Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
bisschen aufgezogen, als wir aus der Oper gekommen sind.«
»Warum gehst du eigentlich mit Herrn Möller in die Oper?«, hake ich nach.
»Ach, nur so … ich war mit einem gemeinsamen Bekannten verabredet, aber dem ist etwas dazwischengekommen, und da ich die Karten nicht verfallen lassen wollte …« Sie mustert mich aufmerksam. »Bist du an ihm interessiert, Kindchen?«
Ich? An Herrn Möller?
»Ich? An Herrn Möller? Nein, wirklich nicht. Er ist doch viel zu klein«, sage ich im Brustton der Überzeugung.
»Hast du nicht gesagt, er habe dich ins Haus gebracht?«, fragt Charlotte.
»Ja, schon. Aber er musste mich nicht huckepack nehmen, wenn du das meinst.«
»Ach, Isa.« Sie kommt zu mir und streichelt mir liebevoll über die Wange. »Musst du denn erst so alt werden wie ich, um zu erkennen, dass die Größe eines Mannes nichts damit zu tun hat, ob er größer und stärker ist als du?«
Kapitel 30
A ls ich am nächsten Tag in den Laden komme, steht Wolf hinter dem Tresen und hat wieder seinen gewohnt mürrischen Gesichtsausdruck sowie gerötete Augen von seiner Stauballergie. Die Schonfrist scheint vorbei zu sein, die Außerirdischen haben wieder meinen Originalchef zurückgebracht. Schade eigentlich.
»Da bist du ja endlich«, begrüßt er mich. Ich will gerade zu einer Erklärung ansetzen, warum ich fünf Minuten zu spät gekommen bin, als er auch schon weiterredet: »Möchtest du auch was vom Bäcker?«
In der Zeit, die ich Wolf kenne, habe ich gelernt, dass dieser Satz am besten übersetzt wird mit: Nein, Chef, aber ich gehe gerne für dich rüber und kaufe dir etwas, und das natürlich zack, zack und dalli, dalli.
»Nein, Chef, aber …«
»Okay, dann gehe ich schnell. Bis gleich.«
Ich sehe ihm erstaunt hinterher. Er sieht wieder aus wie Wolf, aber er benimmt sich immer noch wie … ein Mensch. Interessant.
Ich beginne mit meiner Arbeit. Jedes Mal, wenn die Tür aufgeht, wird mir ein bisschen flau im Magen, denn ich erwarte, dass Herr Möller vor mir steht. Ich will ihn jetzt wirklich so bald wie möglich darauf ansprechen, dass er keinen Grund hat, wütend auf mich zu sein. Ich habe ihm nichts getan! Und ich bin auch nicht die männermordende Schlampe, für die er mich womöglich hält.
Aber obwohl heute Morgen Hochbetrieb ist, kommt Herr Möller nicht. Stattdessen verteile ich ein paar Männertaxiflyer, erkläre einer wütenden Lehrerin, dass ich auch nichts dafür kann, dass die schöne Jane-Austen-Verfilmung nicht dem Roman entsprechend Verstand und Gefühl heißt, sondern Sinn und Sinnlichkeit, und helfe Opa Knotschke, einem älteren Herrn, den ich so lange nicht gesehen habe, dass ich ihn schon auf dem Friedhof vermutete, im Kuschelzimmer, denn er kommt nicht an die Marke des Films heran, den er ausleihen möchte. Ich überlege kurz, ihm stattdessen lieber einen Disneyfilm auszuhändigen, denn das Cover der DVD ist so hardcore, dass ich befürchte, dass der Film für Opa Knotschke tödlich sein könnte, aber dann werde ich dadurch abgelenkt, dass Wolf mit einer Tüte vom Bäcker zurückkommt und eine große Schachtel dabeihat. »Kommst du gleich mal in mein Büro?«, bittet er. Ja, Wolf bittet. Er befiehlt nicht. Wow!
»Sofort«, flöte ich, wünsche Opa Knotschke einen schönen Nachmittag und wappne mich dann für den Besuch in der Höhle des Löwen.
Als ich Wolfs Büro betrete, sehe ich, dass in dem Karton eine ganze Palette Kuchen und Torte transportiert worden ist. »Was feiern wir denn?«, frage ich neugierig, nachdem er mir ein großes Stück Sahnetorte auf einen Teller packt und mir unter die Nase hält. Und in dem Moment wird mir alles klar.
Wolf ist handzahm. Er hat gerötete Augen. Er hat vor, ganz viel Kuchen zu essen.
Wolf hat Liebeskummer!
»Oh … das tut mir leid!«, sage ich, bevor er etwas sagen kann. Und dadurch bricht auf einmal die Mauer zusammen, die er um sich herum aufgebaut hat. Ich sehe, dass sich Wolfs Augen mit Tränen füllen – und glaube gerade nicht, dass mir das wirklich passiert.
Ich nehme ihm schnell den Teller ab, und er lässt sich schwer in seinen Schreibtischstuhl fallen. Ich nehme ihm gegenüber Platz.
»Was ist los mit dir?« Meine Hände sind feucht, ich bin aufgeregt, und irgendwie krampft sich mein Magen zusammen. Ein so gestandener Mann wie Wolf (zumindest ist er das, wenn Gaby nicht in der Nähe ist) sitzt mir gegenüber wie ein Häufchen Elend. Das ist kein schöner Anblick. Und obwohl es sich hier immer noch um Wolf handelt,
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