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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Sagorski
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Zischen und kann durch den Vorhang weiße Feuerwerk-Fontänen erkennen, die links und rechts neben dem Laufsteg in tausend Lichterglitzerfunken brennen. Bilder von brennendem Tüll geistern sofort vor meinem inneren Auge herum. Doch schon – glücklicherweise genau in der Sekunde, in der das Feuerwerk erlöscht – ertönen noch einmal die ersten Takte von »Be my Baby«, das Licht geht an und im Rücken fühle ich den altbekannten Schubs. Ich atme ein letztes Mal tief durch und trete nach vorn. Abermals passiert etwas Merkwürdiges oder besser etwas Magisches, denn ich kann gar nicht anders, ich muss strahlen!
    Die Zuschauer sind mittlerweile alle von ihren weißen Stühlen aufgestanden und klatschen. Leonie und Manuel kreischen und pfeifen wie bei einem Popkonzert, und der Catwalk bebt richtig. Zumindest kommt es mir so vor.
    Derart beflügelt laufe ich ein letztes Mal den mir mittlerweile altbekannten Weg entlang und genieße jede einzelne Sekunde. Und dann, als ich fast am Ende des Laufstegs angekommen bin, sehe ich das Schönste: Ganz hinten steht Tom – bereits fertig gestylt und angezogen – und schaut mir zu. Seine Augen leuchten, und als er mir zuzwinkert, wäre ich vor lauter Herzhüpfen doch noch fast gestolpert. Der Mann ist einfach zu traumhaft, um wahr zu sein! Aber im letzten Moment kann ich mich halten. Anstatt zu fallen, strahle ich ihn an, und jeder einzelne Blick von mir bestätigt das, was ich in seinen Augen erkennen kann. Ja, ich liebe ihn. Und er liebt mich. Wenn das zwei Menschen jemals nur durch Blicke zum Ausdruck bringen konnten, dann wir gerade eben, hier auf diesem Catwalk auf der Munich Fashion Week. Inmitten dieser oberflächlichen Fernseh-Modewelt haben wir beide etwas Echtes gefunden. Mir wird klar, dass ich diesen Moment niemals vergessen werde.
    Deswegen kann ich auch nicht anders: Als ich auf dem Rückweg zum Vorhang bin, muss ich mich noch mal umdrehen und eine Extrarunde laufen! Meine Augen suchen nach Tom, doch der ist längst verschwunden. Kein Wunder, in einer guten halben Stunde beginnt die Sendung, schießt es mir durch den Kopf. Als ich auf dem (endgültigen) Rückweg noch einmal an Manuel und Leonie vorbeikomme, sehe ich, wie Manuel irgendwelche Handzeichen in Richtung Alex macht, der mit einem breiten Lächeln und einem Nicken antwortet. Anscheinend funktioniert das mit dem Ein-Blick-sagt-mehr-als-tausend-Worte-Prinzip nicht nur bei Tom und mir. Alex und Manuel, 2.0. Es sieht ganz so aus, als ob das Traumpaar endlich zurück wäre! Rundum glücklich und erleichtert laufe ich die letzten Meter und verschwinde nach einer finalen Drehung unter frenetischem Applaus hinter dem Vorhang.
    Doch zum Durchatmen komme ich nicht, denn dort erwartet mich genau die Stimmung, die ich nach dem ersten Walk so vermisst habe! Kreischend nimmt mich Mode-Marküs in Empfang und feiert mich frenetisch. Die ersten Models stürzen sich auf bereitgestellte pinkfarbene Cupcakes, und die Stylisten schlürfen Champagner. Einerseits würde ich gerne meiner Hochstimmung nachgeben und mit ihnen feiern, aber nachdem ich Tom gesehen habe und weiß, dass es jeden Moment losgeht, will ich noch dringender rüber an den Set zu ihm!
    »Kannst du mir bitte helfen? Ich muss so schnell wie möglich aus dem Kleid raus und in meine normalen Klamotten!«, bitte ich deswegen Mode-Marküs, der gerade einen halben Meter von mir entfernt eine Mini-Schampus-Flasche mit einem pinkfarbenen Strohhalm aussaugt.
    Lachend winkt er ab. »Aus dem Kleid willst du raus? Nichts da, Darling! Das darfst du schön anlassen, heute den ganzen Abend tragen und Werbung für uns machen!«, klärt er mich auf.
    Da ich weder gegen das Kleid noch gegen den gesparten Zeitaufwand etwas habe, umarme ich ihn nur kurz und stürmisch und rase los in Richtung Flash! -Studio. Auf halbem Weg holt mich mein Kamerateam ein, und ich muss hektisch meine O-Töne, wie toll alles war und wie ich mich als »gewöhnliche Frau« (Frechheit!) auf dem Catwalk gefühlt habe, von mir geben. Tja, das hätte ich alter Fernsehprofi glatt vergessen … Aber das liegt daran, dass ich nur noch zu Tom will, um ihm Glück zu wünschen und ihn zu unterstützen. Es ist unsere Sendung, und gleich geht sie los! Ich kann es kaum fassen.
    Während des kurzen Interviews schiele ich immer wieder nervös auf mein Handgelenk (obwohl ich gar keine Uhr trage) und hüpfe von einem Bein auf das andere. Als endlich der letzte O-Ton im Kasten ist, spurte ich los und erreiche eine

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