Maennerschlussverkauf - Roman
Minute später den Flash! -Set mit dem tollen Moderatorenpult. Fertig ausgeleuchtet sieht das Ganze wirklich richtig toll aus. Vor allem weil Tom am Pult steht und die letzten Anweisungen mit dem Regisseur bespricht. Sofort schlägt mein Herz ein paar Takte schneller. Da ich sowieso schon außer Atem bin, ist das im Moment nicht gerade sehr förderlich.
Als Tom mich entdeckt, kommt er sofort auf mich zugelaufen und nimmt mich in die Arme.
»Du hast wahnsinnig toll ausgesehen!«, flüstert er mir ins Ohr.
Ich spüre, dass er gerade selbst unglaublich nervös ist und – wie mir sofort auffällt – trotz des obligatorischen Fernseh-Make-ups ziemlich blass aussieht. Sogar extrem blass, um genau zu sein.
»Sag mal, hast du seit heute Morgen eigentlich irgendetwas gegessen?«, frage ich ihn und zucke zusammen, als ich seine Hand berühre und sie eiskalt ist.
»Keine Zeit!«, erwidert Tom mit zusammengepressten Lippen und sieht aus, als ob er gleich umkippen würde.
»So kannst du unmöglich auf Sendung gehen! Ich organisiere dir schnell was!«, bestimme ich und drücke ihm noch schnell einen Kuss auf die Lippen, bevor ich davonstürme.
Dunkel erinnere ich mich daran, eben an einem Cateringstand vorbeigelaufen zu sein. Der ist zwar nicht wirklich weit weg, aber da die Sendung gleich losgeht, muss ich mich ziemlich beeilen. Im Eiltempo hetze ich also zurück, und glücklicherweise hat mich meine Wahrnehmung nicht getäuscht, denn nach zwei Minuten erreiche ich den kleinen Cateringstand. In großen Silberschüsseln dampfen Eintöpfe und Ähnliches vor sich hin, und daneben verteilt eine gelangweilt aussehende Frau Pommes und Currywürste auf unzählige Teller. Vor sämtlichen Ausgabestationen haben sich riesige Schlangen gebildet. Laut seufze ich auf, das schaffe ich nie! Außerdem kann Tom unmittelbar vor einer Livesendung keinen Eintopf essen! Welche unangenehmen Auswirkungen falsches Essen vor wichtigen Events haben kann, weiß ich selbst nur zu gut … Als ich den Blick weiterwandern lasse, entdecke ich neben den großen Stationen noch einen kleinen Cateringwagen, eine Art improvisierte Coffeebar, in deren Auslage neben Pappbechern und Kuchenstücken belegte Sandwiches liegen.
Das ist die Rettung! Schnell suche ich ein besonders lecker aussehendes Walnuss-Ciabatta belegt mit frischen Tomaten und Mozzarella für Tom aus und flitze zurück. Wenn ihm das keine Energie gibt, dann weiß ich es auch nicht! An seinem erleichterten Blick, als ich ihm das Sandwich reiche, sehe ich, wie hungrig Tom gewesen sein muss. Hastig schlingt er das Ciabatta hinunter, während der Regisseur parallel dazu noch mal alle Schritte mit Tom und dem gesamten Team durchgeht. Leise stelle ich mich dazu und höre mit.
»Okay, die von Fürstenberg steckt noch am JFK Airport in New York fest. Wir müssen also spontan umstellen, das heißt, wir ziehen das Interview mit Karl vor und schauen danach, dass wir jemand anderen vor die Kamera holen. Jill und Daniel sind gerade dran. Die weiteren Infos bekommst du während der Sendung, okay?«, erklärt Mehmet, der Regisseur, und blickt Tom fragend an.
Der nickt. Anders antworten kann er gerade sowieso nicht, da er einen ziemlich heftigen Hustenanfall hat. Anscheinend hat er sich beim schnellen Essen verschluckt. Vorsichtig klopfe ich ihm auf den Rücken. Auch Mehmet wartet kurz ab, bis Tom sich einigermaßen beruhigt hat, dann fährt er fort.
»Das klingt jetzt nach einer ziemlich großen Umstellung, ist es aber gar nicht. Designer ist Designer, die Fragen ändern wir auch nicht groß. Bis auf diese Abwandlung läuft alles nach Plan, also kein Grund zur Panik. Licht stimmt, die Technik macht erstaunlich wenig Probleme und …«
Ein erneuter Hustenanfall von Tom unterbricht Mehmet. Alle aus dem Team schauen zu dem mittlerweile ziemlich rot angelaufenen Moderator herüber, und besorgt klopfe ich ihm erneut auf den Rücken, diesmal etwas heftiger. Langsam bekomme ich ein mulmiges Gefühl. Das klingt gar nicht gut! Inzwischen hört sich Toms Husten eher nach einem verzweifelten Röcheln an.
»Jetzt bring ihm doch mal jemand ein Wasser!«, mischt sich die bisher erstaunlich zurückhaltende Vampirella ein. Auch ihre Stimme verrät leise aufkeimende Panik. »Und pudert ihn noch mal ab! In zehn Minuten beginnt die Sendung, da kann mein Moderator im Gesicht nicht aussehen wie ein zu lange gekochter Hummer, Herrgott noch mal!«, kreischt sie noch panischer.
Eilig kommen zwei Stylistinnen mit Puderquasten
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