Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
hätte. Beim Reden bilden sich Spuckefäden an seinen Lippen. »Weeste, Bambi ist mir zu Hardcore. Weil es da so viele Heulszenen gibt, verstehste, Püppi?«
»Äh … ja, klar!« Als ich kassieren will, ordert der Kunde, dessen Name laut unserem System Domenikus von Herrenberg ist, was weder zu seinem Aussehen noch zu seinem Filmgeschmack passt, eine Stange Marlboro. »Aber die Lights, bitte!«
»Die normalen sind Ihnen zu hart, was, Herr von Herrenberg?«
»Genau. Hey, kennst mich ja schon richtig gut, wa? Aber du kannst doch nu wirklich Dommi zu mir sagen wie alle anderen ooch!«
Wahnsinn, wie durchgeknallt manche Leute sind.
Nachmittags betritt Herr Möller den Laden. Den sehe ich wirklich dauernd hier. Ich frage mich, warum ein Mensch so dermaßen oft DVDs ausleiht. Hat der keinen Job?
»Hallo Frau … äh …«, er kneift die Augen etwas zusammen, um mein Namensschild lesen zu können. »Frau Schwärzenbach. Schöner Name übrigens! Und wenn ich mir das erlauben darf: Dieses Rot steht Ihnen ganz hervorragend.«
»Das sagt meine Typberaterin auch«, gebe ich strahlend zurück. Ich überlege gerade, ob ich ihm mal die Visitenkarte derselbigen geben soll, denn ein paar gute Ratschläge von Mademoiselle Cathrin könnte er gut gebrauchen. Es ist ja nicht schlimm, dass er relativ klein ist; solche Männer muss es eben auch geben. Für kleine Frauen. Okay, ich bin jetzt auch nicht gerade die Größte mit meinen 1,70 m, aber für mich fängt ein richtiger Mann eben erst bei 1,85 m an. Und Herr Möller kommt nicht mal annähernd an diese Isa-Marke heran. Er ist genau genommen kaum größer als ich.
Wie gesagt, für seine Größe kann er nichts, aber wieso trägt er eine so hässliche Brille? Zumal er doch recht schöne blaue Augen hat. Und eine neue Frisur könnte er sich auch mal zulegen. Er trägt sein Haar geschätzte 1,2 mm lang. Beziehungsweise: kurz. Das ist nicht viel. Eigentlich wird nur ein Haarflaum angedeutet. Bei manchen Männern sieht das sexy aus, aber bei Herrn Möller? Eher nicht. Und das T-Shirt mit dem Spruch Früher war ich schizophren, heute sind wir zu zweit erwähne ich mal lieber gar nicht.
Aber jedem Tierchen sein Pläsierchen. Und es wäre wirklich unhöflich, ihn zu Mademoiselle Cathrin zu schicken.
»Soll ich Ihnen mal die Telefonnummer meiner Modeberaterin geben?«
Oh Gott, das wollte ich doch eigentlich gar nicht sagen!
Herr Möller schaut mich verdutzt an. Er lässt den Blick einmal an sich hinunter- und wieder hinaufwandern. »Wieso? Stimmt irgendwas nicht?«, fragt er mit anscheinend ernstgemeintem Entsetzen.
»Ja, nein, also, ich meine …« Mensch, Isa, warum musst du dich eigentlich immer wieder selbst in solch prekäre Situationen manövrieren?
»Nein, nein, also so an sich stimmt schon alles, denn immerhin sind Sie ja nicht … öhm … nackt!« Ich grinse schief. Was habe ich gerade gesagt? Nackt? Denk nach, Isa, denk nach! »Aber Sie könnten sicher noch mehr aus Ihrem Typ machen! Irgendwas kitzeln diese sogenannten Berater ja doch immer aus einem raus. Und wenn es nur eine völlig unnötige Versicherung ist, haha!« Ich lache unsicher.
»Versicherungsberater sind aber schon etwas anderes als Modeberater, das wissen Sie, oder?« Herr Möller grinst und scheint sich über meine Unsicherheit zu amüsieren.
»Klar, das war jetzt auch nur so ein Vergleich. Wissen Sie, es geht mich natürlich gar nichts an, aber diese T-Shirts, die Sie immer tragen, die sind wohl eher nicht das, was eine Modeberaterin empfehlen würde.«
Wieder schaut er an sich hinab. »Warum werden sie dann verkauft?«, fragt er mich – und zwar so, als wüsste er es wirklich nicht.
»Na, als Gag! Für runde Geburtstage und so. Oder um jemanden zu ärgern. Aber doch nicht, damit man sie einfach so trägt! Stellen Sie sich mal vor, jemand würde nun wirklich denken, Sie seien schizophren.«
»Oh, so habe ich das noch nie gesehen. Ich fand die Farbe einfach so schön.«
Quietschgrün – schön?
»Aber sie passt nicht zu Ihrem Teint«, sage ich entschlossen. »Es macht Sie zu blass!«
»Wenn Sie meinen … Und sehen Sie sonst noch Beratungsbedarf bei mir?« Herr Möller blinzelt mich durch seine Brillengläser herausfordernd an.
Die richtige Antwort darauf ist natürlich: Nein, natürlich nicht, entschuldigen Sie, das ist mir jetzt doch alles nur so rausgerutscht. Der Kunde ist schließlich König.
»Die Haare würden Ihnen etwas länger besser stehen!« Ich lächle breit, um zu
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