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Männerstation

Männerstation

Titel: Männerstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aber das Herz schlug weiter, als ignoriere es den Tod, der Magen und Darm umklammert hielt und sie zerfraß.
    In diesen vier Tagen war aber auch etwas anderes geschehen, was zwar dem Fabrikanten Heinrich Dormagen nicht helfen konnte, wohl aber das Bild des Krankenhauses veränderte. In Form eines Presseinterviews hatte ein Sprecher des Innenministeriums eine Klarstellung der Äußerungen Prof. Morus' gebracht, die gleichzeitig ein deutliches Abrücken von den Meinungen des bekannten Chirurgen darstellte. Durch Zeitungen und im Rundfunk wurde diese Erklärung verbreitet, und Prof. Morus hörte sie zuerst nach den Abendnachrichten beim Essen.
    »Na also«, sagte er zu Dr. Berg, der sein Gast war, und hob das Glas Wein, als proste er einem Erfolg zu. »Da haben wir es! Das Ministerium spricht von einer unnötigen Dramatisierung der Lage. Ich werde morgen antworten.«
    »Nehmen Sie den Rat an, Professor, und machen Sie Urlaub.« Verwaltungsdirektor Dr. Berg schob seinen Teller zurück, das Essen schmeckte ihm plötzlich nicht mehr. »Sie können keine Mauern einrennen, schon gar nicht Beamtenmauern … das sind die härtesten!«
    »Sie werden morgen sehen, was ich kann«, sagte Prof. Morus ruhig.
    »Überlegen Sie sich alles genau, Morus.«
    »Und ob! Ich habe es im voraus getan, weil ich meine deutschen Oberen kenne!«
    »Und was … was wollen Sie tun?« Dr. Berg tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab. »Eine Richtigstellung der Richtigstellung?«
    »Bin ich ein Don Quichotte, der gegen Windmühlenflügel kämpft? Nein!« Prof. Morus nahm wieder einen Schluck Wein. Seine Miene war die eines Genießers. »Ich gehe …«
    »Wie bitte?« Dr. Berg warf die Serviette fort.
    »Ich gehe, lieber Berg! Sie hören richtig. Ich nehme es auf mich, die Ratte genannt zu werden, die das sinkende Schiff verläßt! Und Deutschlands Krankenhausniveau ist ein sinkendes Schiff! Ich wandere aus.«
    »Aber um Himmels willen … wohin denn?«
    »Es gibt genug Angebote. Die Welt ist weit, und es gibt Länder, die sich verjüngen und nicht, wie Deutschland, vergreisen! Vielleicht gehe ich sogar in ein sogenanntes Entwicklungsland. Dort bekomme ich dann von deutschem Geld das moderne Krankenhaus, das mir in Deutschland verweigert worden ist. Man muß nur in Paradoxien denken, dann kann man erfolgreich sein.« Prof. Morus stellte das Radio ab. »Sagen Sie mir bitte, was mich noch hier in Deutschland halten sollte.«
    »Ihr Ruhm als Wissenschaftler!«
    »… den man soeben, wie Sie hörten, in den Hintern getreten hat, weil er sich erdreistete, an der Regierung Kritik zu üben. Seit jeher schickt man die unbequemen Rufer in die Wüste. Warum also soll ich nicht freiwillig in die Wüste gehen?«
    »Das wäre ein großer Verlust für die deutsche Medizin, Herr Professor.«
    »Das sagen Sie, lieber Doktor Berg! An maßgeblicher Stelle ist man der Ansicht, daß es wichtiger ist, den Mund zu halten und dumm zu sein, als mit dem Glorienschein des Fachmannes laut die Wahrheit zu reden. Erinnern Sie sich, mit welcher Verachtung schon oft in Bonn anerkannte Wissenschaftler, Schriftsteller, Künstler und Journalisten behandelt worden sind. Da spielt es doch wirklich keine Rolle mehr, ob ein Rolf Morus das Land seiner Väter verläßt.«
    Dr. Berg sah auf seine Hände. Er wußte, der Entschluß Prof. Morus' war aus der Bitterkeit geboren, die jeden anfallen mußte, der die Situation kannte und die Ohnmacht, zu der man verurteilt war.
    »Überlegen Sie noch einmal alles, Professor«, sagte er eindringlich. »Bis es soweit ist, vergehen noch Monate. Zudem sind viele Dinge in der Planung. Vergessen Sie nicht, daß wir von ganz unten wieder anfangen mußten nach dem Krieg.«
    Morus winkte ungehalten ab. »Das ist schon lange her. Inzwischen hat sich die Erde weitergedreht. Und was mich betrifft, so wird es schneller gehen, als Sie glauben. Ich war nicht untätig in diesen Tagen. Ich habe verhandelt, mit einigen Botschaften, mit dem Entwicklungsministerium – und ich habe auf der Frauenstation eine junge Patientin liegen, die mir so viel Herrliches von dem Land gesagt hat, das am Kilimandscharo liegt … Man will dort eine große Klinik bauen, nach den modernsten Erkenntnissen … Ich habe mich um die Chefarztstelle beworben.«
    »Herr Professor!« Dr. Berg sprang auf. Sein Gesicht war voll Ratlosigkeit. »Das können Sie uns nicht antun.«
    »Ich habe nicht das Naturell, mich von Regierungsstellen wie ein dummer Junge abkanzeln zu lassen!«
    »Und Ihr

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