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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Sagorski
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moderierst du! Das war seine Idee, seine Sendung, und wenn wir jetzt schwarz senden, ist das die größte Blamage, die der Sender je erlebt hat! Möglicherweise oder sogar höchstwahrscheinlich wird es mit dir als Moderatorin zwar nicht viel besser, aber es ist die einzige Chance, die wir haben! Wenn du Tom, mich und das gesamte Team hier«, sie macht eine ausladende Bewegung mit der Hand, »nicht enttäuschen und blamieren willst, dann reißt du dich jetzt gefälligst zusammen, lächelst nett und versuchst dein Bestes zu geben. So wie wir es hier alle tun. Verstanden?«, stellt sie mit eiskaltem Ton fest, der keine Widerrede duldet.
    Ich kann nicht mal mehr zornig schlucken, da ist sie auch schon weg. Vorsichtig linse ich nach links und rechts. Überall zerknirschte Gesichter, die mich fragend anblicken. Bin ich jetzt der Buhmann? Wenn ich nein sage, stirbt die komplette Sendung, und das ganze Team ist im Arsch??? Pardon, das ist nur die Panik, die aus mir spricht! Aber das ist so was von unfair!!! Andererseits bin ich irgendwie schuld, dass es so ist, denn hätte ich Tom nicht das Sandwich gegeben … Oh Gott! In was bin ich da bloß wieder reingeraten?
    »Das wird schon alles!«, flüstert mir im nächsten Moment eine der Stylistinnen ins Ohr und wischt mit einem Make-up-Schwamm alle Spuren weg, die die Tränen unter meinen Augen hinterlassen haben.
    »Gott sei Dank haben die dich für die Show vorhin schon geschminkt!«, murmelt sie vor sich hin. »Und das Kleid ist auch perfekt! Du wirst toll aussehen. Da hört sowieso keiner mehr auf das, was du sagst.«
    »Das Wichtigste beim Fernsehen ist ohnehin die Optik. Deswegen wird auch alles gut gehen. Mach dir keine Sorgen!«, spricht mir eine zweite Stylistin Mut zu und wuschelt mir durch die Haare.
    Ich kann nichts erwidern. Ich kann nicht mal mehr klar denken. Anscheinend hat das Team kollektiv beschlossen, dass ich den Karren schon irgendwie aus dem Dreck ziehen werde. Doch in meinem Kopf geistern tausend Fragen herum. Wie konnte das alles nur passieren? Warum ist Tom nicht bei mir, sondern auf dem Weg ins Krankenhaus? Und was zum Teufel tue ich hier??? Antworten darauf hahe ich keine, aber ich hätte auch gar nicht die Zeit, um mir selbst zu antworten, denn schon werde ich weitergeschoben. Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht, plötzlich stehe ich hinter dem Moderationspult auf Toms Platz, und das Scheinwerferlicht blendet mich. Hinter dem lila Moderationspult, das ich für Tom ausgesucht habe …
    »Okay, Anna, das ist sozusagen eine Glückssituation im Unglück!«, reißt mich Mehmet aus meinen Gedanken.
    Sehen kann ich ihn nicht, nur hören. Das Licht ist einfach zu grell. Wie macht Tom das hier nur? Ich komme mir vor, als würde ich ohne Sonnenbrille in der Sahara nach unbekannten Flugobjekten Ausschau halten.
    »Anna!«
    WAAAAAAAHHHHH ! Mehmet schon wieder.
    »Anna, du bist mit Tom jede einzelne Moderation tausendmal durchgegangen. Du kennst sie alle! Das ist toll. Gemeinsam bekommen wir das hin, da bin ich mir sicher. Und Tom wäre stolz auf dich!«, fügt der Regisseur hinzu.
    Ich muss schlucken. Irgendwie fühlt sich das alles furchtbar falsch an. Ich will ins Krankenhaus, zu Tom. Ich will nicht hier stehen und seine Show moderieren …
    »Noch eins dreißig, dann sind wir drauf!«, höre ich jemanden sagen, und schnell werde ich noch einmal abgepudert.
    »Anna!!! Lächle gefälligst!!!!!!«, zischt es direkt in meinem Ohr, und vor lauter Schreck mache ich einen Satz zur Seite. Irgendjemand muss mir einen Ohrstöpsel verpasst haben, und nun dringt Vampirellas Stimme direkt in mein Trommelfell vor! WAAAAAHHH ! Was für eine Horrorvorstellung!
    »In ein paar Sekunden sehen dich fast drei Millionen Menschen live auf dem Fernsehschirm! Also tu mir bitte den Gefallen und hör auf auszusehen wie ein angeschossenes Bambi auf Opium. Du bist eine strahlende Moderatorin, die Millionen von Haushalten mit Fashion und Glamour beglücken möchte, okay? Du weißt, ich mag dich nicht besonders, aber wenn ich der Meinung wäre, dass du das nicht kannst, hätte ich dich dort nicht hingestellt. Tom wollte dich sowieso für die Interviews vor der Kamera haben, also muss er dir irgendwas zutrauen. Und da ich Tom einiges zutraue, hoffe ich, dass er recht behalten wird. Also, enttäusche mich lieber nicht!«, schallt es in mein Ohr.
    Während ich noch darüber nachdenke, dass diese Sätze gerade das Netteste waren, was die Vampirella je zu mir gesagt hat, sehe ich, wie eine

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