Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
verwandelt. Die Geschichte meiner Nachbarin berührt mich so, dass ich sie einfach in den Arm nehmen möchte. Hey Isa, denk einfach nicht drüber nach, sondern mach es, sage ich mir selbst – und ziehe Frau Mattheuser in meine Arme. Ich halte sie einfach fest und atme ihren Geruch ein, diesen typischen Alte-Menschen-Duft, den man irgendwie gar nicht beschreiben kann. Es ist nicht so, dass er unangenehm wäre, aber schön ist er auch nicht. Wahrscheinlich gehört er einfach zum Alter.
Eine ganze Weile sitzen wir so da. Mein Herz ist erfüllt mit Mitleid; Frau Mattheuser tut mir so unsagbar leid! Ich kann mir absolut nicht vorstellen, so einsam und verlassen zu sein. Ich schätze mich in diesem Moment so glücklich: Ich habe Pia, eine Familie, ich habe einen Job, der mir trotz Wolf Spaß macht, und demnächst habe ich auch noch ein florierendes Männertaxi.
Aber dennoch verbindet etwas meine Nachbarin und mich: Wir haben beide keine Liebe. Besser gesagt: Frau Mattheuser hat immerhin die zu ihren Büchern. Und ich? Ich habe gar keine.
Aber ich will ja auch gar keine mehr, ruft eine kleine Stimme in mir bockig. Ihre Geschichte ist doch das beste Beispiel dafür, dass Liebe weh tut. Also ist es besser, wenn man erst gar keine hat. Dann kann man im Nachhinein auch nichts vermissen.
Oder?
Ich weiß gerade selber nicht, ob ich meinen eigenen Gedanken trauen kann. Ich weiß nur, dass all das hier mich sehr, sehr traurig macht.
Auf einmal weiß ich, was ich tun muss. Ich lasse Frau Mattheuser los und sage: »Wenn Sie möchten, kann ich Sie ja ab und zu mal besuchen kommen!« In Gedanken sehe ich mich schon mit Frau Mattheuser zu Weihnachten Plätzchen backen und zu Ostern Ostersträuße schmücken. Obwohl das noch vor ein paar Stunden eine absolute Horrorvorstellung gewesen wäre, habe ich jetzt das sichere Gefühl, dass es genau richtig ist, diesen Vorschlag zu machen. Und wer weiß: Eines Tages werde ich vielleicht sogar zusammen mit ihr ein Buch lesen! Ich nehme es mir zumindest gerade ganz fest vor.
Es gibt doch auch kurze Bücher, oder? So richtig kurze, meine ich.
»Würden Sie das wirklich tun?« Frau Mattheuser sieht mich an. In ihrem Blick liegt Hoffnung und Freude, aber auch Skepsis. »Ich will kein … kein Mitleid.«
»Aber ich will Plätzchen!«, platzt es aus mir heraus. Als meine Nachbarin mich irritiert ansieht – sie kann ja nicht ahnen, dass ich uns gemeinsam bereits bei der Weihnachtsbäckerei gesehen habe –, füge ich schnell hinzu: »Warum denn nicht? Sie könnten meine Ersatz-Omi werden. Meine eigene ist leider vor ein paar Jahren verstorben, und ich vermisse sie sehr! Mit ihr habe ich zu Weihnachten immer Zimtsterne gebacken.«
»Ich würde … ach, Kind, ich würde gerne Ihre Ersatz-Omi sein.« Frau Mattheuser lacht mich an, und ich spüre das Glück, welches aus ihrem Herzen strömt – raus aus ihrem, hinein in meins. Das fühlt sich so schön an, dass ich merke, wie mir Tränen in die Augen steigen.
»Aber dann duzen Sie mich jetzt bitte auch«, sage ich schnell und schlucke die Rührung hinunter. »Ich bin die Isa.«
»Und du nennst mich bitte Charlotte!« Sie nimmt ihre Teetasse in die Hand und stößt an meine Tasse an.
Es gibt Momente im Leben, die kann man einfach nicht bezahlen. Und es gibt Momente im Leben, die würde man auch für kein Geld der Welt mehr hergeben. Charlotte und mich trennen mindestens dreißig Jahre, aber von nun an wird uns immer dieser eine, besondere Moment verbinden, den ich so schnell nicht wieder vergessen werde.
Kapitel 11
A ls ich am nächsten Morgen in der Badewanne liege und über den gestrigen Tag nachdenke, stelle ich fest, dass er krasser nicht hätte sein können.
Nachdem ich die Wohnung von Charlotte (es ist für mich noch ganz komisch, sie so zu nennen) verließ, kam kurze Zeit später Pia zu mir runter und erzählte von ihrem Erlebnis mit Lars.
»Anfangs war er noch ein wenig unbeholfen, aber da er anscheinend sehr lernfähig ist, war er am Ende gar nicht mal so übel«, lachte sie. Auf jeden Fall hat Pia ihm eine Zusage fürs Männertaxi gegeben: »Ist dir aufgefallen, wie Lars von schüchtern auf selbstbewusst umschalten kann, als ob es dafür einen Knopf bei ihm gibt? Zugegeben, nervös ist er ein bisschen anstrengend, aber solange der cool bleibt, ist der für unsere Kundinnen doch echt ein Leckerchen. Und die Damen werden ihren Spaß daran haben, ihm zu zeigen, wo’s im Bett langgeht.«
Dann denke ich wieder an das Leben von
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