Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
trifft es mich bis ins Mark.
Ob Wolf von Gabys Eskapaden mit Phil weiß? Andererseits ist er doch nicht besser! Also, zumindest glaube ich das. Ich mein, warum sollte er Seitensprungagenturen in Zeitungen einkreisen, sich rasieren und Aftershave kaufen und den ganzen Zauber machen, wenn er Gaby nicht auch betrügen würde?
Wolf holt tief Luft. »Gaby hat mich betrogen.« Er schaut mich an, als würde er von mir hören wollen, dass er sich doch sicher vertan hat und dass sie das doch nie tun würde. Doch ich schaue ihn nur schweigend an, während mein Gehirn auf Hochtouren läuft.
»Ich hatte schon seit Monaten das Gefühl, dass da irgendwas nicht stimmt. Ich meine … Gaby und ich sind seit mehr als zwanzig Jahren verheiratet. Da kennt man Gewohnheiten, und da merkt man halt auch, wenn sich irgendwas verändert. Eigentlich sagt man uns Männern ja nach, dass wir gar nichts merken und dass eher ihr Frauen die feinfühligeren Menschen seid, aber …« Er zuckt mit den Schultern. »Aber in diesem Fall hatte ich wohl das richtige Gespür.«
Mein Magen dreht sich. Ich habe ein schlechtes Gewissen, denn wenn er auf Phil anspielt, dann bin ich ja quasi noch die Verkupplerin des ganzen Schlamassels. »Und woher weißt du, dass sie dich wirklich betrügt?«, frage ich vorsichtig.
»Ich habe mir das Auto eines Freundes geliehen, das sie nicht kennt, und als sie vor zwei Wochen abends total schick gemacht das Haus verließ, um eine Freundin zu treffen, bin ich ihr gefolgt. Zunächst sah alles ganz harmlos aus. Sie fuhr zu so einem Café, Libri heißt es, glaube ich.«
Ich schlucke. Mist!
»Ich bin natürlich nicht hinterhergegangen, also wartete ich draußen. Und ich musste gar nicht lange lauern, bis sie mit einem Typen wieder rauskam. So ein richtiger Aufreißertyp mit Lederhose und viel zu weit aufgeknöpftem Hemd. Du weißt schon … so ein Macker, auf den die Frauen irgendwie alle stehen.«
Das war nun eindeutig nicht der Eindruck, den Phils Outfit hinterlassen sollte, aber das lief ja sowieso alles etwas anders, als ich es mir vorgestellt hatte.
»Den hat sie dann ins Auto gepackt und ist mit ihm in ein Hotel gefahren! Isa, wie schäbig ist das eigentlich? Mich hat sie schon seit fast einem halben Jahr nicht mehr an sich rangelassen, und dann krallt sie sich so einen Jüngling, um ihn in einem billigen Hotel zu vernaschen!« Er ist zutiefst verletzt. »Und das, obwohl ich mich so bemüht habe – ich habe mich für sie rasiert, obwohl ich mein Kinn nicht mag, ich habe mir dieses Aftershave gekauft, das sie toll findet, obwohl ich davon Kopfschmerzen bekomme, und dann … so etwas! Ich will mir gar nicht vorstellen, woher sie diesen Kerl kennt und wie lange das schon läuft zwischen den beiden.«
Ich suche gerade das Loch im Boden, in welchem ich versinken kann. Aber ich finde keines. »Weißt du … unsere Ehe ist für Außenstehende vielleicht ein wenig … komisch.« Er schluckt schwer. »Gaby hat in unserer Beziehung die Hosen an, das hast du ja neulich mitbekommen. Und ich finde das auch gar nicht schlimm. Ich war immer so der ruhige Typ, ich könnte keiner Fliege etwas zuleide tun, und ich habe immer starke Frauen geliebt, die selbstbewusst das Ruder in der Hand halten.«
»Äh … ja.« Mehr fällt mir gerade nicht ein, denn es kommt mir vor, als würde Wolf über seinen außerirdischen Klon sprechen und nicht über sich.
»Aber dann, im Lauf der Jahre … es gibt schon einen Unterschied dazwischen, zu sagen, wo es langgeht, und den anderen unterzubuttern. Und bei Gaby und mir hat es sich von dem einen zum anderen gewandelt. Ich glaube gar nicht, dass ihr das bewusst ist, ich habe ja selbst lange gebraucht, um zu begreifen, warum ich hier im Laden so …« Er sucht nach Worten und schaut mich traurig an.
»… so herrisch und cholerisch bin?«, beende ich seinen Satz.
»Ach, Isa.« Er seufzt. »Ich weiß, dass ich manchmal ein absolutes Arschloch sein kann.«
»Immer«, sage ich, ohne nachzudenken.
»Wie bitte?« Er schaut mich groß an.
Augen zu und durch, Isa. »Immer, Wolf. Du warst nicht manchmal ein Arschloch, sondern immer!«
Er schaut betreten auf seine Hände. »Okay, ich weiß, dass ich immer ein Arschloch war, und im Nachhinein tut es mir so furchtbar leid. Ich war einfach so dermaßen unzufrieden mit meinem Leben, dass ich meinen Ärger irgendwie damit kompensiert habe.« Er schluckt. »Ich weiß, dass ich unausstehlich war, und ich kann, ehrlich gesagt, auch gar nicht
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