Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
gewünschten Mann für heute Abend vermitteln zu können.
»Unser Herr mit der Nummer drei wird den Stadtanzeiger auf den Tisch legen, damit Sie ihn problemlos erkennen können. Das dürfte aber sowieso kein Problem sein – er ist wirklich ein Bild von einem Mann.«
»Ich freue mich sehr«, antwortet die Hexe mit rauchiger Stimme.
Und ich erst! Ich bin megagespannt, was nun auf mich zukommen wird.
Um 18:45 Uhr sitze ich an einem der hinteren Tische des Cafés; von hier aus kann ich den ganzen Raum gut überwachen. Simon hält Wort. Bereits um 18:55 Uhr betritt er den Raum, erblickt mich direkt, nickt mir aber nur ganz dezent zu und lässt sich dann an einem der freien Nebentische nieder. Den Stadtanzeiger legt er brav vor sich auf den Tisch. Gut schaut er aus. Also: Simon, nicht der Stadtanzeiger. Seine Muskeln zeichnen sich unter dem hellen T-Shirt wohlgeformt ab, seine dunklen Haare sind durchgewuschelt und mit Gel in lässige Form gebracht. Er bestellt sich ein Pils bei der Kellnerin. Wie, er will jetzt Bier trinken? Und dann haucht der meiner ersten Kundin gleich seinen Alkoholatem entgegen? Das geht gar nicht. Ich improvisiere einen Hustenanfall, und als er (und, nebenbei bemerkt, auch etliche andere Gäste, aber darauf kann ich keine Rücksicht nehmen) in meine Richtung schaut, schüttle ich energisch den Kopf. Zum Glück versteht er das richtig, und ich höre, dass er seine Bestellung zurücknimmt und eine Cola bestellt. Gut so.
Ich halte mich derweil krampfhaft an einem Kamillentee fest, denn ich bin super aufgeregt und brauche etwas Beruhigendes. Mein erstes Männertaxi-Date! Ich bin so gespannt drauf, wie es laufen wird. Simon hingegen wirkt vollkommen gelassen. Beneidenswert.
Um 19:02 Uhr – ich weiß das deshalb so genau, weil direkt über der Eingangstür eine riesige alte Bahnhofsuhr hängt – betritt eine Dame das Café. Wobei der Begriff Dame einen falschen Eindruck vermittelt. Vollweib würde es eher treffen.
Hexe 35 hat wilde rote Locken, was perfekt zu ihrem Nickname passt, trägt ein schwarzes, enges Kleid und eine fette Goldkette um den Hals. An ihren Fingern trägt sie ein Vermögen in Ringen, und ihr Parfüm rieche ich selbst hier an meinem Tisch. Drama, Baby, Drama würde Bruce Darnell jetzt sagen. Aber: wow! Sie sieht klasse aus, wie einem Hollywoodfilm entsprungen. Woher hat die bloß unseren Flyer? Sie ist definitiv keine meiner Kundinnen, und ohne Pia zu nahe treten zu wollen – die Dame sieht nicht so aus, als würde sie sich die Nägel jemals außerhalb eines sündhaft teuren Beauty-Spas machen lassen. Das kann nur eins bedeuten: Das Männertaxi wird bereits per Mundpropaganda weiterempfohlen, genau so, wie wir uns das vorgestellt haben!
Ein Blick in Richtung Simon verrät mir, dass er nun auch nicht mehr ganz so ruhig ist wie gerade noch – ganz im Gegenteil, er scheint kurz davor zu stehen, an einer Schnappatmung zu sterben. Ich sach mal so: Simon, du hättest sicher nie gedacht, mal mit so einer Frau ein Date zu haben, woll?
Er reißt den Stadtanzeiger in die Luft. Die Dame geht lächelnd auf Simon zu, der sichtlich nervös aufsteht und die rechte Hand an seiner Jeans abwischt, bevor er sie ihr entgegenstreckt. »Sind Sie die … äh … Hexe?«, höre ich ihn fragen und ziehe zischend etwas Luft zwischen meinen Zähnen hindurch. Autsch! Fürs nächste Mal muss ich unbedingt daran denken: immer nach einem Namen fragen, und wenn es schon nicht der richtige sein soll, dann doch zumindest einer, den man in einer solchen Situation problemlos nennen kann.
Die Rothaarige lacht. »Dann musst du die Nummer 3 sein!«
»Das bin ich, jawoll ja!« Simon lacht etwas nervös, aber immerhin ist er geistesgegenwärtig genug, ihr den Stuhl zurechtzurücken, auf dem sie sich auch prompt niederlässt. »Sind Sie öfter hier?« »Dieses doofe Siezen haben wir doch nicht nötig, oder? Nenn mich Julia. Und du bist?«
»Simon! Ich bin Simon!«
Sie mustert ihn unverhohlen und fährt sich dabei sogar lasziv mit einem Zeigefinger über die Lippe. Junge, geht die aber ran! In Simons Haut möchte ich gerade nicht stecken.
»Du gefällst mir ausgesprochen gut«, gurrt sie ihn an – und lässt den Finger nun tatsächlich kurz, aber eindeutig lüstern, zwischen ihren Lippen verschwinden.
»Hast du … Hast du dich verletzt? Ich habe …«, er kramt in seiner Hosentasche, »ich habe immer ein Pflaster dabei!« Er lacht, und seine strahlend weißen Zähne scheinen mich fast zu
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