Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
verstehen. Ich greife ihre Hand. »Machen Sie sich keine Gedanken. Und wenn Sie noch einmal reden möchten – Sie haben meine Nummer. So etwas ist alles im Service inbegriffen.« Ups, das klingt ja nun so, als würde ich ihr eine Rechnung ausstellen wollen! »Natürlich vollkommen kostenfrei, Leila.« Ich winke den Kellner herbei und bestelle noch ein Glas Champagner. »Den haben wir uns jetzt verdient, oder?«
Wir lächeln uns an, und ich freue mich darüber, dass ich dieser Frau helfen konnte.
»Ich heiße Margit«, sagt sie. »Und der Champagner geht natürlich auf mich. Das ist das Mindeste, was ich tun kann, um mich zu bedanken. Aber vorher … vorher gehe ich mir lieber noch einmal schnell die Nase pudern.« Sie steht auf und verschwindet in Richtung Toiletten. Ich warte, bis sich die Tür hinter ihr schließt, dann springe ich auf, sprinte zur Herrentoilette und überhole dabei einen älteren Mann, der mich entgeistert anstarrt, als ich die Tür vor ihm aufreiße. Aber auf so etwas kann ich keine Rücksicht nehmen.
Lars steht neben dem Waschbecken und guckt mich erschrocken an. Von einem der Pinkelbecken ruft ein Typ erbost: »Hey, das ist hier …«
»… nichts, was ich nicht schon mal gesehen habe, keine Sorge«, pflaume ich ihn an und sage dann zu Lars: »Und du – raus hier. Schnell! Du hast nur ein paar Sekunden.«
Lars schießt an mir vorbei, als wäre ein ganzes Rudel Höllenhunde hinter ihm her, und verschwindet genau in dem Moment aus dem Lokal, als seine Mutter die Damentoilette verlässt. Ich eile zu unserem Tisch zurück; die anderen Gäste schauen mich erstaunt an, aber zum Glück sagt niemand etwas.
Als ich eine halbe Stunde später in meinem Auto sitze und nach Hause fahre, steigen mir Tränen in die Augen. Was, wenn meine Mom vielleicht ähnliche Gedanken in Bezug auf mich hat wie Margit? Macht man sich wirklich so große Sorgen um seine Kinder, wenn man Mutter ist? Für einen Moment habe ich Angst, dass ich das nie erleben werde. Ich bin Mitte dreißig. Ich habe keine Kinder. Ich habe nicht einmal einen Mann, um diese Kinder zu bekommen.
Als ich nach Hause komme, bin ich so übervoll mit Gefühlen, dass ich einfach jemanden brauche, der bei mir ist. Also schreibe ich Phil noch eine SMS, verkneife mir aber, dass ich gerne in den Arm genommen werden würde. Keine fünf Minuten später schreibt er zurück:
Sorry, Isa, habe heute echt keinen Bock auf Sex. Ruf einen deiner Männer an, du sitzt doch an der Quelle.
Die SMS detoniert in meinem Inneren wie eine Bombe. Es fühlt sich an, als würde mir jemand bei lebendigem Leib die Organe rausziehen. Ohne Betäubung. Ich koche mir einen Tee und trinke ihn auf meiner Küchenfensterbank. Während ich dem Regen beim Regnen zuschaue, regnet es auch in meinem Herzen. Warum gerate ich immer öfter in Situationen wie diese? Warum kann ich nicht weiterhin so cool und tough sein, wie ich es in den letzten Monaten war? Warum macht mir mein Herz neuerdings immer wieder einen Strich durch die Rechnung?
Kapitel 23
A ls ich am nächsten Morgen meine E-Mails checke, finde ich dort auch eine von Margit: Sie bedankt sich für den tollen Abend und schreibt, dass sie ihren Sohn ab sofort mit anderen Augen sehen will. Außerdem kündigt sie an, mir hundertfünfzig Euro zu überweisen. Einen Moment lang starre ich die Mail einfach nur an. Natürlich freue ich mich über das Geld. Aber es kommt mir irgendwie falsch vor, es für etwas anzunehmen, was eigentlich selbstverständlich sein sollte – einem anderen Menschen zu helfen nämlich. Und mir wird schmerzlich bewusst, dass man das, wonach sich ein einsames Herz sehnt, nicht mit Geld bezahlen kann.
Im Snack & See wandert mein Blick immer wieder zum Regal mit den Süßigkeiten: Schokolade, Weingummi, Lakritz, Kekse, Chips … Ach, wie verlockend ist der Gedanke, einfach zuzugreifen und mich damit zu trösten. Ich überschlage, dass wir sieben Kilo Schokolade im Vorrat haben. Sieben Kilo Glück! Doch dann stelle ich mir das gleiche Gewicht auf meinen Hüften vor, und mir wird übel. Außerdem ist es doch absurd: Ich stopfe mich mit Süßigkeiten voll, wenn ich Liebeskummer habe. Und jetzt will ich mich mit Süßigkeiten vollstopfen, obwohl ich nicht mal sicher bin, ob ich in Phil verliebt bin. Also aus Kummer darüber, keinen Liebeskummer zu haben. Bin ich eigentlich noch bei Verstand? Ahhhh!
Aber trotzdem … so eine kleine Tafel Noisette in Ehren …
»Hallo, Frau Schwärzenbach. Lange nicht
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