Maennerschlussverkauf - Roman
sein Fleisch, und wenn es zu zäh wird, ist er selbst schuld – perfekt!«
»Also ich finde Ratatouille zwar besser, aber meinetwegen können wir auch dieses Steinzeitdings machen«, schmollt Manuel.
»Ratatouille gibt’s nächstes Mal wieder!«, tröstet ihn Leonie und kreuzt die Finger hinter dem Rücken so, dass nur ich es sehen kann. Dann wirft sie einen Blick auf die Uhr. »Viertel vor sieben. Die Geschäfte haben noch auf! Lasst uns schnell das Nötigste besorgen, dann wird es morgen nicht so stressig!«, schlägt sie vor.
Wie auf Kommando stürmen Manuel und ich in Richtung Flur und schlüpfen in unsere Jacken. Spontan-Shoppen! Dazu muss uns niemand lange bitten, egal ob es um Schuhe oder Rindfleisch geht. Wobei das Rindfleisch im Übrigen nicht wesentlich günstiger ist als ein neues Paar Schuhe.
Als wir eine gute Stunde später an der Kasse stehen, fallen uns beim Anblick der digitalen Anzeige fast die Augen aus dem Kopf. Was unter anderem daran liegen könnte, dass wir in der Dekoabteilung des Edelkaufhauses (Manuel konnte es nicht verantworten, dass wir in einem schnurznormalen Supermarkt einkaufen) fast unsere komplette Küchenausstattung neu erworben haben: Gläser (sie sehen echt fantastisch aus!), Deckchen, Stoffservietten, Serviettenringe, Kerzenständer, Kerzen, pinkfarbene Muschelornamente und einen Brotkorb. Die führen aber auch wirklich entzückende Sachen hier, wie meine Mutter es formulieren würde. Damit nicht genug, denn die Lebensmittelabteilung haben wir ebenfalls geplündert: mehrere Sorten Fleisch, vier verschiedene Brotsorten, sechs leckere Dips von dem dicken Koch aus der Fernsehwerbung, unzählige Gemüsesorten und Salate, Kräuter- und (dank Manuel) Knoblauchbutter, zehn Jahre alten Balsamico und Trüffelöl, zwölf Flaschen extratrockenen französischen Crémant, vier Flaschen Rotwein (für die Männer), marokkanische Gewürzpasten, sieben reife Avocados (für Guacamole) und diverse Gewürzmischungen sowie mehrere Packungen Crème fraîche und Quark, aus denen wir morgen verschiedene selbstgemachte Dips kreieren wollen.
Da wir noch nicht genau wissen, wie viele Gäste wir einladen werden, kaufen wir lieber etwas mehr ein. Unsere WG-Kasse haben wir jedenfalls erst mal geplündert – für die nächsten drei Monate. Aber das kommt davon, wenn man sich nicht beherrschen kann und dann auch noch mit zwei ausgewachsenen Shoppingsüchtigen die Feinkostabteilung entert. Aber dafür hat es einen Heidenspaß gemacht!
Zu Hause angekommen räumen Manuel und ich die unzähligen Tüten in der Küche aus und füllen den Kühlschrank und sämtliche freie Ablageflächen in der Küche so gut aus, dass nirgendwo mehr auch nur ein freier Zentimeter ist. Währenddessen schickt Leonie per E-Mail Einladungen an unsere Gäste. Nachdem wir alles erledigt haben, können wir den tollen neuen Accessoires nicht widerstehen und beschließen, den Wohnzimmertisch gleich einzudecken.
»Dann haben wir morgen Abend mehr Zeit für die Dips«, stellt Leonie fest, während wir gemeinsam unseren alten Holztisch in eine moderne orientalische Märchenspeisetafel verwandeln. Nur die zusammengewürfelten Stühle stören das perfekte Gesamtbild, aber immerhin macht diese Kombination das Bild einzigartig. Wir sind so begeistert von unserem Werk, dass wir gleich die erste Flasche Crémant köpfen und auf unser Talent als begnadete Tischdekorateure anstoßen.
»Auf einen fabelhaften Abend morgen mit fabelhaften Gastgebern und fabelhaften Gästen!«, übernehme ich den Trinkspruch und zwinkere Leonie zu. Zwei ganz besonders fabelhafte Gäste hat sie ganz sicher eingeladen.
»Und auf den heißesten Stein des Universums!«, fügt Manuel hinzu, woraufhin wir ihm laut Beifall klatschen.
Dass der heiße Stein von Leonies Mama als Prunkstück mitten auf dem Tisch thront, haben wir allein Manuel zu verdanken, der sich fluchend durch das völlig überfüllte Kellerabteil gearbeitet und den Karton mit dem Stein in der hintersten Ecke unter einer alter Skiausrüstung gefunden hat. Das feiern wir nun gebührend, bis wir irgendwann zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens erschöpft in unsere Betten fallen und sofort einschlafen.
Dafür bin ich am nächsten Tag sehr dankbar. Vor allem darüber, dass wir Manuels Euphorie (»Auf uns, auf das Leben und auf die schönsten Serviettenringe, die die Welt jemals gesehen hat!«) nicht nachgegeben und somit keine zweite und dritte Flasche Crémant geöffnet haben, sondern den heutigen Tag
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