Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
Geburtstag geschenkt bekommen.
Ich überprüfe anhand des Dienstplans, ob Lars an diesem Abend für Dates zur Verfügung steht – ja, allerdings erst ab 20 Uhr, vorher hat er irgendeinen Schauspielkurs.
»Ja hallo?«, meldet sich die Dame, als ich sie anrufe.
»Schönen guten Tag – hier spricht Isa vom Männertaxi. Ich habe Ihre Buchungsanfrage für heute Abend erhalten.«
»Das ist nett, dass Sie gleich zurückrufen. Wird es denn klappen?«
»Ab 20 Uhr ist es kein Problem.«
»Ach, sehr schön – ich freue mich.« Ihre Stimme klingt warm und sympathisch, aber durchaus etwas älter; ich schätze sie auf über fünfzig. Sicherheitshalber sage ich daher: »Darf ich Sie darauf hinweisen, dass es unseren Junior nur eingeschränkt für eine extra scharfe Lieferung gibt?«
»Um Himmels willen!« Leila lacht etwas schrill. »Bitte, was denken Sie? Ich möchte mit dem jungen Mann reden, alles andere käme mir dann doch merkwürdig vor bei diesem Altersunterschied!«
Puh … ich bin beruhigt. Auch wenn ich mich frage, warum eine ältere Frau sich einen jüngeren Mann zum Reden sucht! Aber gut, Menschen sind nun mal verschieden. Ich verabrede mit ihr noch ein Erkennungszeichen, denn es hat sich herausgestellt, dass es den Damen lieber ist, wenn sie etwas festlegen dürfen, statt sich nach irgendwelchen Zeitungen umsehen zu müssen. Leila bittet darum, dass er ein Buch auf den Tisch legt: »Welches, ist mir egal, aber dann haben wir auf jeden Fall etwas, über das wir uns unterhalten können, um erst einmal das Eis zu brechen.«
Ich rufe Lars an. »Ins Mütz? Das ist ja toll«, freut er sich, »die haben da ein sensationelles Kalbfleisch in Limonensauce auf der Karte.«
Mir läuft das Wasser im Mund zusammen – klingt wirklich lecker!
So schön, wie der Tag beginnt, geht er allerdings nicht weiter: Wolf hat eine Laune, die selbst für ihn ungewöhnlich schlecht ist. Seit dem Vorfall mit seiner Frau scheint er außerdem nicht zu wissen, wie er mit mir umgehen soll. Mir geht es auch nicht anders, und die Stimmung im Snack & See als angespannt zu bezeichnen, ist daher noch untertrieben. Noch dazu geht alles schief, was schiefgehen kann: Der Computer stürzt ein paar Mal ab und löscht dabei aus unerklärlichen Gründen alle Kundendaten von GH bis GJ. Der Übertrag der Sicherungsdatei klappt natürlich auch nicht, also muss ich anfangen, alles noch einmal neu einzugeben – und wer denkt, dass es sicher nicht so viele Namen gibt, die mit diesen Buchstaben anfangen, der irrt. Ich erwische außerdem einen merkwürdig aufgekratzten Viertklässler, der versucht, eine DVD-Hülle aus der Kuschelecke zu stehlen, und muss mich dafür auch noch von seiner Mutter anblöken lassen: »Das hat Torben-Michel nicht getan!«
»Aber sehen Sie doch, das ist die DVD-Hülle, und die steckt in seinem Rucksack.«
»Was erlauben Sie sich, mein Kind anzufassen? Ich werde Sie anzeigen!«
Das ging noch ein bisschen weiter so, bis Torben-Michel, der sich vorher offensichtlich mit Süßigkeiten in einen Zuckerrausch katapultiert hatte, sich in hohem Bogen übergab, natürlich nicht auf seine unerträgliche Mutter, sondern auf die Auslegeware, die ich danach mühsam säubern musste. Als sich dann auch noch eine Heulboje, der ich einen Männertaxiflyer in ihre Schlaflos-in-Seattle -DVD-Hülle geschmuggelt hatte, lauthals wegen unmoralischer Kuppelei beschwerte, war mir endgültig klar, dass es zu Unrecht heißt, man solle sich vor Freitag, dem 13-ten hüten – wenn die Welt irgendwann untergeht, dann an einem Donnerstag, den 27-ten, davon bin ich ab sofort fest überzeugt.
Seufzend schreibe ich eine SMS an Pia:
Hilfe! Gestrandet in der Hölle. Rettest du mich?
Aber meine beste Freundin kann nicht, sie hat irgendeinen Nagelnotfall und muss danach zu ihrer Mutter. Na toll. Also rufe ich Charlotte an: »Du, ich könnte heute Abend einen Tee gebrauchen – hast du Zeit?«
»Kindchen, es ist lieb, dass du an mich denkst, aber mir passt es gar nicht, ich habe etwas vor. Nächste Woche, versprochen.«
Natürlich freue ich mich für sie, aber das hilft mir jetzt auch nicht weiter. Unschlüssig nehme ich wieder mein Handy zur Hand und schicke die SMS, die gerade an Pia ging, an Phil. Er muss ja nicht wissen, dass Sex mit ihm heute nur meine dritte Wahl ist, um den Alltagsfrust zu vergessen.
Mein Handy piepst. Eine Nachricht von Phil. Na also!
Sorry, heute nicht. Mag lieber in Ruhe auf die Couch. Gruß Phil
Ich bin heute angeplärrt
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