Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
versuche, möglichst alkoholabhängig und hilflos auszusehen.
»Ich habe ihn dafür verachtet«, teilt Gaby mir mit, und obwohl die Geschichte komplett erfunden ist, fühle ich mich nun wirklich für einen Moment wie ein bemitleidenswertes kleines Etwas. An Wolf gewandt, fährt sie fort: »Gut, dann morgen Abend. Du weißt, dass du Mutti und mir das schuldig bist. Ohne uns wärst du ein Nichts und Niemand.« Und damit rauscht sie endgültig aus dem Laden.
»Ja, mein Schatz, das weiß ich!« Es kommt mir vor, als würde Wolf gleich einen Diener vor ihr machen. Wahnsinn! Der Choleriker ist in Wirklichkeit eine Memme, der vor seiner Frau kuscht. Ich bin sprachlos. Wobei – bei einer Frau wie Gaby kann ich das durchaus ein bisschen verstehen. Sie sieht wirklich toll aus, aber wahrscheinlich musste sie einen Mann wie Wolf nehmen, weil jeder andere vor ihr Reißaus genommen hat. Ein bisschen tut er mir jetzt sogar leid.
»Na, Chef, jetzt einen kleinen Beruhigungsschnaps mit deiner Lieblingsschnapsdrossel?« Ich lächle ihn aufmunternd an.
»Alkohol während der Arbeitszeit? Hast du restlos den Verstand verloren«, motzt er mich an.
»Damit das zwischen uns klar ist: Das alles hast du nie gesehen, hörst du?«
Das ist wieder so typisch für ihn. Aber nicht mit mir: »Okay, Wolf, jetzt ist wahrscheinlich genau der richtige Moment, um über mein Gehalt zu sprechen.«
»Was willst du? Soll das hier eine Erpressung werden, oder was? Vergiss es, Isa Schwärzenbach, vergiss es einfach. Ein Wort zu den anderen Aushilfen, und ich schmeiße dich achtkantig raus und sorge dafür, dass du in ganz Münster-Hiltrup keinen neuen Job bekommst!«
»…« Ich würde ihm jetzt gerne eine gepfefferte Antwort servieren, aber ich bin einfach sprachlos. In Gedanken schicke ich ihm noch ein Was bist du nur für ein Arschloch? hinterher, als Wolf wieder in seinem Büro verschwindet.
Jetzt könnte ich tatsächlich einen Schnaps vertragen. Ich bin ja angeblich eh schon Alkoholikerin.
Ahhhhhhhhh!
Ich glaube, ich schreie jetzt mal ein ganzes Jahr durch.
Kapitel 22
A ls ich sechs Wochen später auf meinem Bett liege, schreie ich natürlich nicht mehr. Im Gegenteil, ich habe ziemlich gute Laune, denn das Männertaxi boomt. Das bedeutet für mich zwar eine Menge Stress, aber damit kann ich wunderbar leben.
Meine Überlegung, die Preise variabel zu halten, zahlt sich voll aus, denn die Damen zahlen in der Regel sehr gutes Geld für meine Dienste. Oder besser gesagt für die meiner Männer. Nur eine doofe Tussi war dabei, die nach einem Männertaxi-Abend mickrige zehn Euro überwiesen hat. Zehn! Das muss man sich mal vorstellen. Ich habe sie daraufhin natürlich angerufen und nachgefragt, ob irgendwas nicht in Ordnung gewesen sei – und sie sagte frech, dass der Mann es nicht gebracht hätte und sie der Meinung wäre, dass ich ihr noch ein Gratis-Date schulden würde. Der Mann war Simon … und mal ehrlich? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet er eine schlechte Performance abgeliefert haben soll. Intellektuell ist er sicher kein Überflieger, aber was seine Kundinnen stets zu schätzen wissen, ist, dass er ein Herz aus Gold hat … und natürlich den McJoy eines gut geölten Duracell-Hasen. Also habe ich ihn angerufen und zu dem Abend befragt.
Wie sich herausstellte, war die Kundin alles andere als eine Dame. Sie hatte Simon zwar in ein Nobelrestaurant bestellt, sagte dann aber dort sofort, dass sie erwarten würde, dass er die Rechnung übernimmt – »das kriegst du doch von deiner Chefin zurück«, behauptete sie. Als Simon verneinte, wollte sie sofort nach Hause gebracht werden – und kaum in der Wohnung angekommen, kam sie zur Sache.
»Das heißt, die Kundin dürfte auf ihre Kosten gekommen sein?«, hakte ich nach.
»Ich sach mal so, ich hab alles gegeben, und irgendwie hat es ihr wohl auch gefallen …«
»Irgendwie?«
»Ja, also, wie soll ich sagen … das war keine von den … Netten?«
»Wie meinst du das, Simon?«
Er schwieg einen Moment, und ich konnte hören, wie er schluckte. »Na, also, sie … sie war irgendwie … gemein. Sie hat mich eigentlich die ganze Zeit … beschimpft.«
»Sie hat … was?« Ich war wirklich erstaunt. »Meinst du, sie hat ein bisschen Dirty Talk gemacht?«
»Nee. Ich sach mal so, sie hat mich total von oben herab behandelt und mir …« Wieder dieses Schlucken. »Isa, ich mach das mit dem Männertaxi wirklich gerne, und die Frauen, die ich durch dich getroffen habe,
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