Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
verstehen, dass du es so lange mit mir ausgehalten hast. Jede andere hätte mir wohl alles vor die Füße geschmissen.«
»Das stimmt allerdings.« Ich schaue ihn an und weiß nicht, ob ich gerade lachen oder weinen soll. »Aber … ach, weißt du, Wolf, es gehören immer zwei dazu. Den einen, der es macht, und den anderen, der es zulässt.« Denn genau so ist es. Wolf steckt in seiner Ehe fest und ich in diesem Job. Wir haben beide Optionen – er kann Gaby verlassen, ich bei ihm kündigen und versuchen, aus dem Männertaxi endgültig einen Fulltimejob zu machen. Aber wir beide haben es nicht getan.
Auf einmal wird mir heiß und kalt zugleich. Was, wenn das mein Problem ist? Was, wenn ich immer so darauf bedacht bin, alles immer so weiterzumachen, wie ich es gewohnt bin, ohne zu sehen, dass es anders ganz einfach besser wäre? Weil es einfacher ist, einen grässlichen Chef zu haben als gar keinen? Weil es zwar schmerzhaft, aber auch irgendwie sicher ist, immer auf dieselben Männer hereinzufallen?
Aber hier geht es gerade nicht um mich. Energisch schiebe ich deswegen die Fragen an mich selbst zur Seite und konzentriere mich wieder auf mein Gegenüber.
»Hattest du denn nie den Gedanken, aus dieser Ehe ausbrechen zu müssen? Hast du dich nie … öh … anderweitig umgeschaut?«
Er lacht bitter. »Du wirst es kaum glauben, aber …«
Doch, Wolf, ich werde es mit Sicherheit glauben!
»Ich habe es wirklich versucht. Es gibt doch in den Tageszeitungen jede Menge solcher Angebote, Seitensprungagenturen und so was.« Er wirkt ein wenig beschämt. »Ich habe mich auch ab und zu mit diesen Frauen getroffen.«
»Ja, aber dann hast du doch nichts anderes getan als Gaby!« Soso! Der Herr ist die Scheinmoral in Person!
»Es ist nicht so, wie du denkst, Isa. Ja, ich wollte eine kleine Affäre haben, mich endlich wieder wie ein ganzer Kerl fühlen und … weißt du …« Er schaut sich die Decke nun sehr gründlich an, weil es ihm offensichtlich peinlich ist. »Ich wollte mich einfach wieder einmal begehrenswert fühlen, weißt du? Aber dann habe ich mit diesen Frauen geredet und immer sofort festgestellt, dass sie Gaby nicht das Wasser reichen können, so herrisch sie auch ist. Ich liebe sie, und deswegen konnte ich sie einfach nicht betrügen.«
Uff. Das ist harter Tobak. So sind doch eigentlich sonst immer nur wir Frauen, dachte ich.
»Und wenn Gaby mit diesem Typen auch nur geredet hat?« Ich glaube meine eigenen Worte zwar nicht, aber ich finde, ich muss die Option zumindest mal in den Raum stellen.
Wolf schüttelt den Kopf. »Das glaube ich nicht. Es … es ist auch nicht das erste Mal, dass sie mich betrügt. Sie hat es schon öfter getan, und wir standen deswegen auch schon mal kurz vor einer Scheidung. Doch ich habe immer wieder um sie gekämpft.« Wolf schneuzt ins Taschentuch. »Ich fühle mich so verloren. Was soll ich nur tun?« Er schaut mich flehend an.
Was soll ich ihm denn jetzt raten? Das hier ist eine Nummer zu groß für mich Laienpsychologin, das ist ein Fall für eine Paartherapie oder für Angelika Kallwass. Ich räuspere mich. »Rede mit ihr!«
Er schweigt.
»Rede mit ihr und sage ihr klipp und klar, dass es so nicht weitergehen kann und dass du ihr eine allerletzte Chance gibst. Und vielleicht …« Ich überlege einen Moment, ob ich es ihm sagen kann, aber ich denke dann, dass genau jetzt der richtige Moment dafür ist. »Vielleicht solltest du dich auch ein wenig verändern. Rein optisch gesehen.«
»Wie jetzt?« Wolf scheint nicht zu verstehen, worauf ich anspiele.
»Na … du hast doch schon angefangen, dich zu rasieren und Aftershave zu benutzen. Hör doch nicht auf halbem Wege auf. Du könntest zum Friseur gehen, dir ein paar neue, schicke Klamotten zulegen. Werde interessant für andere Frauen – dann bist du es auch wieder für deine eigene!«
Na, wie habe ich das gemacht? Die Therapeutin in mir wird gerade aus ihrem Tiefschlaf geweckt.
»Meinst du, das reicht?«, fragt Wolf skeptisch.
»Na, reichen wird es mit Sicherheit nicht. Aber Gaby sollte sehen, dass du dich bemühst. Und sie sollte vielleicht auch merken, was sie an dir hat. Denn wenn wir Frauen erst einmal merken, dass wir dabei sind, etwas zu verlieren, dann wollen wir es auch behalten. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede …«
Eigentlich bin ich selbst gar nicht so davon überzeugt, denn einer Ehe, die so dermaßen kaputt erscheint, würde ich gar keine Chance mehr geben. Aber vielleicht folgt auch
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