Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
steht: Sie lag wochenlang vor ihrer Haustür und wurde dann versehentlich von der Müllabfuhr abgeholt!«
»Das ist eine Frechheit, Herr Möller!«, entgegne ich huldvoll und denke: Ja! Strike! Jetzt bin ich von dem Geheimnis zwischen Charlotte, Pia und Herrn Möller nur noch siebenundzwanzig Stufen weit entfernt.
Als wir vor meiner Wohnung ankommen, sehe ich, dass die Tür von Charlotte aufgeht. Sie steht gebückt mit dem Rücken zur Tür und hebt einen riesigen Müllbeutel hoch. Ich will gerade grüßen, aber in dem Moment verabschiedet sich Herr Möller mit den Worten: »So, ich denke, Sie kommen ab hier alleine zurecht – und zur Not müssen Sie einen Arzt rufen!« Schneller als der Wind rennt er die Treppe wieder hinunter und lässt mich, ziemlich dumm aus der Wäsche guckend, zurück.
Inzwischen hat sich Charlotte aufgerichtet und sieht mich, den Müllbeutel in der Hand, erstaunt an, während ich perplex Herrn Möller hinterherschaue. Wir wären ein schönes Motiv für eine Comedyshow, glaube ich.
»Was ist denn hier los?«, will Charlotte wissen.
»Die entscheidende Frage scheint doch zu sein: Was ist mit dem los?«, frage ich zurück. Wenn ich die Wahrheit nicht von Herrn Möller serviert bekomme, muss ich sie eben bei Charlotte einfordern. Aber auf einmal pocht die Stelle an meinem Hinterkopf, wo ich vermutlich eine Riesenbeule bekomme, schmerzhaft los. »Aua …«
»Du bist ganz blass! Komm doch erst mal rein«, bittet mich Charlotte in die Wohnung. Blass? Ich? Sollte das Blutgerinnsel womöglich schon in meinem Kopf angekommen sein?
Reiß dich zusammen, Isa!
Ich folge Charlotte in ihr Wohnzimmer und nehme auf der Couch Platz.
»Ich hatte einen Sportunfall«, beklage ich mich.
»Seit wann machst du denn Sport?«, fragt Charlotte erstaunt.
»Ich jogge, schon ewig … weißt du das nicht? Du wirst doch nicht vergesslich werden?« Angriff ist die beste Verteidigung. »Aber Herr Möller hat mich gefunden und ins Haus gebracht.«
»Du Arme! Soll ich mal schauen?«
»Nein, das hat Herr Möller schon gemacht.«
»Du armes Kind, soll ich einen Arzt anrufen?«
»Nein, Herr Möller meint, es ist nicht so schlimm … und der kennt sich doch aus, der Herr Möller.« Wenn ich seinen Namen noch einmal sagen muss, um eine Reaktion aus Charlotte herauszukitzeln, bekomme ich einen Schreikampf.
»Aber der ist doch kein Arzt.« Charlotte schüttelt den Kopf.
»Ach«, gebe ich mich erstaunt, »ihr kennt euch?«
»Ja, Herrn Möller kenne ich. Ein äußerst netter und charmanter junger Herr.« Aha! Sie lächelt, während sie von ihm redet. Klingt sie nicht fast ein bisschen schwärmerisch? Charlotte wird doch nicht …
»Woher kennst du ihn denn?«, frage ich deshalb neugierig.
»Ach …« Sie wird tatsächlich ein kleines bisschen rot! »Durch einen Bekannten. Der liebe Junge war so nett und hat mir neulich den Wasserhahn in der Küche repariert. Der tropfte immer.«
»Herr Möller ist Klempner?«, frage ich erstaunt.
»Nein, was er beruflich macht, weiß ich eigentlich gar nicht. Aber mein Bekannter sagt, er sei ein Allroundtalent und könne so ziemlich alles reparieren. Soll ich uns jetzt erst einmal einen Tee machen, und du erzählst mir alles in Ruhe?« »Das wäre schön!«
Ich lehne mich auf der Couch zurück, während Charlotte in die Küche geht. Wie immer, wenn ich hier bin, lasse ich meinen Blick über das Büchermeer – ach, was sage ich, über den Seitenozean – an der Wand schweifen … und bemerke dabei etwas, was auf einigen Büchern liegt und mich knallgelb anstrahlt.
O mein Gott!
Ich springe auf, hechte zum Regal und reiße den Männertaxiflyer an mich. Es ist einer von den alten, auf denen noch Lars steht und kein Phil. »Wo hast du das denn her?«, platzt es entsetzt aus mir heraus, als Charlotte wieder ins Zimmer kommt.
»Das? Also, das … das hast du neulich mal verloren.« Charlotte ist sichtbar nervös. »Wann?«
»Als du diesen Anruf von deinem ehemaligen Freund bekommen hast. Im Flur. Du erinnerst dich? Da ist es dir aus der Tasche gefallen.«
»Und was macht der Zettel jetzt hier in deinem Regal?«, frage ich sie.
»Ich wusste gar nicht, dass er dort liegt. Ich dachte, ich hätte ihn weggeworfen.« Ich merke, dass Charlotte nicht die Wahrheit sagt, und schaue sie ernst an. Mein Herz beginnt, schneller zu schlagen.
»Was geht hier vor, Charlotte?« »Ach, Isa, ich … ich war neugierig«, sagt sie wie ein kleines Kind, das vor Weihnachten in den Schränken
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