Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
auch wieder zurückjoggen, und dann muss er zwangsläufig wieder an meinem Haus vorbei. Vorsichtshalber schnappe ich mir noch eine Zeitschrift, falls die Wartezeit zu lange dauert.
Als ich gerade mitten in einem äußerst interessanten Artikel über die Vermeidung von Altersflecken vertieft bin, höre ich Lauf- und Schnaufgeräusche. Ich drehe mich um und sehe, wie Herr Möller schwitzend angejoggt kommt. Ich stehe schnell auf, feuere die Zeitschrift in den Hausflur und tue so, als würde ich gerade losjoggen wollen – denn natürlich trage ich einen Jogginganzug, um meine Tarnung perfekt zu machen.
Herr Möller kommt an mir vorbei, würdigt mich aber keines Blickes. »Hallo, Herr Möller«, rufe ich ihm zu. Kein Hallo, kein Guten Tag, nichts. Der spinnt doch wohl! Hey, ich habe ihm nichts getan!
Da hilft nur Plan B. Ich lasse mich fallen und schreie laut »Auuuaaaa«. Clever, wie ich bin, versuche ich, eine der großen Mülltonnen, die vor dem Haus stehen, umzureißen, um auf mich aufmerksam zu machen, auf dass sie laut scheppernd zu Boden fällt. Das klappt nicht ganz – sie kracht stattdessen ungebremst auf meine Hand. »Ahhhhhhhhhhhuuuuuaaaaaaaaa!« Ich will aufspringen, rutsche dabei aber auf einer Ladung Kartoffelschalen aus, die aus der Mülltonne gekullert ist, lege mich der Länge nach hin und schlage mit dem Kopf gegen die Treppenstufe vor dem Hauseingang. Für einen kurzen Moment wird mir schwarz vor Augen.
»Auaaa, auaaa, auua …«, sprudelt es dann aus mir heraus und sogar ein kleines »Hilfe«. So viel zu meinem brillanten Plan. Aua!
Auf einmal ist jemand neben mir, der mich in den Arm nimmt und mich an sich drückt. Ich fühle mich geborgen wie lange nicht mehr. Dankbar blicke ich zu meinem großen, starken Retter auf – und bin verblüfft, dass es sich bei diesem tatsächlich um den kleinen Herrn Möller handelt.
»Ha… hhallo, Fra… Frau Schwärzenbach, kann ich Ih… Ihnen helfen?« Er ist völlig außer Atem.
Natürlich bin ich bestens darauf vorbereitet. In Gedanken habe ich, während ich auf ihn gewartet habe, mehrfach geprobt, wie ich mit einem leicht gequälten Gesicht »Ich wollte gerade laufen gehen und bin prompt ausgerutscht und wohl irgendwie umgeknickt« hauche. Das muss ich jetzt nur noch möglichst lebensecht rüberbringen.
»Auaaaaa!«
Okay, so ganz hat es nicht geklappt.
»Mein Knöchel!«, bekomme ich gerade noch heraus, während ich mir den Hinterkopf halte und die lädierte Hand unter die Achsel klemme. Nicht ganz überzeugend, befürchte ich.
»Was tut Ihnen denn nun weh?«, fragt Herr Möller verwirrt.
»Na, der Knöchel!«, behaupte ich, denn es ist immer besser, bei seinem Plan zu bleiben.
»Nicht der Kopf und die Hand?«
»Nein! Ich werde es ja wohl wissen, oder?« Dass dieser Mann aber auch einfach nie glauben kann, was man ihm sagt!
Ich halte ihm meinen rechten Fuß fast vor die Nase.
»Tut das weh?«, fragt er, als er auf dem Knöchel rumdrückt.
»Nö.« Mann, Isa, das sollte es aber. »Jaaa, aua, genau da tut es weh!«, jammere ich.
»Bewegen Sie den Fuß mal vorsichtig.« Zunächst will ich ja so tun, als könne ich ihn nicht bewegen, aber als Herr Möller ihn mit festen Fingern abtastet, kitzelt das irgendwie, und ich bewege ihn schon aus lauter Reflex.
»Gebrochen ist aber nix«, stellt Herr Möller fest.
»Aber sicher verstaucht!«, versuche ich, die Sache zu dramatisieren. »Und wenn ich jetzt auftrete, kann ein Blutgerinnsel entstehen. Das merkt man so schnell gar nicht. Aber es wandert immer weiter nach oben, vom Fuß über die Waden zu den Knien und dann immer weiter hoch, bis es irgendwann am Herzen ankommt, und dann kann ich sterben!« Das habe ich mal bei Grey’s Anatomy gesehen, und ich finde, ich höre mich schon fast so kompetent an wie Dr.Meredith Grey.
Herr Möller schaut mich zweifelnd an. »Na ja, ganz so schlimm wird es wohl nicht sein.«
»Woher wollen Sie das so genau wissen?«, ranze ich ihn an. »Auf meinem Grabstein wird stehen, dass Sport eben doch Mord ist, und Sie werden sich Ihr Leben lang fragen, warum Sie mich nicht ernst genommen haben, denn Sie hätten mich schließlich retten können!«
Ha! Den musste ich ihm jetzt einfach reinwürgen.
Herr Möller grinst und steht auf. Bevor ich ihn fragen kann, ob er mich jetzt einfach so hier liegen lassen will wie eine gestrandete Schildkröte, reicht er mir eine Hand und hilft mir hoch. »Kommen Sie, ich bringe Sie in Ihre Wohnung, bevor noch auf Ihrem Grabstein
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