Maennerschlussverkauf - Roman
schüttet seine Feuer-Salsa mit zugekniffenen Augen und zusammengedrückten Nasenflügeln ins Klo. Leise verabschieden Lisa und Samuel sich und wünschen Torben, der inzwischen wieder bei Bewusstsein ist, noch gute Besserung. Dafür dass der Abend so grandios angefangen hat, endet er ziemlich abrupt und leise.
»Sieht so aus, als ob dein Bett heute Nacht schon besetzt wäre«, flüstert mir Tom leise ins Ohr.
»Tja, stimmt«, entgegne ich und bemerke zum ersten Mal den einzig positiven Aspekt dieses Dramas. »Bei mir schlafen kann ich wohl nicht«, überlege ich laut und muss lächeln, als Tom mich von hinten in die Arme nimmt und mir ins andere Ohr haucht: »Dann musst du wohl mit zu mir kommen …«
»Warte kurz«, hauche ich zurück und schleiche auf leisen Sohlen in mein Zimmer.
Da sitzen Sara und Leonie bei Torben auf meinem Bett und lachen schon wieder leise zusammen über irgendwas. Leonie hält Torbens Hand. Schnell packe ich ein paar Sachen zusammen, verabschiede mich von den dreien und schaue noch kurz bei Manuel in der Küche vorbei. Der bietet mit schlechtem Gewissen an, das Chaos allein zu beseitigen. Natürlich schlage ich dieses großzügige Angebot nicht aus (ein bisschen Strafe muss sein) und verlasse Hand in Hand mit Tom unsere Wohnung.
Bei ihm angekommen machen wir es uns vor dem Kamin bequem. Draußen ist es zwar nicht sonderlich kalt, aber da wir ohnehin eher spärlich bis gar nicht bekleidet sind und es so schön romantisch ist, entfacht Tom ein Feuer. Im Kamin und anderorts. So wird es dann doch noch eine sehr lange Nacht …
Am nächsten Morgen oder besser gesagt am nächsten Mittag fahren wir als Erstes in der WG vorbei, da wir wissen wollen, wie es Torben geht. Als ich die Tür aufschließe, hören wir nichts. In der ganzen Wohnung herrscht Stille. Manuels Zimmertür steht weit offen, er scheint ausgeflogen zu sein. Langsam gehen wir zu meinem Zimmer, und ich öffne vorsichtig die Tür. Auf meinem Bett liegen Leonie und Torben. Beide vollständig angezogen und mit einem selig lächelnden Schlafgesicht, ihr Kopf auf seiner Brust, sein Arm um ihre Schultern geschlungen. Auf Zehenspitzen schleichen Tom und ich uns wieder aus dem Zimmer und stellen den beiden eine Tüte mit Frühstücksbrötchen, die wir unterwegs gekauft haben, auf den Küchentisch. Die Küche blitzt und glänzt, Manuel hat ganze Arbeit geleistet. Da Sara gestern Abend offenbar noch nach Hause gefahren ist, nehmen wir an, dass es Torben besser geht. Alles scheint also gut zu sein im Hause Sanchez-Wagnrat-Abendrot.
Tom und ich verlassen die Wohnung ebenso leise und unauffällig, wie wir sie betreten haben, und fahren in seinem Auto in Richtung Altstadt. Wir wollen uns heute einen richtig schönen Tag machen und beginnen auf dem Viktualienmarkt. Erst einmal stärken wir uns mit Leberkässemmeln (nach der Nacht sterben wir beide trotz Frühstück immer noch vor Hunger) und schlendern dann gemeinsam zwischen den Ständen entlang, um für das Abendessen einzukaufen. Wir wollen heute seine Küche einweihen und kochen. Die hat er bisher nämlich noch nie benutzt.
Es ist ein herrlicher Frühsommertag in München. Die Sonne scheint, es ist warm, aber nicht zu heiß, und auf dem Viktualienmarkt tummeln sich mehr ausländische Touristen als Einheimische, weshalb Tom etwas weniger oft erkannt wird als üblich und wir fast unsere Ruhe haben. Es ist herrlich! Wir kaufen uns beide riesige Becher mit frisch gepress tem Orangensaft und durchstöbern die bunten Gemüse- und Obststände. Tom kauft alles, was er irgendwie interessant oder ich schön finde, und so kommt es, dass wir schon bald einige Obst- und auch Gemüsesorten in unseren Einkaufstaschen haben, die ich noch nie in meinem Leben gesehen, geschweige denn gegessen habe. Aber was soll’s, dafür gibt es ja Google, und um die Chilis machen wir sowieso einen weiten Bogen. Nicht aber um die Käsestände. Nachdem Tom uns von spanischem Manchego (was Manuel wohl gerade macht?) über den italienischen Pecorino, Schweizer Trüffel- und Bayerischen Biobergkäse so ziemlich jedes erdenkliche köstliche Milchkäseprodukt hat einpacken lassen, ziehen wir weiter zu den Blumenständen, wo ich für jedes Zimmer in Toms Wohnung einen anderen Strauß aussuchen darf. Tom ist total begeistert, dass seine Wohnung jetzt einen weiblichen Touch bekommt, und als wir auf dem Nachhauseweg bei einem Drogeriemarkt haltmachen, kauft er mir eine Zahnbürste. In Rosa. Ich schwebe wie auf Wolken.
Nachdem
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