Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
aufsetzen. Ha! Das hat er nun davon. Recht geschieht es ihm!
Ich schleiche an den beiden vorbei, ziehe den Kragen meiner Jacke etwas höher und versuche, mich dahinter zu verstecken. Sehen müssen sie mich ja nicht gerade. Vor allem Tom nicht. Immerhin habe ich nach der Trennung die bereits erwähnten sieben Kilo zugenommen. Davon sind vier zwar wieder runter, aber gerade in diesem Moment fühlt es sich so an, als würden sie immer noch an mir haften. Phantomkilos sozusagen. Und die sind mir irgendwie sehr peinlich.
Mit gesenktem Kopf ziehe ich einen Einkaufswagen aus der Schlange. Nun trennen mich nur noch ein paar Meter vom Eingang des Supermarktes …
Nur noch drei …
Zwei …
Direkt neben dem Eingang hat jemand einen Hund angeleint. Der Arme! Er tut mir richtig leid. Das scheint er irgendwie zu spüren – er springt auf, will zu mir laufen, wird von der Leine daran gehindert … und kläfft mit einer Lautstärke los, als habe er einen Verstärker eingebaut.
Ich erstarre. Zumindest im Beinbereich. Mein Oberkörper fährt herum, um zu sehen, ob Tom inzwischen in sein Auto eingestiegen ist, denn wenn er dieses infernale Gekläffe hört, wird er …
… zu uns herüberschauen. Und genau das macht er gerade.
Tom und ich schauen uns an, und einen Moment lang möchte ich in seinen Augen und seinen Armen versinken. Ist es nicht komisch, dass man wütend sein kann und sich dennoch nach der Nähe des Menschen sehnt, der einem so unsagbar weh getan hat? Nein, sage ich mir in Gedanken. Das ist nicht komisch, das ist saublöd und bescheuert!
Noch saublöder und noch bescheuerter ist allerdings, dass ich automatisch den Arm hochreiße und ihm zuwinke. Und da ich immer noch merkwürdig verknotet dastehe – denn, wie gesagt, meine Beine sind immer noch wie gelähmt –, bringt mich das fast aus dem Gleichgewicht. Aus dem Winken wird ein wildes Straucheln. Ahhh!
Tom nickt mir distanziert zu – und diese kalte, unpersönliche Geste trifft mich wie ein Faustschlag. Schnell schaue ich zur Seite und kümmere mich um den Einkaufswagen, während ich innerlich den Hund erschieße, der die Aufmerksamkeit von Tom auf mich gezogen hat. Chantal wettert im Hintergrund los, aber ich kann nur noch Bruchstücke hören wie »… dir gesagt … musst du das … Herrgott noch mal …«, als ich endlich im Laden verschwinden kann.
Wahrscheinlich sollte ich jetzt froh sein, frei und unabhängig zu sein und niemanden zu haben, der an mir rummäkeln kann.
Bin ich aber nicht.
Punkt 19 Uhr klingelt es, und Simon betritt wenig später meinen Flur. Hey, was für ein Mann! Insgeheim hatte ich ja vermutet, dass sich nur Männer fürs Männertaxi anmelden, die auf normalem Wege vielleicht keine Chance bei Frauen haben und so dann an Frauen rankommen möchten. Doch wieder einmal werde ich eines Besseren belehrt, denn vor mir steht ein Kerl, neben dem selbst der durchtrainierte Sven noch etwas schmächtig wirken würde. Das nenne ich Muskeln! Und auch das Gesicht ist nicht zu verachten.
»Simon, ich freue mich«, begrüße ich ihn und merke, wie so ziemlich alles, was in und an meinem Körper auf einen Mann reagieren kann, in den fünften Gang hochschaltet. Er hat ein sehr maskulines, kantiges Gesicht – und dazu volle, sinnliche Lippen. Er ist mindestens 1,82 m groß. Und habe ich die M-u-s-k-e-l-n erwähnt? Zum ersten Mal, seit ich für das Männertaxi Typen teste, überlege ich, ob ich nicht direkt zur Sache kommen soll. Gerne auch gleich hier und jetzt im Flur. Wow! »Schön, dass du pünktlich bist.«
»Ich sach mal so, ich bin immer pünktlich. Pünktlich wie die Maurer sozusagen. Auch wenn ich keiner bin. Bin ja nur Straßenbauarbeiter, jawoll ja.«
Äh … wie bitte? Irgendwie redet der komisch. Andererseits: Er ist ja auch nicht da, um eine Rede zu halten. »Na, dann komm mal mit in mein Büro«, sage ich kokett lachend, und er folgt mir auf dem Fuße.
»Ich sach mal so, dein Büro könnte glatt auch als Schlafzimmer durchgehen, woll?«, fragt er verwundert. Und wieder einmal erläutere ich, dass mein Schlafzimmer im Prinzip ja auch mein Arbeitszimmer ist, weil mein Laptop am Ende des Bettes steht. Den kleinen Vortrag kann ich mittlerweile schon im Schlaf. Während ich ihn abspule, gehe ich zu meiner kleinen Anlage und schalte sie ein; Rod Stewart besingt mit der bekannt heiseren Stimme Baby Jane .
»Na, aber sehr gemütlich eingerichtet, jawoll ja«, grinst Simon mich an, während er sich einmal im Kreis dreht
Weitere Kostenlose Bücher