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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Sagorski
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die nächste Frage.
    »Besitzen Sie eigentlich eine Lederhose, Herr Lagerfeld?«, ist das Einzige, was mir auf die Schnelle einfällt und irgendwie München-spezifisch ist.
    »Nun, nicht solche, wie man sie hier üblicherweise trägt. Lederhosen an sich sind ja sehr en vogue. Eine Lederhose, von einer großen, schlanken Frau getragen, sieht einfach fantastisch aus! Wenn man die Figur dazu hat …«
    Ha! Dazu fällt mir eine echte Lagerfeld-Story ein!
    »Finden Sie mich eigentlich zu fett?«
    »Nein. Ein bisschen klein vielleicht, aber fett direkt nicht.«
    »Mist.«
    »Comment?«
    »Als Sie die Sängerin Adele als fett bezeichnet haben, gab es so viel öffentliche Kritik, dass Sie ihr zur Entschuldigung eine ganze Wagenladung Chanel-Handtaschen geschickt haben, sagt man. Dafür würde ich mich auch als fett bezeichnen lassen.«
    »Sie sind aber nicht fett.«
    »Manchmal trage ich sogar formende Bauch-weg-Unterwäsche. Hat mir meine beste Freundin empfohlen.«
    »Ich finde Sie trotzdem nicht fett.«
    »Ein kleines bisschen vielleicht?«
    » Non . Aber wenn Sie sich so sehr eine Handtasche von Chanel wünschen, kann ich Ihnen natürlich gerne eine zukommen lassen.«
    » WIRKLICH ????? Oh, Herr Lagerfeld, jetzt bin ich aber gerührt … Meinen Sie, meine beste Freundin könnte vielleicht auch … also …«
    Aufgeregtes Hüpfen hinter der Kamera.
    »Ähm ja. Herr Lagerfeld, vielen Dank für dieses fantastische Interview. Es war mir eine Ehre, meine Adresse gebe ich Ihnen dann gleich …«
    »Meinem Assistenten bitte.«
    »Natürlich! Also, vielen Dank noch mal, und toll, dass Sie da waren!«
    »Hat mich auch sehr … gefreut.«
    »Und nun liebe Zuschauer … MAZ ab!«
    Wow.
    Zehn Minuten später fühle ich mich ganze drei Köpfe kleiner. Dabei weiß ich beim besten Willen nicht, was alle haben. Kurz nachdem Herr Lagerfeld das Set verlassen hat (und ich seinem Assistenten meine und Leonies Adresse zugesteckt habe), bricht die Hölle über mich herein. Verena kommt sogar persönlich zu mir, um mich eigenhändig einen Kopf kürzer zu machen. Dabei war das Interview doch gar nicht sooo schlecht! Was haben die denn von mir erwartet? Dass ich hier spontan den nächsten Deutschen Fernsehpreis abräume? Also ehrlich! Glücklicherweise rettet mich der Zeitplan vor weiteren Attacken, denn die nächste Moderation steht an, und so zieht die Vampirella ohne mein Blut an ihren Händen giftspritzend ab. In der darauf folgenden Pause kommt dafür freudestrahlend die Regieassistentin auf mich zu.
    »Anna, stell dir vor, wir haben es tatsächlich noch geschafft, auf die Schnelle einen super Interviewpartner als Ersatz für Diane zu finden. Gleich kommt Til Schweiger! Ist das nicht total super?«, fragt sie mich und blickt mich beifallsheischend an.
    Ich spüre regelrecht, wie alle Farbe aus meinem Gesicht weicht und ich kalkweiß anlaufe. »Äh, ich weiß nicht recht. So richtig reinpassen tut er nicht. Außerdem hatten wir doch schon einen Mann. Wäre eine Frau nicht besser?«, versuche ich die Katastrophe irgendwie zu verhindern.
    Mein Gegenüber sieht daraufhin ziemlich beleidigt aus und erwidert, dass Schweiger ja wohl perfekt sei und ich die nächsten zwei Moderationen unbedingt ganz kurz halten müsse, damit wir ausreichend Zeit für das Interview mit ihm haben.
    Natürlich erkenne ich das sofort als meine große Chance! Ich muss also nur die nächsten zwei Blocks so viel und lange reden, wie ich kann, und am besten so schnell, dass sie mich unmöglich unterbrechen können. Das müsste ich glatt hinbekommen.
    Also rede ich auf Teufel komm raus drauflos und plappere mir die Seele aus dem Leib. Als ich in einer kurzen Verschnaufpause aus dem Augenwinkel neben der Regieassistentin Til Schweiger wahrnehme, bekomme ich einen neuerlichen Panikschub und rede umso schneller weiter. Gnadenlos nutzt der Regisseur meine nächste Atempause und lässt die letzte MAZ einspielen. Zack steht Herr Schweiger neben mir und grinst mich diabolisch an. So kommt es mir zumindest vor. Außenstehende würden es bestimmt als ein freundliches Lächeln bezeichnen, aber ich weiß, dass er weiß, wer ich bin, deswegen gehe ich mal davon aus, dass er mir gegenüber nicht besonders freundlich gestimmt sein wird.
    Doch wider Erwarten bleibt die große Katastrophe aus. Herr Schweiger ist ganz der smarte Medienprofi, und sobald wir wieder auf Sendung sind, führen wir ein ganz normales Interview. Sogar ein ziemlich gutes Interview, möchte ich behaupten. Als mir

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