Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
die waren alle super, woll? Aber die … die war echt fies. Die hat mir das Gefühl gegeben, einfach nur ein Stück Fleisch zu sein. Und am Ende hat sie gesagt, ich wäre dumm wie Stroh.« Er schwieg betreten.
Ich wurde wirklich wütend. Aber natürlich nicht auf Simon, sondern auf die Kundin. Was bildete die sich eigentlich ein? Ich habe die Schnepfe dann noch einmal angerufen und ihr ordentlich Bescheid gesagt. Und zwar in aller Deutlichkeit. Sie steht jetzt auf der roten Liste bei mir, und ihre blöden zehn Euro habe ich ihr sofort zurücküberwiesen. Wenn es um meine Männer geht, dann verstehe ich keinen Spaß. Irgendwo in mir drin steckt wohl doch so etwas wie eine Löwenmutter.
Ansonsten kann ich mich aber wirklich nicht beschweren: Das Männertaxi läuft, die Damen zahlen klasse, und meine Männer haben Spaß. Nicht nur im Bett übrigens, denn das Konzept, dass ich den richtigen Mann für alle Lebenslagen im Angebot habe, kommt auf ganzer Breite an: Harald wurde von einem Langzeitsingle auf eine Geschäftsjubiläumsfeier mitgenommen, damit sie dort nicht ohne Begleitung auftauchen musste, Sven hat einer Kundin das Tennisspielen beigebracht, und auch unser Ernst, der für die extra scharfe Nummer nicht zur Verfügung steht, hat einen treuen Fan: eine Dame, die ausschließlich per Mail mit mir kommuniziert und sich SilverWoman nennt, bucht ihn mindestens einmal die Woche. Sie zahlt lediglich einen kleinen Betrag von fünfzig Euro pro Date, aber unserem Charmeur der alten Schule ist das egal. »Weißt du, Isa«, erklärte er mir, »das ist wirklich eine ausgesprochen reizende Person, mit der würde ich mich sogar treffen, wenn ich dafür bezahlen müsste.«
»Na, na, das lass mal nicht deine Chefin hören«, drohte ich ihm lachend.
Ach, meine Männer – habe ich erwähnt, wie viel Glück ich mit ihnen habe?
Nachdem ich den Rechner hochgefahren habe, gehe ich die neu eingegangenen Männertaxi-Mails durch. Zeitgleich kommt ein Anruf für Sven rein; eine gewisse Angelika will ihn für den Abend buchen, um eine Spritztour in seinem Porsche zu machen und, wie sie es ausdrückt, »das Gleiche zu erleben wie meine Freundin Ann-Marie«. Während ich ihr erkläre, dass sie das im Detail mit Sven persönlich klären muss, überfliege ich schnell die Kundinnenkartei, die ich angelegt habe – ja, da gibt es eine Ann-Marie. Sie hat Sven bereits zweimal gebucht. Offensichtlich war sie sehr zufrieden … aber ich bin nicht sicher, ob ich einer Freundin wirklich empfehlen würde: »Du, den musst du dir mal kommen lassen, denn dann kommst du wie ein ganzes Silvesterfeuerwerk.« Nein, da habe ich doch eher ein gewisses … Territorialverhalten, wie man das bei Raubkatzen nennt, glaube ich. Phil beispielsweise fragte mich neulich schon etwas säuerlich, ob denn noch immer kein Platz auf der Männertaxikarte für ihn frei geworden wäre. Aber keine Chance. Er gehört nur mir! Nur für ein paar Stunden, versteht sich. Und ohne Trick, doppelten Boden oder die leiseste Gefühlsregung. Ich kenne die Spielregeln. Auch wenn ich nicht glücklich damit bin, mich an sie zu halten.
Ich klicke mich durch die Mails, muss zwei Absagen schreiben – Sven ist für den nächsten Mittwoch bereits ausgebucht, Harald arbeitet am Wochenende nicht mehr – und stoße dann auf eine Nachricht, die so kurz und prägnant ist, wie ich es inzwischen zu schätzen weiß:
Einmal die Nr. 4, heute Abend um 19:30 Uhr im Restaurant Mütz. Rufen Sie mich bis 16 Uhr unter der unten folgenden Nummer an, und bestätigen Sie den Termin. Gruß, Leila
Die Nr. 4, unsere kleine Jungfrau Lars. Okay, inzwischen ist er das ja nicht mehr, aber für mich hat er immer noch so etwas wie Welpenschutz. Ich vermittle ihn daher sehr zurückhaltend; wenn ich am Telefon das Gefühl habe, dass es die Kundin nur auf das eine abgesehen hat, buche ich sie lieber auf Sven oder Simon um. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn der Knabe in die Fänge einer Frau fallen würde, die ihn so schlecht behandelt wie Simons Alptraumkundin. Tatsächlich habe ich Lars erst zweimal an die Frau gebracht – einmal für eine Massage, die sich eine Vierzigjährige von einem knackigen Jungen wünschte, und einmal – wie niedlich – für eine halbe Stunde Knutschen mit einem dicken Mädchen, die, wie Lars mir danach berichtete, sehr aufgeregt war und ein bisschen enttäuscht, dass er nicht so aussah wie Tom von Tokio Hotel; sie hatte Lars von ihren besten Freundinnen zum 18.
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