Maennerschlussverkauf - Roman
ohne Kater und Kopfschmerzen verbringen dürfen.
Nachdem ich Tom tagsüber wieder kaum zu Gesicht bekommen habe, weil er auf einem Außentermin war, während ich an den Meetings zu unserer Fashion-Week-Sendung im Sender teilgenommen habe (heute glücklicherweise nicht allzu viele), freue ich mich ganz besonders auf den Abend. Und er auch, das hat er mir zumindest per SMS geschrieben. Außerdem werden wir zum allerersten Mal einen Abend unter Leuten (außerhalb meiner Familie) ganz offiziell als Paar verbringen. Ich dachte, dass ich so ein Essen mit Freunden und einem Partner an meiner Seite nach dem ganzen Hochzeitsdrama nicht so bald wieder erleben würde. Dass es nun doch so ist, lässt meinen Bauch den ganzen Tag schon wie verrückt kribbeln.
Während ich nach Feierabend mit den anderen die Dips in unserer Küche vorbereite, bin ich so aufgeregt, dass ich am liebsten auf und ab hüpfen würde. Aber da ich gerade mit einem Messer Avocados zerteile, wäre das für meine Finger vermutlich nicht allzu gesund. Trotzdem freue ich mich, denn in nicht mal einer Stunde wird es klingeln, und mein Tom wird vor der Tür stehen! Doch wir werden insgesamt eine tolle Truppe sein:
Manuel
Leonie
Ich
Tom (seufz …)
Torben
Lisa (eine sehr nette Redakteurin von Flash! , mit der Manuel und Leonie schon öfter um die Häuser gezogen sind und mit der wir mittags ab und zu essen gehen)
Sara (Leonies kleine Schwester, die Stewardess und deswegen fast immer unterwegs ist, heute aber ausnahmsweise einen freien Abend hat)
Samuel (ein guter Freund von Manuel, den ich noch nicht kenne, aber der laut Manuel und Leonie sehr unterhaltsam sein soll, was auch immer das bedeuten mag)
»Samuel ist quasi der älteste Freund, den ich in München habe. Als ich damals aus Spanien hierhergekommen bin, kannte ich niemanden in der Stadt! Eines Abends habe ich Samuel in einer Bar im Glockenbachviertel kennengelernt, und er hat mich mit zu sich nach Hause genommen. Der Sex war furchtbar, aber seitdem sind wir die besten Freunde! Ein wahres schwules Märchen, wenn man so will!«, philosophiert Manuel vor sich hin, während er Unmengen von thailändischen Chilis schneidet.
Skeptisch schiele ich zu ihm rüber. Nicht wegen seiner merkwürdigen Auffassung von Märchengeschichten, sondern eher wegen der Chilis. »Meinst du nicht, dass das ein bisschen viele Chilis sind? Die sind nämlich sauscharf«, merke ich vorsichtig an. Sobald es ums Kochen geht, ist Manuel überaus sensibel, vor allem wenn man seine Kochkünste anzweifelt.
»Ich weiß schon, was ich tue, ich zaubere meine thailändische Wunder-Salsa schließlich nicht zum ersten Mal! Und die Chilis sind nie so scharf wie beschrieben. Wir Europäer übertreiben da immer mit den Warnhinweisen, weiß doch jeder«, entgegnet er schniefend.
»Genau! Deswegen tränen auch deine Augen wie verrückt, und deine Nase läuft rot an!«, entgegnet Leonie prustend, die gerade frisch gepressten Limettensaft über meine Avocados gibt.
»Ich bin erkältet! Außerdem sollt ihr nicht über meine Salsa urteilen, bevor ihr sie probiert habt! Alex zum Beispiel hat sie geliebt! Ich musste sie fast jede Woche für ihn zubereiten«, verteidigt Manuel sich, während ihm die Tränen aus den Augen laufen.
Was ich zu achtzig Prozent auf die Chilis und zu zwanzig Prozent auf die Erwähnung von Alex’ Namen schiebe.
»Wieso laden wir Alex nicht noch spontan ein? Dann isst wenigstens irgendjemand das Zeug heute Abend!«, schlägt Leonie vor und zwinkert mir zu.
»Das ist doch eine tolle Idee!«, falle ich sofort begeistert ein und bin gespannt auf Manuels Reaktion.
Doch der gibt nur ein abfälliges und übertrieben tuntiges »Pah!« von sich, ehe er ein letztes Mal in seiner Chili-Salsa rührt. Dann bindet er sich seine pinkfarbene Küchenschürze mit dem Aufdruck » Princess is cooking « ab, pfeffert sie in die Ecke und verschwindet im Bad. Wahrscheinlich zu fünfzig Prozent, um sich die Chili-Säure abzuwaschen, und zu fünfzig Prozent, um mit Leonie und mir nicht mehr über das Thema reden zu müssen. Männer sind so was von stur. Sogar die schwulen. Leonie scheint das Gleiche durch den Kopf zu gehen, denn sie zieht lautstark Luft durch die Zähne und schaut mich zweifelnd an.
»War das jetzt doof von mir zu fragen?«, flüstert sie.
»Einen Versuch war’s wert!«, meine ich und zucke mit den Schultern.
»Manuel liebt Alex, und Alex liebt Manuel. Das weiß doch jeder. Wie stur kann man denn sein? Man könnte
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