Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
solange ich auf dem Hocker sitze. Als ich mich, immer noch verdutzt, hochrapple, wird er wieder zu dem netten, aber viel zu kleinen Mann, den ich bereits seit Wochen kenne. Mir fällt auf, dass er heute wieder keins seiner ollen Sprüche-Shirts trägt, sondern ein recht hübsches blaues Hemd. Das allerdings nicht ganz zu dem zarten Rotton auf seinen Wangen passt.
»Ich wollte … also, ich …«
Och nee, wie niedlich: Der sonst so schlagfertige Herr Möller hat mir eine Sonnenblume gekauft, kommt aber aus dem Stottern nicht mehr raus?
»Ist die für mich? Wie schön! Woher wussten Sie denn, dass ich Sonnenblumen liebe?«
»Das wusste ich gar nicht. Ich hab’s mir nur gedacht, weil ich auf Ihrem Auto neulich einen Sonnenblumenaufkleber sah.«
Da hat Herr Möller aber wirklich sehr genau hingesehen; hinten auf dem Heck klebt tatsächlich ein kleiner Sticker mit einer Sonnenblume, und darunter steht Beauty inside . Den habe ich mal zum Geburtstag geschenkt bekommen. Von Tom. Aber den Gedanken schüttle ich schnell weg.
»Das ist superlieb von Ihnen, Herr Möller! Vielen Dank.«
Wir lächeln uns an, aber irgendwie weiß keiner von uns beiden, was er nun sagen soll. Und einfach nur so dastehen, sich anlächeln und schweigen kann manchmal ganz schön unangenehm werden …
»Ich wollte Schuhe kaufen!«, sage ich schnell.
»Das dachte ich mir.«
»Wieso?« Er kann doch unmöglich wissen, dass ich süchtig nach hübschen Tretern bin.
»Lassen Sie mich mal ganz scharf überlegen.« Er tut so, als würde er angestrengt nachdenken. »Sollte es daran liegen, dass wir hier in einem Schuhgeschäft sind?«
Ich unterdrücke ein Lachen und sage stattdessen in einem ähnlich ernsten Ton wie er: »Das, Herr Möller, ist ein sehr kühner Schluss. Das würde bedeuten, Sie kauften diese wirklich schöne Sonnenblume für mich in einem …« Na? Na? Na?
Herr Möller tut wieder so, als würde er angestrengt überlegen. Dann schaut er mich so treudoof an wie ein Hundewelpe und sagt: »An der Tankstelle?«
Wir prusten beide los, und es tut gut, einfach mal so ungehemmt albern zu sein.
»Was machen Sie denn danach?«, will Herr Möller dann wissen.
»Wonach?« Ich stelle mich absichtlich dumm, weil ich mich einerseits frage, warum er das wissen will – mir andererseits der Grund schon schwant und es mir so die Möglichkeit gibt, schon mal eine Ausrede zu überlegen.
»Na, nach dem Schuhe kaufen. Haben Sie danach vielleicht ein wenig Zeit?«
»Ach, das tut mir leid, ich bin derzeit wirklich sehr im Stress …«
»An Ihrem freien Tag?«
»Wer sagt denn, dass heute mein freier Tag ist?«
»Ihr liebreizender Chef.«
»Wolf?« Ich schaue ihn groß an.
»Haben Sie noch einen anderen?«
»Zum Glück nicht. Aber wieso sprechen Sie mit meinem Chef über mich?«
Auf einmal scheint sich Herr Möller auch für Schuhe zu interessieren – genau genommen für seine eigenen, auf die er sehr angestrengt hinuntersieht.
»Ich war gerade zufällig im DVD-Verleih und dachte, ich frage Sie mal, ob Sie nicht Lust hätten, einen Kaffee trinken zu gehen.«
»Und dann haben Sie meinen Chef mit mir verwechselt und ihn gefragt?« Ich grinse in mich hinein, während ich tadelnd den Zeigefinger hebe. »Herr Möller, Herr Möller, ich muss schon sagen …«
»Das liegt nur daran«, schießt er schnell zurück, »dass ich so selten Gelegenheit habe, mir Ihr Gesicht in Ruhe einzuprägen. Sie müssen wissen, ich habe ein sehr schlechtes Gedächtnis. Und deswegen wäre es von Vorteil, wenn Sie diesen Kaffee mit mir trinken würden, Frau Schwärzenbach.«
Nein! Herr Möller gräbt mich tatsächlich an! Und das nicht mal unauffällig, sondern total offensichtlich! Erst die Sonnenblume, dann die Einladung zum Kaffee! Und das alles, obwohl er verheiratet ist und Kinder hat! Wobei, nun ja, das dachte ich mir jedenfalls immer so. Vielleicht ist er Single? Wahrscheinlich hatte er sogar noch nie eine Freundin! Vielleicht ist er einer dieser Typen, die noch bei ihren Eltern wohnen und dann eines Tages so verzweifelt sind, dass sie sich an RTL und Vera Int-Veen wenden, um eine Schwiegertochter für ihre Eltern suchen zu lassen. Wahnsinn!
»Ach, das tut mir nun wirklich leid, aber ich trinke momentan gar keinen Kaffee!« Im Körbeverteilen war ich nie so gut.
»Sie dürfen auch gerne Tee trinken oder ein Eis essen oder ein Stückchen Kuchen!«
»Auch eine Herrencreme?« Das ist schneller aus meinem Mund geschlüpft, als ich es unterdrücken kann.
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