwelche exotisch aussehenden Gewürzpasten miteinander verrührt.
»Spätestens auf der Fashion Week werden die beiden sich begegnen, und dann wird es ihnen bestimmt wie Schuppen von den Augen fallen. Sie werden sich umarmen, küssen …«
»… und glücklich leben bis zum Ende ihrer Tage«, vervollständigt Leonie meinen Satz spöttisch und trägt die ersten Schüsselchen an mir vorbei ins Wohnzimmer.
»Genau!«, erwidere ich schmunzelnd und meine es nur halb ernst. Seit ich Tom kennengelernt habe, glaube ich wieder an Märchen. Und wenn Manuel und Alex noch einmal zusammenfinden würden, dann wäre das ein echtes schwules Märchen.
Während Leonie und ich weitere Schälchen auf dem fantastisch aussehenden Tisch drapieren, bleibt Manuel im Bad. Wir können Wasserrauschen hören. Er tut so, als ob er duscht, wobei wir uns beide ziemlich sicher sind, dass er es nicht tut, da er bereits heute Morgen das Badezimmer eine volle Stunde in Beschlag genommen hat. Aber wir wollen ihm die Zeit geben, um sich von den Chilis und der Erinnerung an seinen Exfreund zu erholen, und tragen die letzten Sachen ins Wohnzimmer. Als ich nach fünfmal Hin-und-Her-Laufen in die Küche komme, steht nur noch Manuels Thai-Salsa da.
»Was sollen wir damit machen? Wegschütten?«, frage ich Leonie und zeige auf den giftig aussehenden Brei.
»Um Himmels willen, bloß nicht! Erstens würdest du damit das gute Münchner Grundwasser vergiften, und zweitens würde das Manuel den Abend heute endgültig versauen! Stell es einfach unauffällig zwischen die anderen Schüsselchen. So giftig, wie das Zeug aussieht, rührt es eh niemand außer Manuel an!«, entscheidet Leonie.
Ich gebe ihr recht und finde tatsächlich einen Platz zwischen den verschiedenen Brotkörben und der Schüssel mit dem Grillgemüse, wo ich die Gift-Salsa ganz gut verstecken kann. Um auf Nummer sicher zu gehen, drapiere ich die Serviette in dem einen Brotkorb so, dass sie das Schüsselchen von fast allen Seiten gut verdeckt. Nur von Manuels Platz aus ist es gut sichtbar. Perfekt!
Nach getaner Arbeit sausen Leonie und ich schnell in unsere Zimmer und werfen uns in Schale. Natürlich stylen wir uns nicht overdressed, aber durchaus ein bisschen aufwendiger als im Büro. Unsere Outfits sollen symbolisieren, dass wir grandiose Köchinnen und Gastgeberinnen sind, die stundenlang in der Küche schwitzen und parallel dazu superfrisch und sexy aussehen können! Leonie trägt eine knallenge Jeans mit einem sexy (und passend zur Tischdeko leicht marokkanisch angehauchten) Oberteil, und ich habe mich in ein korallfarbenes, eng anliegendes, aber nicht ausgeschnittenes Sixties-Kleid geworfen, zu dem ich zur Auflockerung nicht allzu hohe cognacfarbene Sommerstiefel trage. Dazu kombinieren wir beide auffälligen Messingschmuck von Mango und ein dezentes Abend-Make-up. Wir liegen so was von gut im Zeitplan, es ist der Wahnsinn!
»Lass uns ruhig schon mal auf diesen mit Sicherheit überaus gelungenen Abend anstoßen!«, flötet Leonie und nimmt aus dem riesigen, mit Eiswasser gefüllten Champagnerkühler (den hat Manuel zum Spottpreis bei eBay ersteigert, dabei sieht er aus, als hätte er Hunderte von Euro gekostet) eine Flasche Crémant, die sie mit einem lauten »Plopp!« öffnet. Wie auf Kommando wird in diesem Moment die Badezimmertür aufgerissen, und Manuel stürmt strahlend ins Wohnzimmer.
Er ist mit seinem schwarzen, halb offenen Leinenhemd, dem passenden Lederarmband von Dolce & Gabbana und den sorgfältig frisierten Haaren mindestens ebenso aufwendig gestylt wie wir und duftet nach irgendeinem neuen Designerparfüm mit unverkennbar orientalischer Note. Entweder er hat seine Sachen heute Morgen schon im Bad deponiert, oder er ist, während Leonie und ich in unseren Zimmern waren, klammheimlich in seines geschlichen, um sich umzuziehen, und dann wieder zurück ins Bad gehuscht. Manuel ist wirklich ein Phänomen. So steht er jetzt auch vor uns, lachend und als ob er kein Wässerchen trüben könnte, und schnappt sich eines von den Champagnergläsern, das er Leonie auffordernd hinhält.
»Ja, lasst uns anstoßen, meine chicas , auf dass es ein unvergesslicher Abend werde!«, ruft er enthusiastisch und schickt uns vorm Anstoßen Luftbussis zu.
Wir spielen mit und stoßen alle drei miteinander an. Hauptsache, Manuel geht es wieder besser. So ist er eben, erst
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