Maennerschlussverkauf - Roman
himmelhochjauchzend und im nächsten Moment zu Tode betrübt. Bei seinen Stimmungsschwankungen käme vermutlich so manch Hochschwangere nicht mit. Aber dafür lieben wir ihn. Bevor ich ihm das noch mal sagen kann, schrillt auch schon die Türglocke, und der erste Gast begehrt Einlass. Es ist – seufz – Tom, der einfach nur grandios aussieht! Er trägt ein schwarzes Polohemd und dunkle Jeans, riecht wie immer so gut, dass ich auf der Stelle dahinschmelzen könnte, und begrüßt mich mit einem strahlenden Blick, der nichts anderes als eine visuelle Liebeserklärung ist und aussagt, dass sein Herz bei meinem Anblick genauso springt wie meins bei seinem (das klingt jetzt vielleicht blöd, aber wenn Sie den Blick gesehen hätten, wüssten Sie, was ich meine). Dann küsst er mich auf den Mund und flüstert mir noch schnell ins Ohr, dass er mich so sehr vermisst hat. Bevor ich kurz davor bin, ein Fall für ein fünfköpfiges Wiederbelebungs-Team zu werden, begrüßt er meine Mitbewohner zwar nicht ganz so euphorisch wie mich, aber genauso herzlich und bedankt sich mit ernst gemeinter Freude für die Einladung. Leonie drückt er außerdem noch eine Flasche Champagner in die Hand, die wir natürlich gleich köpfen. Muss der Crémant eben noch kurz warten.
Ich bin total happy und werde nur kurz aus meiner Trance gerissen, da es abermals an der Tür klingelt. Als ich sehe, wer kurz darauf im Türrahmen steht, freue ich mich sogar noch mehr. Leonies Schwester ist da! Ich habe sie ewig nicht mehr gesehen und bin schon sehr gespannt auf ihre verrückten Flug-Storys, die sie immer zum Besten gibt. Außerdem hat sie eine große Chanel-Tüte dabei, die bis oben hin mit Mini-Schampusflaschen gefüllt ist.
»Mit freundlichem Gruß von der Airline!«, ruft sie fröhlich und fängt im selben Moment an zu kreischen, als sie mich entdeckt. Wir haben uns wirklich ewig nicht gesehen und fallen uns umso glücklicher in die Arme.
»Wird deine arme, alte Schwester vielleicht auch noch mal begrüßt?!«, wirft Leonie mit gespielter Empörung ein, und die beiden wiederholen kreischend das Umarmungsritual, das Sara und ich dreißig Sekunden zuvor abgehalten haben.
»Hier herrscht ja eine Stimmung!«, ertönt plötzlich eine mir unbekannte Männerstimme aus dem Hausflur, und Manuel kreischt noch einen Tick höher als wir Mädels eben und begrüßt seinen Lieblingskumpel. Nachdem er Samuel reihum vorgestellt hat, also zumindest Tom und mir, und alle sich gegenseitig ausführlich begrüßt haben, pilgern wir geschlossen ins Wohnzimmer, um dort in Ruhe alle gemeinsam anzustoßen. Aber daraus wird erst mal nichts, denn sobald wir uns alle aufgestellt haben (ich natürlich neben Tom), klingelt es erneut.
Leonie läuft knallrot an und stürmt wortlos in Richtung Wohnungstür. Sara grinst mich vielsagend an. Aha, sie weiß also auch Bescheid, dass es da einen gewissen Torben gibt. Dann muss es Leonie ziemlich ernst sein. Ich grinse zurück und greife nach Toms Hand, um sie zu drücken. Er strahlt mich an. Zwar hat er vermutlich keine Ahnung, warum ich seine Hand drücke, ist aber einfach glücklich, mich bei sich zu haben. Mir geht es genauso.
Als kurz darauf Leonie mit Torben und Lisa im Wohnzimmer erscheint, kann ich sehen, dass es zwei weiteren Menschen ganz genauso geht. Torbens Augen strahlen, und Leonie kann sich von ihrem Dauergrinsen nicht mehr befreien. Schade, dass wir Alex nicht doch angerufen haben, schießt es mir durch den Kopf. Bei den ganzen Love-Vibrations hier im Raum hätten die beiden gar nicht anders gekonnt, als wieder zusammenzufinden! Aber gut, aufgehoben ist nicht aufgeschoben, und jetzt will ich einfach nur diesen grandiosen Abend genießen. Mit Schwung proste ich Leonie zu, die gerade eine Vase für die Blumen holt, die Torben mitgebracht hat. Sie wirft einen Blick auf Tom, dann auf mich, dann auf ihre Blumen und grinst breit. Ich weiß genau, dass Leonie und ich in diesem Moment dasselbe denken …
Läuft!
Es läuft wirklich. Dreieinhalb Stunden später sitzen wir immer noch alle um den Tisch und grillen fleißig Rinderfiletstücke, Champignons und tausend andere Köstlichkeiten. Die Stimmung ist ausgelassen, der Crémant fließt in Strömen (sämtliche Champagnermitbringsel sind bereits vernichtet), und Tom ist noch immer an meiner Seite. Wie gesagt, es läuft.
Manuel erzählt gerade von seinem Dreh in Berlin, bei dem er eine berühmte Burlesque-Stripperin während ihrer Deutschlandauftritte in der Hauptstadt
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