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Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)

Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)

Titel: Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Koßmann
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gesehen.«
    Ich schrecke aus meinen Gedanken. Vor der Theke steht … wie könnte es anders sein: Herr Möller. Wobei: Mir wird gerade bewusst, dass ich ihn lange nicht gesehen habe.
    Um genau zu sein: Ich habe ihn nicht mehr seit jenem Abend gesehen, als ich so unfreundlich zu ihm war.
    Ist er deswegen nicht mehr in den Laden gekommen? Und wieso habe ich das eigentlich nicht gemerkt? Mein schlechtes Gewissen läuft in Sekundenschnelle zu Hochform auf. Aber bevor ich etwas sagen kann, sieht mich mein Gegenüber prüfend an.
    »Sie sehen so traurig aus. Alles okay bei Ihnen?«
    Ich schaue ihn mit großen Augen an. Er hätte jedes Recht, eine Entschuldigung von mir zu fordern, und sorgt sich um mich? Das ist doch … sehr nett. Sehr, sehr nett sogar. Ich lächle ihn an. Zumindest ist das der Plan. Aber irgendwie scheint die Befehlsübertragung zwischen meinem Hirn und meinem Gesicht nicht zu funktionieren. Meine Mundwinkel heben sich nicht einen Millimeter. Stattdessen merke ich, dass meine Augen zu brennen anfangen. Habe ich einen spontanen Allergieschock?
    Oder sollte es tatsächlich möglich sein, dass mir gerade Tränen in die Augen steigen?
    »Wer auch immer Ihnen weh getan hat, sagen Sie es mir!«, befiehlt Herr Möller mit gespielter Strenge. »Ich werde ihn verhauen!« Dann grinst er mich aufmunternd an.
    »Ach Herr Möller … manchmal ist das Leben einfach nicht einfach«, sage ich mit trockener Kehle. »Außerdem … na, wahrscheinlich hätte ich selbst auch ein paar Klapser von Ihnen verdient, oder? Es tut mir leid, dass ich Sie neulich so angefahren habe. Ich hatte einfach einen schlechten Tag.«
    »Das kenne ich. Machen Sie sich keine Gedanken, Frau Schwärzenbach, ich bin ein großer Junge und kann damit umgehen, von einer schönen Frau einen Korb zu bekommen.« Er grinst. »Es sollte allerdings keine Gewohnheit daraus werden.« Es ist erstaunlich. Diesem Mann scheint wirklich gar nichts die Petersilie verhageln zu können. Auf einmal funktioniert meine Gesichtsmotorik wieder, und ich lächle ihn an. »Sie meinen, ich darf Ihnen nicht jedes Mal einen Korb geben, wenn wir uns sehen?«, provoziere ich ihn freundlich.
    »Nee, das meinte ich nicht. Mit Ihren Körben könnte ich ja zur Not noch Topseller bei E-Bay werden.« Er strahlt von einem Ohr zum anderen. »Ich meinte eher das mit den Klapsern, die Sie von mir haben wollen.«
    Ich schüttle lachend den Kopf. »Herr Möller, Sie werden mich eines Tages noch in den Wahnsinn treiben mit Ihren Sprüchen.« Dabei fällt mir etwas anderes ein. »Müssen Sie eigentlich nie arbeiten? Sie schneien hier ja wirklich ständig rein …«
    »Doch, klar muss ich arbeiten. Aber meine Arbeitszeiten sind etwas anders als bei anderen Menschen.«
    Ich sehe ihn neugierig an. »Und das heißt?«
    »Das heißt«, er bekommt einen verschmitzten Ausdruck, »dass ich Zeit habe, hier immer dann hereinzuschneien, wenn es mir gefällt, und erfreut festzustellen, dass Sie sich doch mehr für mich interessieren, als Sie zugeben würden.«
    »Ach, Herr Möller, bilden Sie sich bloß nicht zu viel ein«, behaupte ich leichthin, während mein Gehirn natürlich auf Hochtouren läuft. Ob er im Lotto gewonnen hat? Ist Herr Möller womöglich ein Millionär? Nein, das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Auch eine höhere Position in der Mafia schließe ich aus. Der uneheliche Sohn von Elizabeth II. wird er wohl auch eher nicht sein. Also lässt er vielleicht für sich arbeiten. Ist Herr Möller, der immer so wirkt wie der Unschuldsengel persönlich, womöglich einer dieser fiesen Großkapitalisten, der in Südostafrika arme Kinder Teppiche klöppeln lässt? Oder diese merkwürdigen T-Shirts bedrucken, die er immer trägt? Vertreibt er die auf dem Fetischmarkt, von dem ich erst neulich in einer Zeitschrift gelesen habe, dass er boomt? Und wenn ja, wie nennt man seine Kunden dann, die ja nicht auf Lack und Leder, sondern diese Art von Kleidung stehen? Textilophile? Baumwollsexuelle?
    Erst jetzt bemerke ich, dass Herr Möller heute wieder kein Sprüche-T-Shirt trägt, sondern ein Poloshirt mit dem kleinen Krokodil auf der linken Brustseite. Und es hat sogar eine annehmbare Farbe: Altrosa. Die Farbe steht ihm. Und trägt er nicht eine andere Brille als sonst?
    Herr Möller sieht heute überhaupt richtig gut aus. So gar nicht möllerig.
    Fällt mir natürlich nur so auf.
    Ehrlich!
    »Na: zu viel bedeutet ja immerhin schon mal nicht nichts «, reißt mich Herr Möller erneut aus meinen

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