Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
verhindern, dass ich mir doch noch auf die Zunge beiße. Bevor ich auch noch ins nächste sicher bereits bereitstehende Fettnäpfchen springen kann, sage ich schnell: »So, und für welchen Film haben Sie sich heute entschieden?«
Er reicht mir die Marke und zwinkert mir dabei zu. Wahrscheinlich, weil sich ein kleines Staubkorn in sein Auge verirrt hat. Zumindest schaut das Zwinkern nicht cool, sondern recht unbeholfen aus.
Ich suche den Film raus. Wir Kinder von Bullerbü aus dem aktuellen Retro-Schaufenster. Also ist er ein Familienpapi? Dann darf man ruhig unter 1,85 m groß sein, eine merkwürdige Brille tragen und kleidungstechnisch in den achtziger Jahren steckengeblieben sein.
Ich grinse in mich hinein, als ich ihm den Film gebe und er noch zwei Tafeln Kinderschokolade dazu kauft. Also wohl nicht ein Kind, sondern zwei, unter denen gerecht aufgeteilt werden muss. Manchmal glaube ich, dass ich meinen Beruf verfehlt habe. Vielleicht sollte ich wirklich Psychotherapeutin werden. Die analysieren die Patienten doch auch immer von vorne bis hinten. Und etwas anderes mache ich schließlich auch nicht, wenn ich sehe, was die Kunden hier im Laden kaufen. Ganz zu schweigen von meinen Erkenntnissen über Sven gestern … auch wenn die zugegebenermaßen etwas spät kamen.
»Vielen Dank, Frau Schwärzenbach, bis zum nächsten Mal!« Herr Möller zwinkert mir noch einmal zu. Irgendwie ist er ja doch goldig. So auf seine ganz eigene Art.
Ich öffne die Kundendatei von Herrn Möller noch einmal, um nach seinem Vornamen zu sehen, weil mir auffällt, dass ich den gar nicht weiß, aber es ist keiner vermerkt. Am Kürzel des Bearbeiters sehe ich, dass Wolf den Datensatz selbst angelegt hat. So viel zum Thema, dass die Kartei ordentlich geführt werden muss. Das Datum, das unter Sonstiges eingegeben ist, dürfte der Geburtstag sein. Ich kopiere ihn schnell in das richtige Eingabefeld. Sieh mal an, Herr Möller ist tatsächlich zwei Jahre älter als ich. Wenn er das nächste Mal kommt, muss ich dran denken, seinen Vornamen nachzutragen – und ihm definitiv diese grässlichen T-Shirts ausreden. Sonst werden seine Kinder deswegen womöglich noch eines Tages auf dem Schulhof gehänselt.
Als es am Abend an meiner Tür klingelt, öffne ich gespannt – und erstarre. »George!«, entfährt es mir.
George Clooney, wie er leibt und lebt – diese dunklen Haare mit den grauen Schläfen! Diese unglaublichen Augen! Dieser Anzug, diese Krawatte … Hammer. Fehlt eigentlich nur noch der Kaffeeautomat, für den er im Fernsehen wirbt. George ist hier!
»Nein, Harald«, sagt mein Gegenüber etwas irritiert und schaut auf seine Uhr. »Bin ich zu früh? Erwarten Sie noch jemand anderen?«
Harald? Harald, der Familienpapi?
»Nein, nein, kommen Sie rein«, sage ich schnell, »Sie erinnern mich nur … an einen Ex-Freund.« Okay, das ist geflunkert, aber natürlich nur, weil Mr.Clooney einfach noch nie in Münster-Hiltrup vorbeigeschaut hat.
Harald ist ein ganz anderes Kaliber als Sven: Er streckt mir höflich die Hand entgegen und haucht mir, als ich sie schüttle, zwei freundliche Küsse auf die Wangen. Dann tritt er einen Schritt zurück und sieht mich erwartungsvoll an.
»Hier entlang, bitte …« Ich weise ihm den Weg in mein Büro.
»Das ist … Ihr Schlafzimmer?«, stellt er irritiert fest.
»Es ist mein Büro und mein Schlafzimmer«, stelle ich klar. »Und bitte: Wollen wir uns nicht duzen – und setzen?«
Harald lächelt freundlich, setzt sich – und checkt dabei mit einem schnellen Blick meinen Körper ab. Ich bin fast erleichtert darüber.
»Also, Harald, dann schieß mal los: Warum möchtest du beim Männertaxi mitarbeiten – und was sagt deine Frau dazu?«
»Meine Frau weiß nichts von diesem Job, und Diskretion ist mir wichtig, damit das auch so bleibt. Ich möchte einfach mal Neues ausprobieren, verstehst du? Ab und zu mit anderen Frauen ausgehen, mal ins Theater, mal ins Kino, so etwas in der Art.« Ich komme mir erneut vor wie die Therapeutin herself und sehe mich schon mit Klemmbrett und Bleistift neben ihm sitzen – diesmal aber nicht, um ihm unsere Männertaxi-Vorgehensweise zu erklären, sondern um mir Stichpunkte aufzuschreiben zu dem, was er da gerade erzählt: Meine Frau hat mich hierhergeschickt, weil sie mich nicht liebt und hofft, dass ich auf diesem Weg eine neue Partnerin finde. Sie will, dass ich dich kennenlerne. Dich, Isa, nur dich.
Das hat er doch gerade ungefähr so zum Ausdruck
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